So fern in jenem Frankriken (Dietrich und Ermenrich)

Home » Balladen »

So fern in jennen Frankriken
dar waant ein Könink is wolgemeit
den will de Berner vordriven
umme siner Wredicheit (Untreue)
He fort in sinem Rike
Stede, Börge und egen Land
„To wem schall ick mi holden?
Giff Rat, Meister Hillebrand!“

Ja, Rat will ick di geven,
ja Rat den schaltu han:
Stede und Borge sind uns averlegen
se sind uns nicht underdan
De Könink van Armentriken
de is uns sülven gram
he will uns Heren all twölve
in den Galgen hengen lan

„Wüste ickt, wor ick en schold finden,
den Könink van dem Annentrik
bi em so wold ick setten
min Seel und ok min Lif
bi em so wold ick setten
ein seker wisse Pand
dat hoge Hus to dem Berne
dar to mins Vaders egen Land“

Tohand sprack sick van der Tinnen
Meister Hillebrandes sin Wif:
„To dem Freisack schatu en finden
den Könink van Armentrick
He heft aver siner Tafeln
wol veerdehalf hundert Mann
Ick rades di, Dirick van dem Berne
dat du em nicht to nah engaest!

Sunder so ferne in jennen Frankriken
dar waant ein Wedewe (Witwe) stolt
und de heft einen Söne
de is men twölf Jahr ölt
de is twischen sinen Winbranen (Wimpern)
siner drier Spenne (Spannen) wit
ick rades di, Dirick van dem Berne
nimm en mit di in dinen Strit

Du schalt sinen Fründen laven
Sülver und ok rot Gold
und laven dem jungen Degen
ok also riken Sold
Du schalt siner Moder laven
du wult en to Ridder slan
so krichstu den jungen Degen
mit di up dine Herefart“

De Berner leet sick wapen
sülftwölfte siner Mann
Sammit unde Siden tögen
se aver er Harnsk an
Se setteden up er Hövet
van Fiolen einen Kranz
do stunden de Heren all twölve
eft (als ob)  se makeden einen Danz

Se tögen sick all gar richte
to dem Freisack wol in dat Land
Wat runden se bi dem Wege?
einen Galgen gebuwet stan
Do sprak sick de Berner sülven:
„Wol heft uns dit gedan
de uns düssen nien Galgen
bi den Wech gebuwet hat?“

Tohand sprak sick Könink Blödelink
de alderjüngeste Mann:
„Dat heft gedan de Könink van Armentriken
de is uns sülven gram
Sege ick en to Felde kamen
mit veerdehalf hundert Mann
ick segget di, Dirick van dem Berne
allene wold ick se vorslan“

Se tögen sick all gar richte
to dem Freisack wol vor dat Dor:
„Pörtener, slut up de Porten
und lat uns nicht davor
Wi willen den Könink van Armentrik fragen
wat wi em hebbn to Leide gedan
dat he uns den nien Galgen
bi den Wech gebuwet hat“

„Ick slute nicht up de Porten
ick late ju nicht ingan;
de Könink dat is min Here
darümme mot ick dat lan
Eft sick up düsser Borch vorhöve
ein seker wisse Kif (irgend ein Streit)
vorlaren hedd ick arme Reinhold
min fine junge Lif.“

„Scholdestu din Lif vorlesen
so bald und altohand
dat mine wold ick setten
vor ein seker wisse Pand
dat hoge Hus tom Berne
darto mins Vaders egen Land“
. . .. . . .
.. . . . . .. .

De gude Reinhold van Meilan
de gink sick vor den Könink stan:
„Och Könink, leve Here
mot ick se wol inlan?
De Berner de holt hier vöre
sülftwölfte siner Mann.
He wolde ju gerne fragen,
wat he ju heft to Leide gedan
dat gi em den nien Galgen
bi den Wech gebuwet han?“

„Wat heft de Berner to brannen (prahlen)
sülftwölfte siner Mann?
Reinhold, slut up de Porten
und lat se kamen an.
Er Harnsk willen wi en afbinden,
unse Gefangen schöllen se sin
und willen de Herrn all twölve
in den Galgen hengen lan!“

Reinhold slot up de Porten
so balde und altohand
Herr Dirick van dem Berne
dar alderersten insprank
Sinen Broder van der Störe
den hadde he bi der Hand
up siner lüchtern (linken) Siden
gink de junge Hillebrand

Dar negest ging sick Hagen
ein werdiger Degen god
he förde in sinem Schilde
wol drier Löuwen Mot
Dar negest ging sick ein Hörnink
mit sinem hörnen Bagen
de is dem edlen Forsten
wol aver sin Herde (Schulter) getagen

Darnegest ging sick Könink Blödelink
de alderjüngeste Mann
de was twischen sinen Winbranen
siner drier Spenne lang
Darnegest ging sick Herr Lummert ut dem Garden
dat was de 7. Mann
Hardenacke mit dem Barde
dat was de achte Mann

Darnegest ging sick Wulfram Dirick
dat was de 9. Mann
darnegest ging sick Isolt
dat was de 10. Mann
darnegest ging sick Wulfram Diderick
dat was de 11. Mann,
de rasende Wulfram Diderick
das was de 12. Mann

De greep . . de Slötel
in sine weldigen Hand
und he slot to de Porten
und dat de Borch erklank;
dat dede he all darümme
dat em nemand scholde afgan
und eer de twölf Heren
eren Willen hadden gedan

Se nemen sick bi den Henden
se gingen vor den Könink stan
Och Könink, leve Here
wat hebben wi ju to Leide gedan
dat gi uns den nien Galgen
bi den Wech gebuwet han?“
…..
…..

De Könink de swech ganz stille,
alse de Averweldigen dot
Tohand toch sick Herr Diderick van dem Bern
ein Swert van Golde so rot,
he gaf dem Könink van Armentriken
einen weldigliken Slach,
und dat ok jo sin Hövet
vor em up der Erden lach

Se slögen ok alles to Dode,
wat up der Borch was,
sunder up den guden Reinhold
de sinem Heren trüwe was
Hedd he em nidi trüw gewesen
dat hedd em kostet sin Lif
hedd he em nicht trüw gewesen
dat hedd em kostet sin junge Lif

De Berner schriede: O Wapen!
o we, dat ick hier quam
nu hebb ick jo vorlaren
Könink Blödelink, minen alderjüngsten Mann!
Nu swiget, gi Heren, stille, ick leve
und si noch gesund
ick sta in einem Kellerschrade (Kellertreppe)
veerdehalf hundert hebb ick vorwundt

Veerdehalf hundert hebb ick vorwundt
mit einer wapenden Hand“
….. ….
………..
„Nu si it Gott gelavet
de twölf Herrn de leven und sin noch gesund
nu si it Gott gelavet
se leven und sin noch gesund!“

in Alte niederdeutsche Volkslieder (1924, 1960)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1600 : Zeitraum:

CDs und Bücher mit So fern in jenem Frankriken (Dietrich und Ermenrich):