Weint mit mir, ihr nächtlich stillen Haine,
zürnet nicht ihr morschen Totenbeine,
wenn ich euch, ja, wenn ich euch,
wenn ich euch in eurer Ruhe stör!
Denn es wohnt allhier in euer Mitte
sanft und still ein Mädchen voller Güte.
Ach! von ihr entfernt zu sein, ist schwer.
Sie versprach, des Nachts mir zu erscheinen
sich mit mir auf ewig zu vereinen,
wenn die süße Geisterstunde schlägt.
Zwölf am Kirchhofturme ist’s vorüber,
müd und matt sind alle meine Glieder,
einsam steh ich hier an ihrer Gruft.
Horch! was rauscht dort an der Kirchhofsmauer
leis herab in einer stillen Trauer?
Immer näher kommt es auf mich zu.
Ganz schneeweiß in einem Sterbekleide,
schön geschmückt mit himmlischem Geschmeide.
Ach, wenn es doch Wilhelmine wär!
Ja. ich bin’s!“ sprach sie mit leiser Stimme.
,,Vielgeliebter, deine Wilhelmine
schrecklich ist´s in der Verwesung Gruft
Schau herab, wie schaurig und wie düster
herrscht allhier das Wurmggegeister
flieh von hier, bis einst der Tod dich ruft!“
Soll ich dich, Geliebte, schon verlassen.
kann ich dich denn, gar nicht mehr umfassen.
Ach, so schlummre sanft in deiner Gruft!
Steig hinab in deine Erdenkammer,
mach mir Platz. denn mich verzehrt der Jammer,
und bis morgen bin ich schon bei dir.
Bei dem Vater in dem Himmel droben
wo so viele Millionen wohnen
dorten wird der Freud kein End mehr sein
Text: Johann Franz von Ratschky – Wien 1799
Musik: aus Thüringen – auch im Volksmund umgesungen
Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895