Krambambuli so heißt der Titel (Original)

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Krambambuli so heißt der Titel
Womit dich ein Starost beehrt
Du bist das süße Labungsmittel
Das Danzigs Officin gewährt
Halb klingst du deutsch, halb Popolsky
Recht majestätisch Krambambuli (22)

Man zählte nur vier Monarchien
Wie Hübner und sein Anhang spricht
Anitzt sieht man die fünfte blühen
Die hat dein Ansehn aufgericht
Die malvasiersche Monarchie
Die stiftest du Krambambuli (23)

Dein Regiment ist sehr gelinde
Und führet keine Bitterkeit
Du hängst den Mantel nach dem Winde
Und schickst dich in die böse Zeit
Darum ihr Herrn Politici
Rat ich euch zum Krambambuli (24)

Achilles Hektor Alexander
Und Scipio und Hannibal
Sind prächt’ge Namens miteinander
Und von sehr kriegerischem Schall
Doch reimet Montecuculi
Am schönsten zum Krambambuli (25)

Dich ehren große Herrn und Prinzen
Bei Tafel zierst du das Dessert
In Poln- und preußischen Provinzen
Hält dich der Adel hoch im Wert
Da trinken du, er, wir, ihr, sie
Krambambuli Krambambuli (26)

Von Woiwoden und Magnaten
Bist du ein rechter Favorit
Du schmeckst zum Kohl. du schmeckst zum Braten
Du schmeckst zu Thorner Kuchenschnitt
Zum polnischen Bock, Trompet-Marie
Da paßt ein Stück Krambambuli (27)

Kämst du zu den entfernten Zonen
Dich betete der Barbar an
Da wo die wilden Kaffers wohnen
Von Peru bis Indistan
Bei’m güldnen Fluß Missisippi
Verehrt man dich Krambambuli (34)

Du bist ein Geist für feine Geister
Nicht für jedweden Mummenknecht
Das braune Bier macht dick und feister
Allein es nährt die Seele schlecht
O güldne Regula Detri
Punsch, Bischof und Krambambuli (36)

Du wärmst das Hirn erfrischst die Sinnen
Stärkst das Gedächtnis schärfst den Witz
Bei dir kann Faulheit nichts gewinnen
Der Fleiß behauptet seinen Sitz
Ist einer nur kein menschlich Vieh
So hilft ihm der Krambambuli (37)

Soll ich Kaffee und Tee genießen
So perlt kein rotes Feu’r im Glas
Eh will die Feder mir nicht fließen
Ich schmecke denn dein köstlich Nab
Wie lieblich klingt die Poesie
Noch einen Schluck Krambambuli (38)

Ist mir der Wechsel ausgeblieben
Hat mich das Spiel labet gemacht
Hat meine Doris nicht geschrieben
Wird mir ein Trauerbrief gebracht
Vertreib ich die Melancholie
Mir durch ein Glas Krambambuli (39)

Soll ich die Jungfern karessieren
Und ein beredter Schmeichler sein
Die Tänzerin manierlich führen
So schenk ich erst ein Schnäpschen ein
Alsdann so gehts ohn alle Müh
Das tut der Geist Krambambuli (40)

Laß den Ap’theker destilieren
Batavia und Persico
Laß ihn Karminative schmieren
Sein Rossoli macht mich nicht froh
Sein Aquavit benimmt doch nie
Den Preis von dem Krambambuli (41)

Lass Frankreich Wälsch- und England prahlen
Mit ihrem trefflichen Likör
Ich werde nichts dafür bezahlen
Er findet bei mir kein Gehör
Weg mit der Scharlatanerie
Solider ist Krambambuli (42)

Ihr die ihr mit Likören handelt
Und ihr Geschlechtsregister schreibt
In Montpellier hat sichs verwandelt
Weil man’s in Danzig höher treibt
Setzt in die Genealogie
Den Großpapa Krambambuli (43)

Braust mir der Kopf, drückt mich der Magen
Vergeht mir Appetit und Lust
Wenn mich die Flatulenzen plagen
Fällt ein Katarrh mir auf die Brust
So reib ich Schläf und Bauch und Knie
Mit laulichem Krambambuli (45)

Kein Pulver brauch ich keine Pillen
Nicht Theriac und Mithridat
Ich lasse der Natur den Willen
und nebenher bist du mein Rat
Statt der Mixtur des Medici
Gebrauch ich den Krambambuli (46)

Ihr Schönen quälen euch die Dünste
Plagt euch das Milz und Mutterweh
So bauet nicht auf Weiberkünste
Glaubt dass ich auf eur Bestes seh
Ich schreib euch ein Rezept in I
Probatum est Krambambuli (48)

Trinkt Wasser wie die Bürstenbinder
Reist nach Pyrmont und Schwalbach zu
Mein Danziger treibt viel gelinder
Befördert Dauung Schlaf und Ruh
Was soll die mineral’sche Brüh
Gesunder ist Krambambuli (49)

Wär Aesculapius noch vorhanden
Hippocrates und Trismegift
Du machtest ihre Kunst zu Schanden
Nebst Paracelsens feiner List
Gicht, Kolik, Stein, Hypochondrie
Verschwinden im Krambambuli (50)

Bestimmt ihr Temperamentierer
Was sanguis und phlegma sei
Ihr seid doch nichts als blinde Führer
Eu’r Temp’rament ist Quackelei
Und wär’t ihr gleich Cholerici
So dient euch doch Krambambuli (52)

Schlüg Eisenbart, der Krankheitsstürmer
Noch jetzo seine Bühnen auf
Du wärst sein mächtigster Beschirmer
Halb Deutschland brächtest du in Lauf
Ich wett, er rief cum emphasi
Ihr Leute kauft Krambambuli (53)

Elektrisiert euch, sprühet Funken
Tret’t auf Kolphonium und Pech
Ein Glas Krambambuli getrunken
Stößt allen bösen Schwefel weg
Und reiniget die Phantasie
Drum ehr ich den Krambambuli (35)

Wär ich noch jetzund ein Studente
Von dem berühmten Saal-Athen
Wenn ich noch mit dem Käufer rennte
Du müßtest mit dorfatim gehn
Ich trinke gleich à bon ami
Sechs Ganze vom Krambambuli (57)

Bin ich im Wirtshaus abgestiegen
Als ein eilfertiger Courier
So lass ich Käs und Butter liegen
Und greif erst nach dem Propfenzieh’r
Denn bläst der Postknecht tantari
zu einem Glas Krambambuli (61)

Sollt ich für meinen König fechten
Fürs Vaterland zu Felde gehn
So blitzt der Stahl in meiner Rechten
Und du mußt in der Linken stehn
Wenn ich durch Dampf und Nebel zieh
So stärkst du mich Krambambuli (63)

Ich bin ein Freund vom rheinschen Weine
Dieweil er mich als Landsmann kennt
Und gutem Mosler wie ich meine
Wird auch mit Recht ein Platz vergönnt
Im Fall der Not entbehr ich sie
Und trink ein Glas Krambambuli (65)

Ihr Grillenfänger muckt im Neste
Und ihr Kalmeuser hängt den Kopf
Ich rauch ein Pfeifchen lade Gäste
Und bin kein murr’scher Sauertopf
Ich lasse die Misanthropie
Und trink ein Glas Krambambuli (67)

Ihr die ihr aufs Verhängnis fluchet
Sobald euch ein Adeptus packt
Die ihr den Stein der Weisen suchet
Dieweil ihr voller Torheit steckt
Verbannt den Rauch der Alchemie
Und destilliert Krambambuli (68)

Wie zankt nicht mancher Schulmonarche
Sich um ein Wort vom Cicero
Er kritisiert den Bau der Arche
Und schreibt nichts als in Folio
Ich lache der Pedanterie
und trink ein Glas Krambambuli (*69)

Wär ich zum großen Herrn geboren
Wie Theodor und Roulikan
Ich hätt ein Ordensband erkoren
Und stickte die Devise dran
Toujours gaillard et sans souci
C’est l’ordre de Crambambouli (*74)

Sollt ich dereinst zur Hochzeit schreiten
Mit einer tugendsamen Braut
So lass ich kein groß Mahl bereiten
Wenn mich der Priester angetraut
So geb ich ohne Zer’monie
Coffee, Biscuit, Krambambuli (*81)

Von vielem Kummer Gram und Harme
Wird man in besten Jahren alt
Kein Schminken hilft, kein Eau de Carme
Die Glieder sind und bleiben kalt
Ihr von der großen Confrèrie
Sucht Trost in dem Krambambuli (82)

Ich strebe nicht nach hohen Dingen
Die Welt hegt lauter Unbestand
Mein Wünschen wird mir doch gelingen
Ich küsse der Fürsehung Hand
Mein Wahlspruch in der Lotterie
Heißt Prosit der Krambambuli (87)

Mein größter Reichtum ist Vergnügen
Im Herzen wohnt Zufriedenheit
Der Mammon soll mich nicht betriegen
Mein Ehrgeiz ist Gleichgültigkeit
Ich trotze Mogul und Sophi
Mit Danziger Krambambuli (88)

Ein jeder Tag hat seine Plagen
Jedweder Mensch bekömmt sein Pfund
Drum will ich meins geduldig tragen
Und trocknet mir der Gaum im Mund
So trink ich (in Parenthesi)
Ein Gläschen vom Krambambuli (89)

Die Flüchtigkeit von diesem Leben
Bild’t sich in deinen Farben ab
So wie sich hier die Dünste heben
So steigt und fällt das Glück ins Grab
Dies lehret die Anatomie
Von einem Glas Krambambuli (91)

Und muß ich denn auch endlich sterben
Soll nun mein Geist von hinnen gehn
So kann der Körper nicht verderben
Sein Stoff bleibt unverweslich stehn
Und wird gleichsam durch Sympathie
Versteinert in Krambambuli (92)

Drum Virtuosen setzt euch nieder
Erhebt dies ambrosinsche Nass
Durch eure wohlgestimmten Lieder
Füllt öfters das vergnügte Glas
Besingt im Tone ut re mi
Fa so la den Krambambuli (93)

Ihr Martis Söhne bleibt zurücke
Laßt Danz’ger Mauren doch in Ruh
Und wirft euch schon das Kriegsgeschicke
Mit offnem Tor die Schlüssel zu
Ei so verschont nur dort und hie
Im Lachse den Krambambuli (94)

Wie jeder der nach Rom hinreiset
Fürnehmlich den Pantoffel küßt
So wird wie Danzigs Chronik weiset
Das Haus im Lachs zuerst begrüßt
Wie mancher hält da nicht Revue
Vorm General Krambambuli (95)

Wer über die Krambambulisten
Sein höhnisch Maul aus Mißgunst rümpft
Den halt ich nicht für einen Christen
Weil er auf Gottes Ehre schimpft
Ich gäb ihm wenn er Zeter schrie
Kein Tröpfchen vom Krambambuli (*98)

Nun Bürger von der Weichsel Strande
Ihr Meunonisten habet Dank
Es geh euch wohl zu Schiff und Lande
Gott segne euren Nektartrank
Leb edles Danzig grün und blüh
Tusch Vivat dein Krambambuli (102)

Text: Christoph Friedrich Wedekind ( Wittekind ) (1745)
Musik: auf die Melodie von Das Kanapee ist mein Vergnügen

, auch unter dem Pseudonym: Cresentius Koromandel , der Text hat ursprünglich 102 (!) Strophen). Die Zahl in Klammern hinter der Strophe meldet die ursprüngliche Ordnung Das Sternchen vorn an der Zahl bezeichnet die im Munde des Volkes noch lebenden Strophen

Das Lied erschien zuerst als Einzeldruck mit der Jahrzahl 1745 unter dem Titel „Der Krambambulist: Ein Lobgedicht über die gebrannten Wasser im Lachs zu Danzig“. Dann in „Koromandels Nebenstündiger Zeitvertreib in Teutschen Gedichten“, Danzig und Leipzig, 1747, S. 413-436.

Liederthema:
Liederzeit: vor 1745 : Zeitraum:
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Melodie zu Krambambuli so heißt der Titel (Original)

Anmerkungen zu "Krambambuli so heißt der Titel (Original)"

Anmerkungen:

  • 1 1 1 Krambambuli = polnischer Ausdruck für das Danziger Kirschwasser, ein Liqueur.  Später studentisch für geistige Getränke überhaupt
  • 1 2 Starost ein vornehmer poln. Edelmann, der im Besitz eines Kronlehen war und besondere Gerichtsbarkeit ausübte
  • 6 4 Thorner und Nürnberger = gewürzte Honigkuchen, Pfefferkuchen waren berühmt
  • 6 5 Polnischer Bock = Sackpfeife, Dudelsack;  Tromba marina Marine Trompete = ein veraltetes Instrument =  Trummscheit, sonst in Nonnenklöstern, wie auf Schiffen gespielt
  • 8.2 Mummenknecht = Anspielung auf das berühmte Braunschweiger Braunbier = Mumme
  • 13 3 Rossoli = Rosenwasser
  • 22 6 Eisenbart =  ein ehemals berühmter Wundarzt