Vorbei, vorbei sind all die schönen Stunden (Königsberglied)

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Vorbei, vorbei sind all die schönen Stunden
die wir verlebt am schönen Ostseestrand
Wir hatten uns, ja uns so schön zusamm’n gefunden
es war für uns der allerschönste Ort

Gepackt, gepackt sind all die Reisesäcke
Zur Abfahrt steht die Mannschaft schon bereit
Bald biegen wir, ja wir dort oben um die Ecke
Zur Batterie ist keine Ewigkeit

Und sollten wir uns einst mal wiedersehen
in Flandern oder auf der hohen See
Und sollte dir, ja dir ein fremdes Banner wehen
Alsdann durchzieht uns bittres Leid und Weh

O Königsberg, die Würfel sind gefallen
und bald verläßt auch du den Ostseestrand
Ins Herz geschlossen bist du von uns allen
Du schönste Zier im deutschen Flottenband

Zum letzten Mal hab’n wir an Bord geschlafen
Zum letzten Mal die Hängematt gezogn
Noch ein Hurra, Hurra den deutschen Kameraden
Mit Volldampf geht’s der lieben Heimat zu

Text und Musik: Verfasser unbekannt

Das Lied wurde von den Reservisten des deutschen Kriegsschiffes „Königsberg“ gesungen. Es war in faschistischen Freikorps wie dem Bund Wiking oder der Marine-Brigade Ehrhardt, in denen auch Horst Wessel Mitglied war, verbreitet und diente vermutlich als Vorlage für das Horst-Wessel-Lied .  Die Zeile „Zur Abfahrt steht die Mannschaft schon bereit“ wurde von Wessel geändert in:  Zum Kampfe stehn wir alle schon bereit.

Liederthema: , ,
Liederzeit: vor 1920 : Zeitraum:
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Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Der Text dieses faschistischen Propagandaliedes erschien erstmals im August 1929 in dem NSDAP-Propagandablatt „Der Angriff“. Der Verfasser des Gedichts war der brutale Berliner NS-Schläger Horst Wessels. Die Melodie des „Horst-Wessel-Liedes“ kommt bereits in vielen älteren Volksliedern vor!

„… eine selbständig, nur in unbewußter Anlehnung an frühere Volkslieder neu gefundene Singweise liege hier nicht vor; der Sänger habe vielmehr die alten Melodien gekannt und verwendet, weil sie ihm im allgemeinen für das neue Lied geeignet erschienen“ (Entscheidung im Copy-Right-Streit um das Horst-Wessel-Lied vom 02.12.36, zitiert nach Broderick, S.7ff)

Darüber hinaus scheint das Lied eine Nachbildung des kommunistischen „Potemkinliedes“ zu sein, welches wiederum nach älteren Liedern entstand: „Es soll aber nicht zum Abdruck gekommen sein, ist aber vom RFB gesungen worden […]. In­folgedessen dauerte es bis zur Popularisation einige Zeit. Daraus erklärt sich aber auch, daß Horst Wessel sich neben dem Text:“Die Fahne hoch“ auch als Vertoner preisen konnte, was auch eine Fälschung war. “ (Jakob Weber, Berlin, 1957, ALA C33/5)

Das Potemkinlied gab es auch mit anderem Text als „Lied der ausgeschlossenen Arbeiter-Sportler“:

„Das Lied der ausgeschlossenen Arbeiter-Sportler ist 1929 gedichtet und kom­poniert worden[…]. Später haben die Nationalsozialisten unsere Melodie des Liedes für das Horst-Wessel-Lied verwendet“ (ALA C33/10: „Das Lied der Ausgeschlossenen“ Erich Ehrhardt, Freital 1, 1957.)

„Der illegale RFB, der Kampfbund gegen den Faschismus, sang es auch mit folgender Abänderung in der 2. Strophe: ‚Und sollt aus dir ein Nazi-Penner werden, Stolz werde ich dann an dir vorüber gehn!'“ (Gerhard Gumpert, Görlitz, 1956. ALA C33/3)

Es folgen Lieder, deren Melodien Vorlage für das Horst-Wessel-Lied waren: