Schlafe mein Prinzchen schlaf ein

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Schlafe mein Prinzchen schlaf ein

Schlafe, mein Prinzchen, es ruhn
Schäfchen und Vögelchen nun
Garten und Wiese verstummt
auch nicht ein Bienchen mehr summt
Luna mit silbernem Schein
gucket zum Fenster herein.
Schlafe beim silbernem Schein
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein

Alles im Schlosse schon liegt
alles in Schlummer gewiegt
reget kein Mäuschen sich mehr
Keller und Küche sind leer
nur in der Zofe Gemach
tönet ein schmachtendes Ach
Was für ein Ach mag dies sein?
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein

Wer ist beglückter als Du?
Nichts als Vergnügen und Ruh
Spielwerk und Zucker vollauf
und noch Karossen im Lauf
Alles besorgt und bereit,
daß nur mein Prinzchen nicht schreit
Was wird das künftig noch sein?
Schlafe mein Prinzchen, schlaf ein.
Schlaf ein, schlaf ein.

Text: Friedrich Wilhelm Gotter (1789)
Melodie: Bernhard Fliess (Fließ )(1770 – 1851)

Aus dem Schauspiel „Esther“ – Lied der Fatme – die beliebte , unter Mozarts Namen gehende Melodie, ist von Fließ .
in Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) —

Liederthema:
Liederzeit: vor 1789 : Zeitraum:
Schlagwort:

Anmerkungen zu "Schlafe mein Prinzchen schlaf ein"

Böhme schreibt in Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895):

Dies Wiegenlied soll von Mozart für seinen jüngsten Sohn Wolfgang (geb. 7 Juni 1791), im letzten Lebensjahre komponiert sein, weil es in Mozart’s Leben (von Rissen, 1828, Anhang 20) steht. Doch für Mozarts Urheberschaft fehlen schlagende Beweise. Abgesehen von einem Satzfehler, den man Mozart nicht zutrauen kann, taucht das Lied mit dieser Angabe erst 37 Jahre nach Mozart’s Tode auf, in einem Buche, das Mozarts Witwe erst zwei Jahre nach ihres zweiten Mannes (Rissens) Tode herausgab. Dort ist aber das Lied nicht nach einer Handschrift Mozart’s, sondern nach einer Abschrift aufgenommen, und solche Abschriften mit Musikstücken, die Mozart untergeschoben wurden, gabs damals so manche. Darum kein Mozartforscher (wie O. Jahn, v Köchel) an die Echtheit dieses Stückes glaubt.

Zu Anfang unseres Jahrhunderts [1800] wußte man noch nichts davon, dass Mozart der Komponist dieses Liedes sei, obschon man Text und Melodie kannte. Alb. Methfessel benutzte die Melodie als Thema zu Variationen, die vor 1809 gedruckt sind. (VI Variations sur le thème: Schlafe mein Prinzchen, op 7 Leipzig, Fr Hofmeister v Gerber, Neues Lexikon der Tonkünstler III Bd Sp 406). Die Melodie gibt Methfessel in dreitaktigen Rhythmen,

,Methfessel Variationen

Mozart’s Namen ist nicht genannt. Auf einem geschriebenen Blatt, 1810/20 fand Erk den Text 1880 in Zwingenberg ohne Namen des Dichters. Ganz unglaubhaft erscheint aber die obige Annahme, wenn man erfährt, dass der Text erst 1795 gedruckt wurde, woher sollte Mozart ihn schon 1791 haben? Der Text steht in Mozarts Biographie von Rissen 1828 ohne Dichternamen, 3 Strophen. In der Sammlung beliebter Lieder und Gesänge durch J. Carl Schröder (0. J, Jena S 4) ist das Lied Gotter unterzeichnet.

In dessen Gedichten, Gotha 1787, fand es Hoffmann (Volkstümliche Lieder, 164) nicht. Max Friedländer (s. Aufsatz in Vierteljahrsschrift f. Musikwissenschaft 1892) fand den Text in einem Schauspiel „Esther“, gedichtet von Gotter 1789, aber erst gedruckt 1795. Das Wiegenlied kam erst in Aufnahme und machte Aufsehen im Mozart Jubeljahr 1887 und wurde damals wie noch jetzt zuweilen in Konzerten, wohin das Wiegenlied doch nicht gehört, gesungen und zwar nicht bloß von Theaterkünstlerinnen, die wohl alle froh sind, wenn sie nicht eigene Kinder zu wiegen brauchen, sondern sogar von Männergesangvereinen, also von Herren in schwarzem Rock, weißer Halsbinde und weißen Handschuhen auf dem Podium, im glänzend erleuchteten Saale.

Das hat man alles angehört und Kapellmeister von Ruf haben das Stück und andere Wiegenlieder wirklich für Männerchor eingerichtet. Sind Schlummerarien und Wiegenlieder in Opern sonst sogar dem Christkinde in Kirchen gesungen worden, so gehören sie zur Szenerie und haben Sinn; im Konzertsaal mit Bouquett in der Hand vorgetragen, bleiben sie Unsinn. Ich kann nicht umhin bei dieser Gelegenheit solches Gebaren als Unnatur, Geschmacklosigkeit und Künstlerverirrung zu bezeichnen, und wenn alle Prima und Sekunda-Donnen, die mit Wiegenliedern kokettieren und Männergesangvereinsmitglieder, die sich bei dem „Schlafe mein Prinzchen“ und „Eia popeia“ nichts dachten, mir darob zürnen. Hilft nicht ein ernstes Wort, so führt vielleicht bald die Mode dahin, dass im Konzertsaale das Vortragen von Wiegenliedern unterbleibt.“