Ich bin der herrliche Sommerglanz

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Ich bin der herrliche Sommerglanz
bei meiner Zeit gehn die Jungfern zum Tanz.
Halt ein, halt ein! Der Sommer ist fein.

Ich bin der Winter mit allem Fleiß,
bei meiner Zeit liegen die Felder schneeweiß.
Halt ein, halt ein! Der Winter ist fein.

Wohlan, wohlan am Johannitag,
mäh´ ich mein Gras von der Wiesen herab.

Mähst du´s herab, so heb´ ich dir´s auf,
mach´ ich und mein Gret´l gut Futter daraus.

Wohlan, wohlan Jakobitag
schneid´ ich mein Korn und Waitzen herab.

Schneid´st du´s herab, so drisch ich dir´s aus,
mach´ ich und mein Gret´l gute Nud´l daraus.

Wohlan, wohlan Michälitag
schüttel ich mein´ Aepfel und Bimen herab.

Schüttelst du sie herab, so klaub´ ich sie auf,
mach´ ich und mein Gret´l gute Hutzel daraus.

Ei Winter, ich bin jetzt majorenn,
du könnt´st mir deine Tochter zur Ehe schenk.

Ei Sommer, meine Tochter, die geb´ ich dir nicht;
du hast keinen Bart, sie mag dich nicht.

Ei Winter, deine Tochter ist mir auch nicht eb´n;
sie schielet, sie pucklet und schiebet daneben.

Du Sommer, du bist ein haariger Pelz,
du hast viel Laus und Flöh in dein Pelz.

Du Winter, du brauchst mir nit viel mehr zu sag´n,
so tu´ ich dich gleich zur Tür hinaus jag´n.

Er jagt den Winter hinaus. – draußen:

Ach höret, ihr Herrn, jetzt bin ich veracht´t,
jetzt hat mich der Sommer zu Schanden gemacht.

Du Winter, jetzt hab´ ich das Recht,
bin ich der Herr und du mein Knecht.

Ach Sommer, laß mich nur einmal ´nein,
ich will dir jetzt geduldig seyn.

(den Winter hereinholend)

Komm du´s herein mit Unterpfand,
und reich´ mir´s deine rechte Hand.

Dann singen beide: (Deklamatorisch)

Wir bitten den Herrn wol hoch geborn,
er möchte uns geb´n ein´ Schüssel voll Bohn.

Wir bitten die Frau mit allem Fleiß,
sie möchte uns geb´n ein Stück dürr Fleisch.

Wir bitten den Sohn, wir bitten gar fein,
er möge uns geb´n ein paar Kreuzerlein.

Wir bitten die Tochter um eine lange Wurst,
dazu ein Maß Bier, denn wir haben Durst.

Da unter dem Ofen, da schreiet ein´ Grill´,
sind uns´rer zwei Brüder, jetzt schweigen wir still.

Ditfurth , Franken II, Nr. 578

aus Dankelfeld ; bis Str. 17 abwechselnd vom Darsteller des Sommers und Winters gesungen mit dem jeweiligen Refrain; die Kinder heischten mit diesem Lied am Sonntag Lätare, sie trugen dabei einen künstlich von Fichtenzweigen gemachten Obstbaum sowie Rechen und Dreschflegel mit sich und machten bei den Str.  entsprechende Pantomimen (Sommereinholen)

nach: Der Spielmann (1914, 1947) — Schürz Dich Gretlein

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Liederzeit: vor 1850 : Zeitraum:
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Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: „Der Sommer der ist da“ – rufen jung und alt vermutlich seit Jahrtausenden, und es mag wenig wundern, dass es eine ganze Reihe von Volksliedern gibt, die den Sommer feiern. Hier sind sie alle versammelt.