In dem dem Kerker saßen
zu Frankfurt an dem Main
schon seit vielen Jahren
sechs Studenten drein
die für die Freiheit fochten
und für das Bürgerglück
und für die Menschenrechte
der freien Republik

Und der Kerkermeister
sprach es täglich aus
Sie, Herr Bürgermeister
es reißt mir keiner aus:
aber doch sind sie verschwunden
abends aus dem Turm
um die zwölfte Stunde,
bei dem großen Sturm

Und am andern Morgen
hört man den Alarm
O, es war entsetzlich
der Soldatenschwarm!
Sie suchten auf und nieder,
Sie suchten hin und her
Sie suchten sechs Studenten
Und fanden sie nicht mehr

Doch sie kamen wieder
Mit Schwertern in der Hand
Auf, ihr deutschen Brüder
Jetzt geht´s fürs Vaterland
Jetzt geht´s für Menschenrechte
und für das Bürgerglück
Wir sind doch keine Knechte
der freien Republik

Und wenn euch die Leute fragen:
Wo ist Absalon?
So dürfet ihr wohl sagen:
O, der hänget schon
Er hängt an keinem Baume
Und an keinem Strick
Sondern an dem Glauben
Der freien Republik

diese von In dem Kerker saßen Version in: ALA , eingesandt 1955 von Ernst Weiss , Weimar . — Abdruck (mit 2 unbedeutenden Änderungen in Str. 5) in: Das Lied im Kampf geboren , Heft l, 1957, Nr. 21
nach Steinitz II , 1962

Liederthema:
Liederzeit: vor 1955 : Zeitraum: ,
Orte: ,
Geschichte dieses Liedes: ,

Zur Geschichte dieses Liedes: ,

Parodien, Versionen und Variationen:

Lied über eine Gefangenenbefreiung, die 1837 in Frankfurt stattfand und ein wichtiges Ereignis im Deutschen Vormärz war:

Durch die Julirevolution von 1830 in Frankreich erhielt die demokratische Bewegung in Deutschland wieder einen Aufschwung. In einigen deutschen Staaten kam es zu Volksbewegungen und zu konstitutionellen Zugeständnissen der Fürsten, besonders in Südwestdeutschland. Den Höhepunkt in der neuen demokratischen Bewegung, auch unter den Studenten, bildete das Hambacher Fest am 27. Mai 1832, auf das Metternich und der Bundestag mit neuen schärfsten Verfolgungen antworteten.

Es entstanden Geheimgesellschaften, die isoliert vom Volk tätig waren, ihre Kräfte stark überschätzten und daher von der putschistischen Taktik Erfolg hofften. Ein solcher Versuch war der Sturm der Frankfurter Wachen durch eine Stüdentengruppe am 3. April 1833. Der mit großem Mut unternommene Sturm war vorher verraten worden und wurde nach anfänglichem Erfolg — die beiden Polizeiwachen wurden erobert — von dem alarmierten regulären Militär niedergeschlagen. Etwa 20 Studenten wurden gefangen genommen.

Die gerichtliche Untersuchung zog sich lange hin. „Am 19. Oktober 1836 wurde den Angeklagten endlich das Urteil der Tübinger Rechtsfakultät eröffnet, demnach wurden 10 zu lebenslänglicher, einer zu 15-jähriger, einer zu 12jähriger und einer zu 6-monatlicher Zuchthausstrafe verurteilt“; 2 wurden freigesprochen. Während die Berufungsverhandlung vorbereitet wurde, konnten sechs der „am meisten Gravierten“ mit Hilfe eines Gefängniswärters entfliehen, am Abend des 10. Januar 1837, „wo sehr rauhes Wetter war“. (nach Steinitz II ,1962) Dieses Ereignis wird in dem weit verbreiteten Volkslied „In dem Kerker saßen zu Frankfurt an dem Main“ besungen. Es ist auch unter dem Namen „Die freie Republik“ bekannt.