Ick will to Lande utriden (Hildebrandslied, 1545)

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Ick will to Lande utriden
sprak isck Meister Hillebrand
„de mi den Wech dede wisen
to Bern wol in dat Land
he is mi unkund gewesen
so mengen leven Dach
in tweundedörtich Jahren
Frouw Guden ick nu gesach (nie sah)

„Wultu to Lande utriden
sprak sick Hertoch Amelung
„Wat bejegent di up der Heide
ein sneller Degen junk
wat bejegent di up der Marke
din Sön de Hilebrand
ja redestu sülf twölfte
van em wördetu angerannt“

„Scholde he mi so anrennen
in einem Avermot
dat dede em nümmer gut
ick tohowde em sin brune Schild
mit einem Scharmeslage
ja dat he Frouw Guden
ein Jar to klagen hat“

„Dat schaltu jo nicht don“
sprak Junker Diderick
„ick hebbe den jungen Hillebrand
von ganzem Herten leef
Du schalt en mi ser gröten
all umme den Willen min
dat he di late riden
also leef ick em mach sin“

Do he den Rosengarden upreet
wol in des Berners Mark
dar quam he in grot Arbeit
van einem Heide starke
van einem Helden junk
do ward he angerannt
„Wat deistu, olde Grise
in mines Vaders Land?

Du först din Harnasch luter und klar
recht als ein Köninges Kind
du wult mi jungen Helden
mit sehnden Ogen maken blind
du scheidest tor heime bliven
Und hebben ein gut Gemack (Ruhe, Gemach)
Mit einem snellen Lude
de Olde lachede und sprak

„Schold ick to heime bliven
und hebben ein gut Gemack?
Van Striden und van Fechten
dar is mi afgesecht
van Striden und van Fechten
up mine Henefart
dat segg ick di, veel junger Held
dar af grawet mi min Bart“

„Den Bart will ick di utropen
und dar to sere slan
so dat di jo dat rode Sweet
aver dine Wangen schall gan
Din Harnasch unde brune Schild
dat schaltu laten mi
und bliven min Gefangen
wultu behalten dat Levent din“

„Min Harnasch unde brune Schild
heft mi faken (oft)  ernert
ick truwe Christ van Hemmelrike
it werd di hier erwert“ —
Se leten van den Worden
se togen twe scharpe Swert
wat de twe Heide begerden
dat worden se gewert

De Junge brachte dem olden Mann
so einen swaren Slach;
dat sick de olde Hillebrand
van Herten ser erschrack
He sprank hinder sick torügge
wol söven Faden wit:
„Nun segg mi, veel junger Held,
den Slach lerde di ein Wif“

„Schold ick van Wiven leren
dat wer mi eine Schand;
ick hebbe veel Ridders und Knechte
in mines Vaders Land
ich hebbe veel Ridders und Grafen
in mines Vaders Hof
und wat ick nicht geleret hebb,
dat ler ick överst noch“

He greep en in dat Middel
dar he am smalsten was
he swank en under sick torrügge
all in dat gröne Gras
„Nu segge mi, veel Junger
din Bichtvader will ick wesen:
bistu ein junk Wulfinger
van mi machstu wol genesen

De sick an olde Ketel rivet
de entfengt gerne Rook (Ruß)
so hefstu gedan, veel junger Held
hier jegen dinen Spott.
Nu sprick noch up din Sünde
din Bichtvader will ick sin:
bistu van des Wulves Geslechte
dat schall baten ( retten) dat Levent din“

„Du sechst mi veel van Wulven
se lopen in dem Holt
ick bin ein edel Degen
geborn ut Grekerland stolt
min Moder heet Frouw Gude
ein weidige Hertogin
min Vader is de olde Hillebrand
ick hebbe en nicht gekannt“

„Heet din Moder Frouw Gude
ein weidige Hertogin
so bin ick de olde Hillebrand
de leveste Vader din“
He dede em up sinen gülden Helm
und küssede en up sinen Mund:
„Nu möte des Gott gelavet sin
wi sind noch beide gesund“

„Och Vader, leveste Vader
de Wunden, de ick ju hebb geslagen
de wolde ick dreemal lever
in minem Hovede dragen“
„Nu swich, min leve Sone
der Wunden werd noch wol Rat
sint dat uns Gott allbeide
to hope geföget hat“

Dat warde van der None
wente (bis) to der Vespertit
wente dat de junge Hillebrand
to Beren all inreet
Wat förde he up sinem Helme?
van Golde ein Krenzelin
Wat förde he an siner Siden?
den levesten Vader sin

He förde en in siner Moder Hus
und settede en baven an den Disch
dat düchte siner Moder
Frouw Gude gar unbillick.
„Ach Sone, min leveste Sone
is dat nicht der Eren to veel
dat du mi einen fangen Mann
settest baven an den Disch?“

„Nu swiget, min leveste Moder
ick will ju nie Mere (Märe) sagen:
he quam to mi up der Heide
und hadde mi na erslagen
Nu höret, leveste Moder
min Gefangen schall he nicht sin:
he is de olde Hillebrand
de leveste Vader min

Och Moder, leveste Moder min
nu bedet em Tucht und Eer!“ —
Do hof se up und schenkde in
und droch em sülvest her
Wat hadde he in sinem Munde?
van Golde ein Fingerlin (Ringlein)
dat leet he in den Beker sinken
der levesten Frouwen sin.

Diese Fassung in Alte niederdeutsche Volkslieder (1924, 1960) . Das Lied stammt von einem Fliegenden Blatt aus dem Jahre 1545.

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Liederzeit: vor 1545 : Zeitraum:

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