Dat geit hier jegen den Samer

Springel- edder Langedanz

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Dat geit hier jegen den Samer
Jegen de leve Samertiet.
De Kinderken gan spelen
An dem Dale, dat sprak ein Wief

Ach Mömken, mien leve Moder
Mochte ik aldar gan
Dare ik höre de Pipen
Und de leven Trummen schlan?

Och neen, min Dochter nichten dat
Du schalt, du schalt schlapen gan.

Och Mömeken min, dat deit mi de Not
Dat deit mi de Not
Kame ik tom Aventdanze nicht
So mo ik sterven dot

Och nein, du min Dochter
Alleine schalstu nicht gan
So wecke du up dinen Broder
Un lat eem mit di gan

Min Broder is junk, is men ein Kint
Ik wecke een altes nicht
Vel lever wecke ik einen andern Mann
Den ik spreken schal.

O Dochter min, Got geve di grot Heil
Got geve di grot Heil
Nu ik di stüren nichten kann
So ga du al darhen

Do se tom Aventdanze kam
To dem Kinderspele kam
Se let er Ogen herummergan
Eer se den Rüter fant

De Rüter de was gut, he tog af sinen Hot
He tog af sinen Hot
He kussede se vor den Munt
An dem Danze, dar se stunt

Text: Verfasser unbekannt
ohne Melodie in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 142) und Liederhort II (1897, Nr. 949)
Nach Neocorus I, 177 und Möllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder aus Schleswig S. XXII. Hier nur ein Auszug; den niederdeutschen Wortlaut der breiten Chronikbeschreibung, s. Böhme, Gesch. des Tanzes I, 49 und in Birlinger’s Wunderhorn II, 73)  – Man sieht hieraus, dass der Springtanz oder Reigen mit seiner Verkettung eine Art Polonaise war.   Insbesondere die 5. Strophe erinnert an die Ballade von den Königskindern, doch:

„Dieses Tanzlied, das an ähnliche Sommerlieder Neidhart’s erinnert, gehört ins 16. oder 15. Jahrhundert, obgleich es erst um 1634 — 1650 von Detlef niedergeschrieben ist, als er die Ditmarsche Chronik des Neocorus (Joh. Adolfi) fortsetzt. Die Melodie dazu hat sich nicht gefunden. Ähnlichkeit mit den Worten der 2. Strophe hat zwar eine niederländische Tanzweise in den Souterliederkens 1540, Ps. 60, überschrieben: „Moeder, liebe Moeder, mocht ick ter linden gan“

„Zu kühn wäre die Annahme, darin sei die niederdeutsche Springeltanzweise erhalten geblieben, zumal der Versbau nicht paßt. Aber St. 2—8 hier stimmen ziemlich überein mit dem Liede von zwei Königskindern (Ach Mutter, liebe Mutter), dürfte man auch gleiche Melodie für das Tanzlied vermuten?“ (Böhme)

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: „Die Sage von den zwei Königskindern oder die Schwimmersage, welche in einer Reihe zusammengehöriger Volksballaden auftritt , ist nach ihrem Inhalte uralt. Diese Balladen , welche das unglückliche Geschick eines Liebespaares erzählen, bringen dieselbe Geschichte, die von Hero und Leander erzählt wird. Somit ist der Stoff aus dem hellenischen Altertum im Mittelalter in der Leute Mund gekommen und Vermittelung durch Gelehrte und Kunstdichter nicht anzuzweifeln: Der Stoff wurde nach gekannten griechischen Quellen vermutlich durch provenzalische und nordfranzösische Dichter nach Deutschland getragen. In Deutschland muss die Sage wenigstens seit dem... weiter lesen

Anmerkungen zu "Dat geit hier jegen den Samer"

Hans Detlefs Mskr. Fol. 27 a. – Dithmars. hist. Relotion, Handschrft der U. Bibl. zu Kiel – (Neocorus II, 569. Uhland I, 81 bzw 37) Bemerkenswerte Abweichungen, die vielleicht nicht bloße Emendationen sind, enthielt die Abschrift des Hans Detlef, die Peter Mohr besaß.

Zum Text:

  • 1:  Edder oder Wief. Weib –
  • 2:  Mömeken, Mütterchen — Möme,  Mutter —
  • 3:  du schalt , du sollst –
  • 4:  deit, tut —
  • 6: men, nur — altes, durchaus –
  • 7: stüren, steuern , wehren — al schon , gleichwol

Bei den Dithmarschen gab es vor Alters zwei Arten des langen Tanzes einen sogenannten Trümmekendanz (Trommeltanz) der mit vielem Treten und Handgebärden ausgerichtet ward und als zweite Art den Springeltanz bei dem viel gehüpft und gesprungen ward .  Die zweite Art der Springeltanz hat einen heiteren Charakter Er war vorwiegend im Gebrauch und die meisten Lieder wurden dazu gesungen. Beiden Arten gemein scheint diese Weise der Aussührung gewesen zu sein:

Ein Vorsänger, der auch wohl einen zu sich nimmt, der ihm beistehe und ihn ablöse, steht und hat ein Trinkgeschirr – wie in den Tänzen der Elbe und Zwerge – in der Hand und hebt also den Gesang an. Wenn er einen Vers ausgesungen, singt er nicht weiter, sondern der ganze Haufe, der entweder den Gesang auch kennt oder wohl aufgemerkt hat, wiederholt denselben.  Und wenn sie es so weit gebracht , da der Vorsänger es gelassen , hebt dieser wieder an und singt abermals einen Vers.

Sobald dieser Gestalt nun ein oder zwei Verse wiederholt sind (ein Stasimon) springt und tut sich einer hervor , der vortanzen und den Tanz führen will,  nimmt seinen Hut in die Hand und tanzt gemächlich im Gemache umher und fordert auf diese Weife die Übrigen zum Tanze auf. Darauf fassen sie all nach gerade sich der Reihe nach an,  doch so daß angesehenen Leuten die hohe Hand gelassen wird.

Wie nun der Vortänzer sich nach dem Gesange und dem Vorsanger richtet, so richten sich die Nachtänzer und alle Personen wes Standes sie auch seien, durch einander nach ihrem Führer in so großer Einigkeit, daß ein Vortänzer in die zweihundert Tänzer an der Reihe führen und regieren kann

"Dat geit hier jegen den Samer" in diesen Liederbüchern

(Neocorus I, 177 — Müllenhoff S XXII — Müllenhoff „Sagen. Märchen und Lieder aus Schleswig S. 482. „Jeder hat andere Schreibung; ich folge Müllenhoff; alle Silbendehnung ist Uhland und Erk weggelassen.“ (Böhme) —  Anton Viethens “ Beschreibung und Geschichte des Landes Dithmarschen “ S. 107 ) – in Deutscher Liederhort (1856)