Es ist fürwahr kein besser Leben
Auf der ganzen weiten Welt
Als ein Straßenräuber werden
Streiten für das liebe Geld
In den Wäldern herumstreifen
Frische Beute zu erreichen
Was wir brauchen an Geld und Kleid
Bringen uns die Wandersleut
Kommt ein Mensch daher gegangen
Greifen wir ihn ernsthaft an
Mit sein’m Geld darf er nicht prangen
Denn wir find ein Räuberband
Kommt ein Kutsche und drei Wagen
Tun wir wenig darnach fragen
Schießen, hauen, stechen tot
Ist das nicht ein leichtes Brot?
So oft wir Galgen und Rad anschauen
Bilden wir uns ernsthaft ein
Daß es einmal muß geschehen
Da soll unser Grabstein sein
Steigen wir vom Weltgetümmel
Auf der Leiter gen Himmel:
Wo der Wind saust aus und ein
Bis wir abgefaulet sein.
Laßt die Leiber am Galgen hangen
Bis die Knochen sind schneeweiß
Laßt sie an dem Galgen prangen
Denn es ist der Vögel Speis
Die da liegen in der Erden
Von den Würmlein gefressen werden
Besser ist es in der Luft
Als in einer Totengruft
Text und Musik: Verfasser unbekannt
So in der Gegend von Mosbach vor 1806 aufgeschrieben und erhalten in von Arnim’s Sammlung.
Daher in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1589 „Straßenräuber-Lied“)
Fast wörtlich gleich aus dem Odenwald 1858 durch W. v. Plönnies an Erk. — Etwas abweichend aus dem Elsass, von Herrn Mündel 1884 aufgeschrieben zu Metzeral (Kreis Colmar) Auch bei Mündel, Elsässische Volkslieder 238 – Meier, schwäbische Volkslieder S. 184.
Dieses Räuberlied war – mit leicht anderem Text – das Lieblingslied des roten August Becker, der gemeinsam mit Georg Büchner Gründer des Geheimbundes „Gesellschaft für Menschenrechte“ war und 1835 für vier Jahre im Gefängnis saß und nach der gescheiterten Revolution 1848 als Feldprediger in Nordamerika starb. Das Lied wurde um 1830 in Oberhessen, im Hinterland und der Wetterau (nördlich von Frankfurt) viel gesungen, war aber auch in Schwaben, Schlesien, dem Odenwald bekannt und wurde noch 1884 im Elsaß aufgeschrieben.