Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keenen Sabel
Do kunnt a keener wär n
Die Mutter nåhm die Ufagabel
Und schnallt s damm Malcher in a Nadel
Reit Malder reit
Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keene Flinte
Do kunnt a keener wär n
Die Mutter nåhm die Ufakricke
Und hing s damm Malcher eis Genicke
Reit Malder reit
Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keenen Mantel
Do kunnt a keener wär n
Die Mutter nahm die Kichathier
Und hing s damm Malcher hinga fier
Reit Malcher reit
Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keenen Hut nicht
Do kunnt a keener wärn
Die Mutter nahm a Ufatob
Sotzt ihn damm Malcher uff a Kob
Neit Malcher reit
Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keene Stiefeln
Do kunnt a keener wär n
Die Mutter zog satt was sie kann
ihm a paar Wosserehmer ahn
Reit Malcher reit
Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keenen Sperner
Do kunnt a keener wär n
Die Mutter nahm vom Buck die Herner
Und gab s damm Malcher flott d’r Sperner
Reit Malcher reit
Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keenen Handschla
Do kunnt a keener wär n
Die Mutter nahm a Hiersebrei
Und stackt daß Malchers Hände nei
Reit Malcher reit
Inse Bruder Malcher
D’r wullt a Roiter wär’n
A hott ock keenen Pfärd
Do kunnt a keener wär n
Die Mutter nahm die schworze Kuh
Hub Malchern druff und sprach: reit zu
Reit Malcher reit
Inhaltsangabe bei Böhme im Liederhort: So geht der Scherz weiter, die Mutter nahm 2) die Ufakricke (Ofenkrücke) und hings dem Malcher ins Genicke (statt Säbel), 3) die Küchathür und hings dem Malcher hindafür (statt Mantel). 4) a Ufatupp, setzt ihn dem Malcher uf den Kupp (statt Hut), 5) ein paar Wassereimer zog sie ihm an (anstatt der Stiefel), 6) nahm vom Bock die Hörner und gab’s dem Malcher statt der Spörner, 7) an Hirschebrei und steckt des Malchers Hände nei (statt Handschka, Handschuhe), 8) nahm an alten Sack und gabs dem Malcher als Schaberack (zierliche Pferdedecke, hinterm Sattel befestigt, aus dem türkischen tschaprak, 9) nahm a Strumpaband und gabs dem Malcher in die Hand (statt Trense), 10) Unser Bruder Welcher dar wult a Reiter wärn; a hatt‘ ock noch ke Pferd nich. a kunte keener wärn. Die Mutter nahm die schwarze Kuh und sade: Malcher. reit ock zu! Reit, Malcher, reit!
Erklärungen:
Malcher, Melcher, Melchior
inse unser
a ein_er
Roiter Reiter
ock auch
wärn werden
Ufagabel Ofengabel
schnollt sdamm M. im a Nabel = schnallt sie dem M. um den Nabel
ei’s in’s
Kichathier = Küchenthür
hinga fier = hinten vor, hinten hin
Ufatob = Ofentopf
foßt = feßt
uf a Kob = auf den Kopf
satt = seht
kahn = kann
Wasserehmer = Wassereimer
ahn = an
Sperner = Sporen
Buck = Bock
Herner = Hörner
stott = statt
Handschka = Handschuh
stackt =steckt
nei = hinein
Pfard = Pferd
schworze = schwarze
druff = darauf
Vergleiche auch:
Mein Bruder Melcher (Reiter) Mein Bruder Melcher der wollt ein Reiter werden, So hat er keinen Hut nicht, so kunnt er keiner werden Da nahm die Mutter den Molkentopf…
Bruder Melcher (Fragment) Unser Bruder Melcher wollt ein Reuter werden, Hatt' er keine Stiefel nicht kunnt er kein Reuter werden. Da nahm die Mutter die Küchentür Und hings…
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