König Wilhelm saß ganz heiter jüngst zu Ems (1870)

Volkslieder » Balladen » Historische Lieder »

König Wilhelm saß ganz heiter
jüngst zu Ems dacht gar nicht weiter
an die Händel dieser Welt
Friedlich, wie er war gesunnen
trank er seinen Krähnchenbrunnen
als ein König und ein Held

Da trat in sein Kabinette
eines Morgens Benedette
den gesandt Napoleon
Der fing zornig an zu kollern
weil ein Prinz von Hohenzollern
sollt auf Spaniens Königsthron

Wilhelm sagte: „Benedettig!
Sie ereifern sich unnötig
brauchen Sie man nur Verstand
vor mir mögen die Spaniolen
sich nach Lust ´nen König holen
mein´thalb aus dem Pfefferland

Der Gesandte, so beschieden
war noch lange nicht zufrieden,
weil er´s nicht begreifen kann
und er schwänzelt und er tänzelt
um den König und scharwenzelt
möcht es gerne schriftlich han

Da sieht unser Wilhelm Rexe
sich das klägliche Gewächse
mit den Königsaugen an
Sagte gar nichts weiter, sundern
wandte sich, so daß bewundern
jener seinen Rücken kann

Als Napoleon das vernommen
ließ er gleich die Stiebeln kommen
die vordem sein Onkel trug
Diese zog der Bonaparte
grausam an, und auch der zarte
Lulu nach den seinen frug

So in grauser Kriegesrüstung
rufen sie in stolzer Brüstung:
„Auf Franzosen, übern Rhein!“
Und die Kaiserin Eugenie
ist besonders noch diejenige
die ins Feuer bläst hinein.

Viele Tausend rote Hosen
stark nun treten die Franzosen
eiligst untern Chassepot
blasen in die Kriegstrompete
und beim Heere à la tète
brüllt der tapfre Turiko.

Der Zephyre, der Zuave
der Spahi und jeder Brave
von der Grande Nation
An zweihundert Mitrailleusen
sind mit der Armee gewesen
ohne sonstiges Kanon

Deutschland lauschet mit Erstaunen
auf die fränkschen Kriegsposaunen
ballt die Faust, doch nicht im Sack
nein, mit Fäusten, mit Millionen
prügelt es auf die Kujonen
auf das ganze Lumpenpack

Wilhelm spricht mit Moltk´ und Roone
und spricht dann mit seinem Sohne:
„Fritz, geh hin und haue ihm!“
Fritze, ohne lang zu feiern
nimmt sich Preußen, Schwaben, Bayern
geht nach Wörth und hauet ihm

Haut ihm, daß die Lappen fliegen
daß sie all die Kränke kriegen
in das klappernde Gebein
daß sie, ohne zu verschnaufen
bis Paris und weiter laufen –
und wir ziehen hinterdrein

Unser Kronprinz, der heißt Fritze
und der fährt gleich einem Blitze
unter die Franzosenbrut
Und, ob wir uns gut geschlagen
Weißenburg und Wörth kann sagen
denn wir schrieben dort mit Blut

Ein Füsilier von dreiundachtzig
hat dies nette Lied erdacht sich
nach der alten Melodei
Drum ihr frischen, blauen Jungen
lustig darauf losgesungen
denn wir waren auch dabei

Text: W. Kreusler (1870)
In der „Neuen Preußischen Zeitung“‚ vom 14. September 1870 zuerst veröffentlicht
Musik: auf die Melodie von Prinz Eugen der edle Ritter

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: Der Zwiefache mit der einprägsamen Melodie existierte wohl schon eine ganze Weile, bevor das Heldenlied von „Prinz Eugen dem edlen Ritter“ darauf getextet wurde. Nicht nur ein Bürgerlied entstand vor der Revolution von 1848, von denen aber nur das mit dem „gelben und roten Kragen“ weiter gedruckt wurde.