Und im Kerker saßen
zu Frankfurt an dem Main
mit gebundnen Händen
sechs Studenten drein

Sie saßen dort gefangen
wohl sechs Wochen lang
weil sie von Freiheit sangen
durch die Stadt entlang

Und der Kerkermeister
Sprach‘ sich täglich aus:
„Sie, Herr Bürgermeister
Mir reißt keiner aus“

Wohlan, sie sind verschwunden
Wohl aus dem hohen Turm
Nachts in der zwölften Stunde
Bei dem großen Sturm

Eines Morgens plötzlich
Schlug man den Alarm
Und es haust entsetzlich
Der Gensdarmenschwarm

Suchet, wie ihr wollet
Suchet her und hin
Sucht die sechs Studenten
Groß ist der Gewinn

Wenn die Weiber jammern
daß ihr Herz beschwert
in verschlossnen Kammern
reichet uns das Schwert

Jetzt geht´s für Deutschlands Rechte
jetzt geht´ s für Deutschlands Sieg
Wir sind keine Knechte
Frei lebt die Republik!

Und wenn die Fürsten fragen
„Wo ist Absalon?“
So könnt ihr ihn´n sagen
der letzte hänget schon

Er hängt an keinem Galgen
er hängt an keinem Strick
er hänget an der Fahne
der freien Republik

Ihr seid angeführet
das ist euer Lohn
ihr seid angeschmieret
Spott wohl euch und Hohn

Nun ist der Kampf zu Ende
so nehmt das Glas zur Hand
Vivat, ihr Studenten
jetzt geht´s fürs Vaterland

Diese Version  von In dem Kerker saßen  bzw. „Die freie Republik“ (bei Steinitz II 1962 Nr. A.) ist abgedruckt bei J. Meier : Volksliedstudien S. 220f: „aus Braunau in Böhmen “ , mitgeteilt von A. Kahler –

Liederthema:
Liederzeit: vor 1917 : Zeitraum:
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Parodien, Versionen und Variationen:

Lied über eine Gefangenenbefreiung, die 1837 in Frankfurt stattfand und ein wichtiges Ereignis im Deutschen Vormärz war:

Durch die Julirevolution von 1830 in Frankreich erhielt die demokratische Bewegung in Deutschland wieder einen Aufschwung. In einigen deutschen Staaten kam es zu Volksbewegungen und zu konstitutionellen Zugeständnissen der Fürsten, besonders in Südwestdeutschland. Den Höhepunkt in der neuen demokratischen Bewegung, auch unter den Studenten, bildete das Hambacher Fest am 27. Mai 1832, auf das Metternich und der Bundestag mit neuen schärfsten Verfolgungen antworteten.

Es entstanden Geheimgesellschaften, die isoliert vom Volk tätig waren, ihre Kräfte stark überschätzten und daher von der putschistischen Taktik Erfolg hofften. Ein solcher Versuch war der Sturm der Frankfurter Wachen durch eine Stüdentengruppe am 3. April 1833. Der mit großem Mut unternommene Sturm war vorher verraten worden und wurde nach anfänglichem Erfolg — die beiden Polizeiwachen wurden erobert — von dem alarmierten regulären Militär niedergeschlagen. Etwa 20 Studenten wurden gefangen genommen.

Die gerichtliche Untersuchung zog sich lange hin. „Am 19. Oktober 1836 wurde den Angeklagten endlich das Urteil der Tübinger Rechtsfakultät eröffnet, demnach wurden 10 zu lebenslänglicher, einer zu 15-jähriger, einer zu 12jähriger und einer zu 6-monatlicher Zuchthausstrafe verurteilt“; 2 wurden freigesprochen. Während die Berufungsverhandlung vorbereitet wurde, konnten sechs der „am meisten Gravierten“ mit Hilfe eines Gefängniswärters entfliehen, am Abend des 10. Januar 1837, „wo sehr rauhes Wetter war“. (nach Steinitz II ,1962) Dieses Ereignis wird in dem weit verbreiteten Volkslied „In dem Kerker saßen zu Frankfurt an dem Main“ besungen. Es ist auch unter dem Namen „Die freie Republik“ bekannt.