In dem Kerker waren zu Frankfurt an dem Main (1846)

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In dem Kerker waren
zu Frankfurt an dem Main
sind beinah vor Jahren
viel Studenten drein
weil sie gekämpft, die Braven
für das höchste Glück
gegen jene Sklaven
für die Republik

Man verwahrt sie dachte (!)
die Edle, die man hat
Sind jetzt noch die Achte
welche man noch hat
Und der Kerkermeister
spricht ja täglich aus:
„Mein Herr Bürgermeister
Es wütscht mir keiner aus“

Doch sie sind verschwunden
bei dem großen Sturm
um die achte Stunde
des Abends aus dem Turm
Sie laufen, suchen, spüren
ihnen immer nach
Ihr seid angeschmieret
Spott wird euch und Schmach

Sollt euch jemand fragen
Was macht Absalon
Ei so tut ihr sagen
Ja, er henket schon
Er henkt an keinem Baume
er henkt an keinem Strick
sondern an dem Bande
für die Republik

Diese Version: DVA A 80182 , handschriftliches Liederbuch III (Nr. 59) des Johann Philipp Brühl aus Hennethal (Untertaunuskreis) 1846 ( Nassauisches Archiv )  — Als Variantenapparat abgedruckt bei J. Meier , Volksliedstudien S.220f. I D.   , laut Steinitz II , 1962. I,7 bei J. Meier zu Sklaven : „unrichtig Scharen!“ – bermerkenswert auch das „henket“ anstatt „hänget“ in der letzten Strophe.

Liederthema:
Liederzeit: vor 1846 : Zeitraum:
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Parodien, Versionen und Variationen:

Lied über eine Gefangenenbefreiung, die 1837 in Frankfurt stattfand und ein wichtiges Ereignis im Deutschen Vormärz war:

Durch die Julirevolution von 1830 in Frankreich erhielt die demokratische Bewegung in Deutschland wieder einen Aufschwung. In einigen deutschen Staaten kam es zu Volksbewegungen und zu konstitutionellen Zugeständnissen der Fürsten, besonders in Südwestdeutschland. Den Höhepunkt in der neuen demokratischen Bewegung, auch unter den Studenten, bildete das Hambacher Fest am 27. Mai 1832, auf das Metternich und der Bundestag mit neuen schärfsten Verfolgungen antworteten.

Es entstanden Geheimgesellschaften, die isoliert vom Volk tätig waren, ihre Kräfte stark überschätzten und daher von der putschistischen Taktik Erfolg hofften. Ein solcher Versuch war der Sturm der Frankfurter Wachen durch eine Stüdentengruppe am 3. April 1833. Der mit großem Mut unternommene Sturm war vorher verraten worden und wurde nach anfänglichem Erfolg — die beiden Polizeiwachen wurden erobert — von dem alarmierten regulären Militär niedergeschlagen. Etwa 20 Studenten wurden gefangen genommen.

Die gerichtliche Untersuchung zog sich lange hin. „Am 19. Oktober 1836 wurde den Angeklagten endlich das Urteil der Tübinger Rechtsfakultät eröffnet, demnach wurden 10 zu lebenslänglicher, einer zu 15-jähriger, einer zu 12jähriger und einer zu 6-monatlicher Zuchthausstrafe verurteilt“; 2 wurden freigesprochen. Während die Berufungsverhandlung vorbereitet wurde, konnten sechs der „am meisten Gravierten“ mit Hilfe eines Gefängniswärters entfliehen, am Abend des 10. Januar 1837, „wo sehr rauhes Wetter war“. (nach Steinitz II ,1962) Dieses Ereignis wird in dem weit verbreiteten Volkslied „In dem Kerker saßen zu Frankfurt an dem Main“ besungen. Es ist auch unter dem Namen „Die freie Republik“ bekannt.