Fröhlich so will ich singen (König von Ungarn)

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Fröhlich so will ich singen (König von Ungarn)

Fröhlich so will ich singen
Wol heur zu dieser Frist
Wol von dem König aus Ungarn,
Der unschuldig gestorben ist
Er war bei zwanzig Jahren
Ein König in Ungarland;
Er war von edlem Stamme
König Ludwig war sein Name,
Ein König in Ungarn und Böhmerland

Ihm ward kürzlich verheirat‘
Ein Fräulein was hochgeborn
Von kaiserlichem Stamme
Das tät die Ungarn zorn
Man säumet sich nicht lange
Man führt sie in das Land
Da gab man sie zusammen
Maria was ihr Name
Ihr Lob steht weit erkannt.

Die Zwei lebten in Freuden
Bis in das fünfte Jahr
In Freundschaft und in Ehren
Das tät den Ungarn Zorn.
Die Behem und die Teutschen
Die fingen viel Kurzweil an
Das wollten die Ungarn nicht leiden
Wollten ihren König vertreiben
Sie halfen ihm kürzlich aus dem Land.

Einer heißt der Janus Weyda
Der war dem König gram
Dem Türken tät er schreiben
Sollt ihm Hülf und Beistand tun
Den König zu vertreiben
Ihm helfen unter die Kron
Darnach wollt er ihm geben
Bei allem seinem Leben
Den Tribut wohl aus dem Land

Der Türk säumet sich nicht lange.
Er zog wohl in das Feld
Mit hundert tausend Mannen
Kam er in das Ungarland
Griechisch Weißenburg ward übergeben
Stadt, Schlösser und das Land,
Die Bischöf und Prälaten
Haben ihren König verraten
ist immer und ewig ein Schand

Es geht gen diesen Summer
Gegen diesen Summerzeit
Die Büchsen hört man krachen
In Ungarland so weit
Stadt, Schlösser waren eingenommen,
Darzu Petro Waradei.
Das wollen die Ungarn rächen
Wollten mit den Türken fechten
Sie waren fröhlich bei dem Wein

Die Ungarn säumten sich nit lange
Sie zogen wohl in das Feld
Ein Wagenburg sie schließen
Auf schlugen sie ihre G’Zelt
Sie machten einen Haufen
Ihren Künig zuvorderst daran
Ihren König täten sie verkaufen
König Ludwig, der junge kühne Mann.

Die Schlacht die war verloren
Einer heißt der Thuner Paul
Der Türk hat ihm geschoren
Ein Platt, ist nicht zu schmal
Graf Jörg ward sein innen
Der’s Königs Öberster war
Aus dem Feld tät er entrinnen
In der Donau tät er schwimmen
Also empfing er seinen Lohn.

Text: Verfasser unbekannt
Musik: auf die Melodie von „Fröhlich so will ich singen“
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 276)

Text auf einem fl. Bl. „Ein newer Bergreyen von König Ludwig aus Ungarn. Fröhlich so will ich singen“ Gedruckt zu Nürnberg durch Kunegund Hergotin (ca. 1530).

 

Liederthema:
Liederzeit: vor 1526 : Zeitraum:
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Geschichte dieses Liedes: ,

Zur Geschichte dieses Liedes: ,

Parodien, Versionen und Variationen:

Zweite Melodie zu "Fröhlich so will ich singen (König von Ungarn)"

Zweite Melodie zu Fröhlich so will ich singen (König von Ungarn)
Melodie "O reicher Gott im Throne"

Dritte Melodie zu "Fröhlich so will ich singen (König von Ungarn)"

Dritte Melodie zu Fröhlich so will ich singen (König von Ungarn)
aus Babsts Gesangbuch 1545

Anmerkungen zu "Fröhlich so will ich singen (König von Ungarn)"

  • János (Johannes) Zápolya (Woiwode von Siebenbürgen) strebte seit 1525 offen nach der ungarischen Krone.
  • 5, 5 Griechisch Weißenburg ist Belgrad
  • 6, 7 Hier ist mit den Ungarn das kleine Heer gemeint, welches den König tollkühn zur Schlacht trieb.
  • 8, 2 Paul Tomori.
  • 8, 5 Graf Georg von Zápolya, Johanns Bruder.

Zum historischen Kontext:

Ludwig II., vermählt mit der Erzherzogin Maria, Schwester Karls V., fiel in der Schlacht bei Mohács am 29. August 1526 gegen die Türken unter Soliman II. Das ungarische Heer wurde befehligt von Paul Tomari (Erzbischof von Kalacza) und Graf Georg Zápolya. Beide blieben in der Schlacht und der König ertrank in einem sumpfigen Graben. Janós Zápolya (Woiwode von Siebenbürgen) stand am Tage der Schlacht zu Szegedin; er hatte vergebens gebeten, vor seiner Ankunft keine Schlacht zu wagen. —

Das Lied stellt die Sache so dar, als sei die Schlacht durch den Verrat der Ungarn verloren worden. Diese Meinung fand einen Anhalt darin, daß Janós Zápolya sich der ungarischen Königskrone bemächtigte und dieselbe mit Hilfe Solimans gegen Ferdinand behauptete,

Zur Melodie:

Als Melodie zu diesem Lied setzt von Liliencron (Töne, S. 55) die Weise eines älteren Marienliedes, das in einem Bande von Einblattdrucken (vor 1506) in der Münchner Bibliothek sich findet und aus dem Kloster Tegernsee stammt. Als Aufschrift steht geschrieben: „Iste liber attinet venerabilis monasterio S. Quirini in Tegernsee, (Inligatus Anno dm. 1506.) „Ain schöne Tagweis wie Maria ist Empfangen worden on Erbsünd.“

Frölich so will ich singen
mit Lust ein Tageweis
wie ich zu ghör mag bringen
Maria Lob und Preis

Wies ist empfangen worden
die edel Jungfrau fein
das sie die Welt soll langen
duech Predigt und Gesangen
tut sie mir Hilfe schein

Dieses Marienlied, das nach Bäumker II, 33 auch im Tegernseer Gesangbuch von 1574 vorkommt, erkenne ich als die Umbildung einer ebenso anhebenden Weltlichen „Tageweise“, was schon die Überschrift des Marienliedes andeutet. Das weltliche Original ist nicht verloren. Auf einem fl. Bl. 4 Bll., 8° o. O. und J., zu Anfang des 16. Jahrhunderts , wahrscheinlich in Nürnberg bei K. Hergotin oder Hans Guldemunn gedruckt) fand es Erk in einer Sammlung von fl. Blättern mit der Jahrzahl 1539 auf dem Deckel, in der Stadtbibliothek zu Danzig. Der Titel des fl. Bl. lautet: „Fröhlich so will ich singen mit Lust ein Tageweis.“ (Holzschnitt.) Der Anfang dieses 26 Strophen langen Liedes heißt:

Fröhlich so will ich singen
mit Lust ein tageweyß
Ich hoff, mir soll gelingen
darauff leg ich mein fleiß
Gegen einem Frewlein reyche
auf einer Burg so hoch
Iht Hertz was traurigklichen
der knab stund heymegklichen
sie het jn gern hinein,

Die Burg die war verschlossen
als es dann billig was
Das Frewlein war begossen
mit Leyd so merket das …

Ein anderer Druck, aus der I.Hälfte des 16. Jahrh., nur in der Orthographie abweichend, befindet sich in der K. Bibl. Berlin Vg. 8942. (Abschrift verdanke ich Herrn Dr. Bolte.)

Dassder Anfang dieses weltlichen Textes zu obigem Marienlied benutzt wurde (nicht umgekehrt), liegt klar zu Tage. Hat nun aber auch die obige Dur-Melodie zum weltlichen Tagliede gehört? Das ist zwar nicht außer allem Zweifel, doch als höchst wahrscheinlich anzunehmen; da man um der Melodie willen die Texte geistlich parodierte. Jedenfalls war sie im 16. Jahrh. sehr beliebt, da sie im protestantischen Kirchengesange mehreren Liedern geeignet wird. Zuerst steht sie 1545 in Babst’s Gesangb. II Th., Nr. 11 zu dem Liebe-

O reicher Gott im Throne
mitteil uns deine Gnad etc
(Abdr. WK, I, Nr. 45.)

Auf einem Zwickauer Einzeldruck von 1540 (Weller. Annalen II, 305) hat dieses Lied die Tonangabe : „Im thon. Frölich so wil ich singen“. Damit ist offenbar der weltliche Text gemeint, weil ein Protestant gewiss nicht auf ein Marienlied verwiesen hätte.

Wieder ein geistliches Lied „O Gott in deinem Himmel“ steht in Spangenberg’s Psalter, Franks, a. M. 1582, S. 109, dem unsere Melodie in guter Fassung (s. oben) beigedruckt ist. — In Babst’s Gsb. 1545 (s. oben) ist sie weniger gut notiert. — Die niederdeutsche Übersetzung des Liedes von 1540: „O Ruck godt in dem Troone deylt vns met v genadt“ steht in einem Psalmbuch von 1567 (.Alle de Psalmen des H. Conincklichen Propheten Davids) ohne Melodie, aber mit der Tonangabe: Op de wyse: Nicht mich das ich mach leyten (25. Ps.). Oft: „Laet vns den landtman lauen (loben)‘.

"Fröhlich so will ich singen (König von Ungarn)" in diesen Liederbüchern

Weimar. Sammelb. Nr. 37. — Darnach hier und bei von Liliencron, hist. BL. Nr. 403». auch bei WK. II. S. 1032. — Nach den Bergkreyen (1536) Nr. 56. Franks. Ldb. Nr. 107 und einem fl. Bl. 1620, bei Goedeke-Tittmann S. 292. —