Das Volk steht auf der Sturm bricht los

Männer und Buben

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Das Volk steht auf der Sturm bricht los

Das Volk steht auf, der Sturm bricht los.
Wer legt noch die Hände feig in den Schoß
Pfui über dich Buben hinter dem Ofen
Unter den Schranzen und unter den Zofen
Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht
Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht
Ein deutsches Lied erfreut dich nicht
Und deutscher Wein erquickt dich nicht
Stoßt mit an
Mann für Mann,
Wer den Flamberg schwingen kann

Wenn wir die Schauer der Regennacht
Unter Sturmespfeifen wachend vollbracht
Kannst du freilich auf üppigen Pfühlen
Wollüstig träumend die Glieder fühlen
Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht
Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht
Ein deutsches Lied erfreut dich nicht
Und deutscher Wein erquickt dich nicht
Stoßt mit an
Mann für Mann,
Wer den Flamberg schwingen kann

Wenn uns der Trompeten rauher Klang
Wie Donner Gottes zum Herzen drang
Magst du im Theater die Nase wetzen
Und dich an Trillern und Läufen ergötzen
Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht
Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht
Ein deutsches Lied erfreut dich nicht
Und deutscher Wein erquickt dich nicht
Stoßt mit an
Mann für Mann,
Wer den Flamberg schwingen kann

Wenn die Glut des Tags versengend drückt
Und uns kaum ein Tropfen Wasser erquickt
Kannst du Champagner springen lassen
Kannst du bei brechenden Tafeln prassen
Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht
Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht
Ein deutsches Lied erfreut dich nicht
Und deutscher Wein erquickt dich nicht
Stoßt mit an
Mann für Mann,
Wer den Flamberg schwingen kann

Wenn wir vorm Drange der würgenden Schlacht
Zum Abschied ans ferne Liebchen gedacht
Magst du zu deinen Mätressen laufen
Und dir mit Golde die Lust erkaufen
Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht
Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht
Ein deutsches Lied erfreut dich nicht
Und deutscher Wein erquickt dich nicht
Stoßt mit an
Mann für Mann,
Wer den Flamberg schwingen kann

Wenn die Kugel pfeift, wenn die Lanze saust
Wenn der Tod uns in tausend Gestalten umbraust
Kannst du am Spieltisch dein Septleva brechen
Und mit der Spadille die Könige stechen
Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht
Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht
Ein deutsches Lied erfreut dich nicht
Und deutscher Wein erquickt dich nicht
Stoßt mit an
Mann für Mann,
Wer den Flamberg schwingen kann

Und schlägt unser Stündlein im Schlachtenrot
Willkommen dann, sel´ger Soldatentod
Du verkriechst dich in seidene Decken
Winselnd vor der Vernichtung Schrecken
Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht
Ein deutsches Mädchen küßt dich nicht
Ein deutsches Lied erfreut dich nicht
Und deutscher Wein erquickt dich nicht
Stoßt mit an
Mann für Mann,
Wer den Flamberg schwingen kann

Text: Karl Theodor Körner (17. August 1813)
Musik: auf die Melodie von „Lille du allerschönste Stadt“ (1708)
in Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)

Gedicht von Theodor Körner (17 August 1813), nach Ablauf des Waffenstillstandes an diesem Tage. Die Melodie ist eine Umbildung der alten Volksweise „Lille du allerschönste Stadt“ (s. Liederhort II Nr 323). Um 1813 sang man darauf auch das Landsturmlied „Brüder uns ist alles gleich“ (s. Ditfurth, fränkische Volkslieder II Nr 237)

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Anmerkungen zu "Das Volk steht auf der Sturm bricht los"

Flamberg = großer Degen, Heldenschwert (Grimm Wörterbuch), in der Studentensprache, ein wie Flammen glänzendes (berg = hellstrahlend) Schwert

Die derben Worte in der letzten Strophe, dritte und vierte Zeile hat Körners Vater in der Ausgabe 1814 so gemildert: „Du verkriechst dich in seidene Decken / Winselnd vor der Vernichtung Schrecken“. Körner hatte ursprünglich geschrieben: „Du dann mußt unter seidnen Decken / unter Merkur und Latwergen verrecken“.

Das Lied wurde in der Novemberrevolution 1918 und in den Jahren danach noch einmal aufgegriffen und umgedichtet. Die Version von 1921.

"Das Volk steht auf der Sturm bricht los" in diesen Liederbüchern

u.a. in: — Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1858) — Liederbuch für die Deutschen in Österreich (1884) — Neues Liederbuch für Artilleristen (1893) — Liederbuch Postverband (1898) — Liederbuch für die deutsche Turnerschaft (1910) — Liederbuch des jungdeutschen Ordens (ca. 1921) — Weltkriegs-Liedersammlung (1926) —  „Fahnenlieder aus alter Zeit“, Nr 24