Guter Mond du gehst so stille (Liebeslied)

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Guter Mond du gehst so stille (Liebeslied)

Guter Mond, du gehst so stille
in den Abendwolken hin
bist so ruhig, und ich fühle
dass ich ohne Ruhe bin
Traurig folgen meine Blicke
deiner stillen, heitern Bahn
O wie hart ist mein Geschicke
dass ich dir nicht folgen kann

Guter Mond, dir darf ich´s klagen
was mein banges Herze kränkt
und an wen mit bittern Klagen
die betrübte Seele denkt
Guter Mond, du sollst es wissen
weil du so verschwiegen bist
warum meine Tränen fließen
und mein Herz so traurig ist

Dort in jenem kleinen Tale
wo die dunklen Bäume stehn
nah bei jenem Wasserfalle
wirst du eine Hütte sehn
Geh durch Wälder, Bach und Wiesen
Blicke sanft durch´s Fenster hin
so erblickest du Elisen
aller Mädchen Königin

Nicht in Gold und nicht in Seide
wirst du dieses Mädchen sehn
nur im schlichten netten Kleide
pflegt mein Mädchen stets zu gehn
Nicht vom Adel, nicht vom Stande
was man sonst so hoch verehrt
nicht von einem Ordensbande
hat mein Mädchen seinen Wert

Nur ihr reizend gutes Herze
macht sie liebenswert bei mir
gut im Ernste, froh im Scherze
jeder Zug ist gut an ihr
Ausdrucksvoll sind die Gebärden
froh und heiter ist ihr Blick
kurz, von ihr geliebt zu werden
scheinet mir das größte Glück

Mond, du Freund der reinen Triebe
schleich dich in ihr Kämmerlein
sage ihr, daß ich sie liebe
dass sie einzig und allein
mein Vergnügen, meine Freude
meine Lust, mein alles ist
dass ich gerne mit ihr leide
wenn ihr Aug´ in Tränen fließt

Dass ich aber schon gebunden
und nur leider zu geschwind
meine süßen Freiheitsstunden
schon für mich verschwunden sind
und dass ich nicht ohne Sünde
lieben könne in der Welt
Lauf und sag´s dem guten Kinde
ob ihr diese Lieb gefällt.

Text und Musik: Verfasser unbekannt (um 1780)

Böhme kommentiert in „Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895): „Dieses Lied mit seinem überaus langweiligen Liebesjammer wurde bis um 1850 gesungen gewöhnlich aber bloß die erste Strophe und zuletzt bloß zum Jux.  Vollständig findet es sich bis heute in allen Taschenliederbüchern. Wenn es auch hier steht, so verzeihe der Leser, singen wird’s wohl niemand wieder, es sollte nur als historischer Beleg dafür dienen, mit welcher unpoetischen Kost der Deutsche sonst sich zufrieden stellte“

auf die gleiche Melodie wird das bekannte religiöse Lied vom guten Mond gesungen

Liederthema:
Liederzeit: vor 1780 : Zeitraum:
Schlagwort:
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Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

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