Ein ganzes Jahr (O Potemkin du Stolz der Sowjetflotte)

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Ein ganzes Jahr haben wir an Bord gesessen
ein ganzes Jahr haben wir an Bord geweilt
Mit einem „Rot Front“, ja Front, ihr tapfer’n Kameraden
Mit Volldampf geht es nun der roten Heimat zu

O Potemkin, du Stolz der Sowjetflotte
an deinem Mast die rote Fahne weht
Ergreift das Herz ein bittres heißes Sehen
wenn wir bei uns den Pleitegeier seh’n

Und sollten wir uns einstmals wiederfinden
am Schwarzen Meer, oder auf der hohen See
Und sollt‘ aus dir ein Pleitegeier werden
dann werd‘ ich stolz an dir vorüberzieh’n

Text und Musik: Verfasser unklar, gleiche Melodie wie das Horst-Wessel-Lied, das aber später enstand !

später entstandene Strophe auf die gleiche Melodie:

In Sonnenburg, da haben sie gesessen
Sieb’n Jahre lang, wir werden sie befrei’n
Es kommt der Tag, der Tag, da werden wir euch rächen
Dann werden wir die roten Richter sein

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Der Text dieses faschistischen Propagandaliedes erschien erstmals im August 1929 in dem NSDAP-Propagandablatt „Der Angriff“. Der Verfasser des Gedichts war der brutale Berliner NS-Schläger Horst Wessels. Die Melodie des „Horst-Wessel-Liedes“ kommt bereits in vielen älteren Volksliedern vor!

„… eine selbständig, nur in unbewußter Anlehnung an frühere Volkslieder neu gefundene Singweise liege hier nicht vor; der Sänger habe vielmehr die alten Melodien gekannt und verwendet, weil sie ihm im allgemeinen für das neue Lied geeignet erschienen“ (Entscheidung im Copy-Right-Streit um das Horst-Wessel-Lied vom 02.12.36, zitiert nach Broderick, S.7ff)

Darüber hinaus scheint das Lied eine Nachbildung des kommunistischen „Potemkinliedes“ zu sein, welches wiederum nach älteren Liedern entstand: „Es soll aber nicht zum Abdruck gekommen sein, ist aber vom RFB gesungen worden […]. In­folgedessen dauerte es bis zur Popularisation einige Zeit. Daraus erklärt sich aber auch, daß Horst Wessel sich neben dem Text:“Die Fahne hoch“ auch als Vertoner preisen konnte, was auch eine Fälschung war. “ (Jakob Weber, Berlin, 1957, ALA C33/5)

Das Potemkinlied gab es auch mit anderem Text als „Lied der ausgeschlossenen Arbeiter-Sportler“:

„Das Lied der ausgeschlossenen Arbeiter-Sportler ist 1929 gedichtet und kom­poniert worden[…]. Später haben die Nationalsozialisten unsere Melodie des Liedes für das Horst-Wessel-Lied verwendet“ (ALA C33/10: „Das Lied der Ausgeschlossenen“ Erich Ehrhardt, Freital 1, 1957.)

„Der illegale RFB, der Kampfbund gegen den Faschismus, sang es auch mit folgender Abänderung in der 2. Strophe: ‚Und sollt aus dir ein Nazi-Penner werden, Stolz werde ich dann an dir vorüber gehn!'“ (Gerhard Gumpert, Görlitz, 1956. ALA C33/3)

Es folgen Lieder, deren Melodien Vorlage für das Horst-Wessel-Lied waren: