Ich kenn ein einsam Plätzchen (Rasenbank am Elterngrab)

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Ich kenn ein einsam Plätzchen (Rasenbank am Elterngrab)

Ich kenn‘ ein einsam Plätzchen auf der Welt
Liegt ruhig still verborgen
Dort flieh ich hin, wenn mich Kummer quält
dort klag ich meine Sorgen
Und fragst du mich, so sag ich´s dir
Es liegt nicht weit, nicht weit von hier
Der liebste Platz, den ich auf Erden hab
Das ist die Rasenbank am Elterngrab

Da zieht´s mit Zaubermacht mich immer hin
Wenn Menschen mit mir streiten
Dort merk ich nicht, daß ich verlassen bin
Dort klag ich meine Leiden
Da reden mir die Toten zu,
Die Eltern mein in ew´ger Ruh.
Der liebste Platz, den ich auf Erden hab
Das ist die Rasenbank am Elterngrab

Und wenn ich einstens lebensmüde bin
Muß dieser Welt entsagen
Dann, guter Gott, gewähr die Bitte mir
Laß mich zum Friedhof tragen
Drückt mir der Tod die Augen zu,
Dann legt mich dort zur ew’gen Ruh
An jenen Platz, wo ich mein liebstes hab.
Dort bei der Rasenbank am Elterngrab

Text und Musik: Verfasser unbekannt ? –

Das sentimentale Lied von der Rasenbank am Elterngrab –  halb Schlager, halb Volkslied – wurde kurz nach 1900 „auf allen Gassen gesungen“ und auf zahlreichen Liedpostkarten verbreitet. Die Melodie diente im ersten Weltkrieg als Vorlage für ein oppositionelles Soldatenlied („Köln am Rhein du meiner Jugend Grab„)  und der Texte schaffte es – zumindest als Zitat – bis in den Münsteraner Tatort „Fangschuss“ vom April 2017, wo Jan-Josef Liefers als Professor Börne den Kehrreim zitiert. „Der liebste Platz, den ich auf Erden hab, das ist die Rasenbank am Elterngrab“

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1900 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Anmerkungen zu "Ich kenn ein einsam Plätzchen (Rasenbank am Elterngrab)"

Ich kenn ein einsam Plätzchen auf der Welt, liegt ruhig still verborgen… Der schönste Platz, den ich auf Erden hab’, das ist die #Rasenbank am Elterngrab; DVA = KiV. Verf. unbekannt. “Sänger” und Komp.: Karl Ottemar ( -1934; kaiserl. russ. Hofsänger) und Emil Winter, ed. 1902.

Parodie: Kurt Tucholsky (1890-1935) [DLL ausführlich] “Ick hab ma so mit dir jeschunden… die Rasenbank am Elternjrab.” Umdichtungen als Soldatenlied bzw. Klage: “Ich weiß ein einsam…” (DVA= Gr XI a); “Ich weiß ein’ Schreckensort auf dieser Welt…” (DVA= Gr XI a). – VMA Bruckmühl: BY handschriftlich vor 1898 (J.Fanderl, Vater des Wastl Fanderl), “Ich weiß ein…”; BY 1919/22. –

“Novembertage mit fallenden Blättern, die alle meine Bekannten sehr melancholisch stimmen. Ein Hofsänger sang das Lied vom Elterngrab, während die Winterkohlen von einem Lastauto auf die Straße geschüttet und dann in den Keller geschaufelt wurden” (Marie Luise Kaschnitz (1901-1974, in Berlin und Potsdam aufgewachsen) aus: Das Haus der Kindheit, Hamburg 1956, Abschnitt Nr. 14).

"Ich kenn ein einsam Plätzchen (Rasenbank am Elterngrab)" in diesen Liederbüchern

Abdrucke: *Musikaliendruck (o. J.; E. Winter, 1902; ohne Verf.angabe) — Gesellenfreud (1913) — Burschenliederbuch (Regensburg, 1928, Nr. 108) — *Jungbauer, Böhmerwald (1930/37 , Nr.609) — Janda-Nötzoldt, Die Moritat vom Bänkelsang (1959, S.178 f.) —  *Steinitz Bd. 2 (1962, Nr.278) und 291, Parodie) — *Huber (Tod und Begräbnis in Niederösterreich, 1981, S.211) — *[Karl Vargha] Rosmarin [Ungarndeutsche in der Tolna], Budapest 1988, S. 138 f. – Aufz. WP,*PO,*NS, *NW (1932: “halb Schlager, halb Volkslied kurz nach 1900, auf allen Gassen gesungen, sentimentale Melodie”), *SA,*SL,SC,*TH,HE,*RP,*FR,BY,*WÜ,*BA,EL, LO (um 1900), *SW (1919), VO, *BÖ (1909), *UN,RU. – Liedpostkartenserie. – Liedflugschrift Mainz: Thon, o. J.; o. O.u. J. – Der große Steinitz (Nr. 278, Parodie)