Die Fahne hoch und feste exerzieren

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Die Fahne hoch und feste exerzieren
SA-SS mit mutig-festem Schritt
und solltet ihr vor Kohldampf auch krepieren,
das alles hilft zum Sozialismus mit!

Die Fahne hoch und tüchtig Feste feiern
SA-SS das lindert eure Not
dabei die Gassenhauer runterleiern
dadurch gibt’s später: Arbeit-Freiheit-Brot!

Die Fahne hoch, die Reihen dicht geschlossen,
SA-SS mit mutig-festem Schritt,
bald wird im Schützengraben wieder scharf geschossen,
die Krupp und Thyssen helfen tüchtig mit!

Das Banner hoch! Mit Hammer-Sichel-Zeichen,
das Banner für das kommende Geschlecht,
geführt von Armen gegen alle Reichen,
denn es allein erkämpft das Menschenrecht

Flugschriften in Gestapo-Akten (1977)
Diese Parodie, durch ein maschinenschriftliches Flugblatt u.a. in Essen illegal verbreitet, gehört als „Corpus delicti“ zu einer Prozeßakte der Geheimen Staatspolizei. Das Blatt war durch eine Haussuchung bei einem als Haupttater bestraften Bauarbeiter gefunden worden. Auch von den übrigen in diesem Prozeß Angeklagten wurden die meisten zu mehrmonatigen Zuchthaus- bzw. Gefängnisstrafen verurteilt (Wilhelm Schepping;  Annotation und Konnotation)

 

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1933 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Der Text dieses faschistischen Propagandaliedes erschien erstmals im August 1929 in dem NSDAP-Propagandablatt „Der Angriff“. Der Verfasser des Gedichts war der brutale Berliner NS-Schläger Horst Wessels. Die Melodie des „Horst-Wessel-Liedes“ kommt bereits in vielen älteren Volksliedern vor!

„… eine selbständig, nur in unbewußter Anlehnung an frühere Volkslieder neu gefundene Singweise liege hier nicht vor; der Sänger habe vielmehr die alten Melodien gekannt und verwendet, weil sie ihm im allgemeinen für das neue Lied geeignet erschienen“ (Entscheidung im Copy-Right-Streit um das Horst-Wessel-Lied vom 02.12.36, zitiert nach Broderick, S.7ff)

Darüber hinaus scheint das Lied eine Nachbildung des kommunistischen „Potemkinliedes“ zu sein, welches wiederum nach älteren Liedern entstand: „Es soll aber nicht zum Abdruck gekommen sein, ist aber vom RFB gesungen worden […]. In­folgedessen dauerte es bis zur Popularisation einige Zeit. Daraus erklärt sich aber auch, daß Horst Wessel sich neben dem Text:“Die Fahne hoch“ auch als Vertoner preisen konnte, was auch eine Fälschung war. “ (Jakob Weber, Berlin, 1957, ALA C33/5)

Das Potemkinlied gab es auch mit anderem Text als „Lied der ausgeschlossenen Arbeiter-Sportler“:

„Das Lied der ausgeschlossenen Arbeiter-Sportler ist 1929 gedichtet und kom­poniert worden[…]. Später haben die Nationalsozialisten unsere Melodie des Liedes für das Horst-Wessel-Lied verwendet“ (ALA C33/10: „Das Lied der Ausgeschlossenen“ Erich Ehrhardt, Freital 1, 1957.)

„Der illegale RFB, der Kampfbund gegen den Faschismus, sang es auch mit folgender Abänderung in der 2. Strophe: ‚Und sollt aus dir ein Nazi-Penner werden, Stolz werde ich dann an dir vorüber gehn!'“ (Gerhard Gumpert, Görlitz, 1956. ALA C33/3)

Es folgen Lieder, deren Melodien Vorlage für das Horst-Wessel-Lied waren: