Merkt wie die Schweizerknaben
Die Federhansen klug
So fast gewütet haben
Getrieben groß Übermut
Eh sie seind ausgezogen
Von Schweiz mit ganzer Macht
Der Sinn hat sie betrogen
Darzu ihr großer Pracht.
„Botz Wunden!“ hört mans fluchen
Als dann ihr Gewohnheit ist.
Wir wöllen den König suchen
Doheim auf seinem Mist
Ein Lied haben sie gedichtet
Aus großem Übermut
Den König dadurch vernichtet
Und auch die Landsknecht gut
Mehr haben die Schweizerknaben
Der Landsknecht baß bedacht
Wie sie krumme Tätzlen haben
Habens drauf einander bracht
Beim Wein zu aller Zeite
Da trieben sie groß Gespei
Gott grüß dich, Bruder Veite!
Weißt du kein neus Geschrei?
Auch dräuten sie dem Franzosen
Heine und Rüde da
Die Gilg muß bringen Rosen
Botz Wunden willen ja
Her kummt des Maien Zeite
Wir wölln mit Freuden dran.
Und wird uns Bruder Veite
Er muß ein Kappen han
Der König tut sich verlassen
Auf Bruder Veiten allein
Hat sein nit viel genossen
Und auch der Brüder sein
Ja, sprach Heine mit Namen
Ihr einer wollt vier bestan
Es sind halb Krüppel, halb Lahme
Es ist bald um sie getan
Der König schilt uns Bauren
Tut uns für Bettler han
Drum wöllen wir nit trauen
Uns liegt glatt nichts daran
Wir wölln den König lausen
Mit unserm Bettelstab
In Frankreich zu ihm Hausen
Stadt und Land gewinnen ab.“
Der König hat bald vernommen
Der Heine Übermut
Er dacht: Ich wills vorkommen
Tröst sich den Landsknecht gut
Darzu tät er auch wecken
Den Kernen von Pari
Und zog dem Heine entgege
Wohl über den Montanis.
Man merkt, wie die Heine jähen
Mit üppiglichem Wohn
Wir wölln den König empfahen
Mit Bruder Veiten schon
Wir wölln den Bruder grüßen —
Nun säumet auch nit lang!
Mit unseren langen Spießen
Seht, dass euch keiner entgang“
Heine und Rüdi kamen
Gar trotzlichen daher
Die Landsknecht wohl vernahmen
Die stellten sich zur Wehr
Botz Marter und Botz Wunden!
Wohl nach der Vesperzeit
Sie einander tapfer funden
Wohl hielt sich Bruder Veit
Einander sie da trafen
Mit Stich und Schlägen hart
Heine begunet sehr hoffen
Meint g’wonnen han die Schlacht
Heine seine Botschaft täte
Gen Schweiz von Stunden an
Wie er gesieget hätte
Er war noch weit davon.
In Schweiz an manchen Enden
Machten sie Freudenfeu’r
Es tät sich bald verändern
Das ihnen ward Lachen teur
Ihr Freud hat sich verkehrt
In Traurigkeit vermischt
Wie fast sich Rüde wehret
Ihm half kein Fund noch List
Das ward Rüde verwiesen
Dass er ein Irten hätt gemacht,
Er Hätt nit recht angebissen
Ein kleins der ersten Tracht.
Der Wirt kam erst des Morgen
Das ward dem Heine saur
Bruder Veit wollt ihm nit borgen,
Das zahlt der Stier von Ur
Durch einander sie da drangen
Mit Stich und Schlägen hart;
Heine was misselungen
Wie fast sich Rüde wart; (wehrt)
Heine wollt es baß versuchen.
Er gewann eine kleine Beut
Es half kein Wunden — fluchen,
Er mußt zahlen mit der Häut.
Heine ist der Schanz mißraten
Muss den Spott zum Schaden han
Ihm ward eine Kapp geschroten
In gönnets wohl jedermann
Ich höre nit fast klagen
Graf, Ritter oder Knecht,
Viel Nachbauren sagen :
Ihn sei geschehen recht
Nach manchem Heine grauset
Wo man jetzt sagt davon
Wohl ob achtzehn tausend
Mussten sie hinten lon
Die auf der Walstatt blieben
Von Schweiz ein große Zahl
Die hat der Franzos trieben
In einen engen Stall.
Gascoiner und Franzosen
Ritten mit Geschrei daran
Die Gilg macht Heine Rosen
Dass ihn‘ das Blut abrann
Ich glaub ohn allen Zweifel
Wahrlich, dass Bruder Veit
Sei gwest der Heine Teufel
Wol zu derselben Zeit
Viel wehrlos sind heim kommen
Einer heut, der ander morn
Stillschweigend als die Stummen
Haben Schuh und Hauben verlorn
Ihr Kallen was ihn‘ gelegen
Ihr Pracht ist worden klein
Auf Schlitten, Karren, Wägen
Sind etlich kommen heim.
Wär Heine da gelungen
Nachdem er meint zu Hand
All Fürsten haben verdrungen
In deutsch und welchem Land
Das meint der König zu wenden.
Nahm zu ihm Bruder Veit
Und tät die Bauern zertrennen
Es war wohl an der Zeit
Text: Verfasser unbekannt nach Uhland. 178; Liliencron 292; Vilmar S. 69.
Musik: vermutlich Bruder Veitston: „Gott grüß dich Bruter Veite, hörst du kein neu Geschrei?“ –
gleiche Melodie wie „Lobt Gott ihr Christen allen“
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 261)