Ob´s stürmt oder schneit (Panzerlied)

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Ob´s stürmt oder schneit (Panzerlied)

Ob´s stürmt oder schneit,
Ob die Sonne uns lacht,
Der Tag glühend heiß
Oder eiskalt die Nacht.
Bestaubt sind die Gesichter,
Doch froh ist unser Sinn,
Ist unser Sinn;
Es braust unser Panzer
Im Sturmwind dahin.

Als Vorlage des kriegsverherrlichenden „Panzer-Liedes“ diente das faschistische SS-Propagandastück: „Es steht an der Ostsee / die eiserne Schar / die Kämpfer für Freiheit aus Judengefahr“ („SS-Liederbuch“, herausgegeben vom „Rasse- und Siedlungsamt“. )

Mit donnernden Motoren,
Geschwind wie der Blitz,
Dem Feinde entgegen,
Im Panzer geschützt.
Voraus den Kameraden,
Im Kampf steh’n wir allein,
Steh’n wir allein,
So stoßen wir tief
In die feindlichen Reihn.

Wenn vor uns ein feindliches
Heer dann erscheint,
Wird Vollgas gegeben
Und ran an den Feind!
Was gilt denn unser Leben
Für unsres Reiches Heer?
Ja Reiches Heer?
Für Deutschland zu sterben
Ist uns höchste Ehr.

Mit Sperren und Minen
Hält der Gegner uns auf,
Wir lachen darüber
Und fahren nicht drauf.
Und droh’n vor uns Geschütze,
Versteckt im gelben Sand,
Im gelben Sand,
Wir suchen uns Wege,
Die keiner sonst fand.

Und läßt uns im Stich
Einst das treulose Glück,
Und kehren wir nicht mehr
Zur Heimat zurück,
Trifft uns die Todeskugel,
Ruft uns das Schicksal ab,
Ja Schicksal ab,
Dann wird uns der Panzer
Ein ehernes Grab.

Text: von Oblt. Kurt Wiehle am 28. Juni 1935 auf dem Transport seines Panzerregiments 1 nach Königsbrück verfaßt –
Musik: Angeblich nach dem Luiska-Lied , tatsächlich aber nach dem SS-Lied „Es steht an der Ostsee die eiserne Schar“, wie unten zu sehen

1935 war das Aufstellungsjahr der Panzertruppe, in der Kurt Wiehle Oberleutnant  war. Als Vorlage für sein „Panzerlied“ diente ihm das faschistische SS-Propagandastück: „Es steht an der Ostsee / die eiserne Schar / die Kämpfer für Freiheit aus Judengefahr“ („SS-Liederbuch“, herausgegeben vom „Rasse- und Siedlungsamt“. )  Er schrieb den Text angeblich auf einen sentimentalen Schlager aus dem 19. Jahrhundert: „Weit über die Klippen“ (Luiska-Lied) bzw. „Hoch über den Klippen“. Beide Melodien haben Ähnlichkeiten, aber es gibt auch Unterschiede. Eventuell wurde das sentimentale Luiska-Lied in der Hitler-Jugend oder bei den Pfadfindern zurechtgesungen und marschgerecht verändert.

Liederthema: , ,
Liederzeit: vor 1935 : Zeitraum:
Schlagwort:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Das Luiska-Lied von 1908

Das sogenannte Luiskalied ist 1908 erstmals mit Melodie im Westerwald aufgezeichnet worden. Es gibt ähnliche Passagen wie im Panzerlied der Wehrmacht, so beginnt die Melodie ebenfalls auf der Quinte und macht dann einen  charakteristischen Sprung von der Oktave zurück zur Terz, der 2. Takt ist aber deutlich anders. Besonders unterscheiden sich beide Lieder im Gestus: Im Luiska-Lied steht jemand weinend am Ufer, betet verzweifelt und geht am Ende unter – das Wehrmachtslied bzw das unten stehende SS-Lied strotzen und protzen vor gefühlter Überlegenheit. Eventuell wurde das Wehrmachtslied beim Marschieren zurecht gestampft, auch das „Südwesterlied“, das seit 1937 von den bis heute die Reichskriegsflagge schwenkenden deutschen Pfadfindern im heutigen Namibia gesungen wird, verwendet diese Melodie. Die Bundeswehr sang es noch Anfang der 1990er Jahre.

https://youtu.be/8JDkdc246QQ?t=41

Anmerkungen zu "Ob´s stürmt oder schneit (Panzerlied)"

Das sogenannte Luiskalied ist 1908 erstmals mit Melodie im Westerwald aufgezeichnet worden. Es gibt ähnliche Passagen wie im Panzerlied, so beginnt die Melodie ebenfalls auf der Quinte und macht dann einen  charakteristischen Sprung von der Oktave zurück zur Terz, aber bereits der 2. Takt ist deutlich anders. Deutlich unterscheiden sich beide Lieder im Gestus: Im Luiska-Lied steht jemand weinend am Ufer, betet verzweifelt und geht am Ende unter – das Wehrmachtslied bzw das unten stehende SS-Lied strotzen und protzen vor gefühlter Überlegenheit und wähnt sich in Unbesiegbarkeit.

In dem Buch: Die Lieder der NS-Zeit (1999) heisst es:

„In Anlehnung an eine dümmliche Anekdote aus „Köhlers illustriertem Heereskalender“ von 1939 wird im Liederbuch der Bundeswehr behauptet, die Melodie des „Panzer-Lieds“ sei aus dem „Luiska-Lied“, einer alten Matrosenweise entstanden. Das ist nicht wahr. Der Musikwissenschaftler Frommann fertigte eine Analyse der musikalischen Parameter (Vergleich der Versformen, rhythmischen und melodischen Perioden, Harmoniefolgen) der beiden Kompositionen an. Das Ergebnis: „Nicht eine substanzielle Übereinstimmung.“ Der Schulmusiker a. D. machte sich auf die Suche nach der wahren Ursprungsmelodie des „Panzer-Lieds“ und fand sie im „SS-Liederbuch“, herausgegeben vom „Rasse- und Siedlungsamt“. Die Melodie entstammt dem antisemitischen Kampflied „Es stehet in Deutschland“ („Parole, sie bleibet: Die Juden hinaus!“).“

Hier die Noten aus dem SS-Liederbuch:

Es stehet in Deutschland die eiserne Schar

Normalerweise würde ein solches Lied, daß einzig und allein den Zweck hatte, die männliche Jugend unseres Landes auf einen Angriffskrieg, der am Ende die halbe Welt in Schutt und Asche gelegt hat, einzustimmen, hier gar nicht auftauchen. Allein: es wird noch „benutzt“ in unserer Bundeswehr!! (“ Volks- und Soldatenlieder „, Bayerischer Soldatenbund, 2002) . Noch 2009 brachte die CDU Baden-Württemberg eine Liederbuch heraus, in dem dieses kriegsverherrlichende Propagandalied abgedruckt war.

"Ob´s stürmt oder schneit (Panzerlied)" in diesen Liederbüchern

Während der NS-Diktatur unter anderem in:

Lieb Vaterland (ca. 1935) — Singen im nskk (1936) — Soldaten, Kameraden (1938) — Liederbuch der Wehrmacht (1939) — Soldatenlieder von Front und Heimat (1940) — Liederbuch des Vll. Korps (1940) — Soldatenliederbuch (1940) –Sturm und Kampflieder (1941) — Unser Hauptmann steigt zu Pferde (1941) — Nothelfer singen (1941) Neues deutsches liederbuch (1942) — Soldaten singen (ca. 1942) — — Unsere soldatenlieder (1942) — Kameradschaft im Lied (Chorbuch für Front und Heimat, 1944)

Es war nach dem 2. Weltkrieg u. a. abgedruckt in:

Österreichisches Soldatenliederbuch (1962) — Liederbuch der Bundeswehr (1962, 1976: ohne 3. Strophe; 1991: ohne 3. u. 5.)    — Lied.Gut. der CDU (2009) —