Das Kanapee ist mein Vergnügen
Drauf ich mir was zugute tu
Da kann ich recht bequeme liegen
In meiner ausgestreckten Ruh
Tut mir’s in allen Gliedern weh,
So leg ich mich aufs Kanapee
Wenn mir vor Sorgen und Gedanken
Der Kopf wie eine Drehe geht,
Ja, wenn mein Herz beginnt zu schwanken
Als wie ein Schiff, wenn Sturm entsteht,
Wenn Wind und Wellen in der See,
So leg ich mich aufs Kanapee.
Ich mag so gerne Koffee trinken.
Fürwahr, man kann mich mit dem Trank
Auf eine halbe Meile winken,
Und ohne Koffee bin ich krank;
Doch schmecket mir Koffee und Tee
Am besten auf dem Kanapee.
Ein Pfeifchen Knaster ist mein Leben,
Dies ist mein fünftes Element,
Das kann der Zunge Kühlung geben,
Wenn auch die Sonne heftig brennt;
Ich rauche, wo ich geh und steh,
Auch liegend auf dem Kanapee.
Wenn ich mich in die Länge strecke,
So setzt mein Schätzchen sich zu mir
Und hält mir anstatt einer Decke
Ein lilienweißes Kisschen für;
Das kitzelt in der großen Zeh
Auf meinem lieben Kanapee.
Wenn mir bei heißen Sommertagen
Die Betten zu beschwerlich sind,
Muß mir mein Kanapee behagen,
Allwo ich kühle Ruhe find;
Da beißen mich auch keine Flöh
Auf meinem lieben Kanapee.
Gesetzt, ich werde auch malade,
Dass ich ein Patiente bin,
In Schwach- und Krankheit ich gerate,
Rekolligieret sich mein Sinn,
Das letzte schmerzliche Adieu
Zu sagen auf dem Kanapee.
Soll ich auf diesem Lager sterben,
So halt ich wie ein Lämmchen still;
Ich weiß, mein Geist kann nicht verderben,
Er spricht: Herr, es gescheh dein Will
Die Seele schwingt sich in die Höh
Der Leib liegt auf dem Kanapee
Text: Verfasser unbekannt (seit etwa 1740)
Musik: Komponist unbekannt.
Mündlich aus Thüringen und Weißenfels (1840-50)
Die obige Fassung steht in „Liebesrosen, worinnen viele neue Liebes Arien und angenehme weltliche Lieder zu finden, welche ohne Ärgernis können gesungen werden“ (1747)
In dieser Gestalt von 8 Strophen, aber mit allerhand Varianten und zugefügten Zweideutigkeiten, wozu die 5. Strophe oben vorbildlich „Wenn ich mich in die Länge strecke / so setzt mein Schätzchen sich zu mir“, wurde dann das Lied durch fliegende Blätter besonders von 1800-1840 und durch Volksmund weiterverbreitet. In einer um 1873 aufgetauchten süßlichen Umbildung „Will mich einmal ein guter Freund besuchen“ hat sich das Kanapeelied bis zur Gegenwart erhalten.