Was schleicht dort im nächtlichen Walde (Wilddieb)

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Was schleicht dort im nächtlichen Walde
so einsam wildernd umher?
Hält in seiner Rechten,
so krampfhaft und fest sein Gewehr ?

Da tritt aus dem nahen Gebüsche
ein stolzer Hirsch hervor,
er wittert nach allen Seiten
hebt stolz sein Geweih empor.

Halt Schurke die Büchse herunter!
So tönt es von drüben her,
dich Wilddieb, dich such ich schon lange,
von der Stelle kommst du mir nicht mehr.

Der Wilddieb gibt keine Antwort,
er kennt ja die sichere Hand,
ein Knallen und gleich drauf ein Aufschrei
und der Förster lag sterbend im Sand.

Du bist heut im Zweikampf gefallen,
der Wilddieb drauf reumütig spricht,
du hast deine Pflicht treu erfüllet,
doch das was ich tat, weiß ich nicht.

Da drückte der Wilddieb dem Förster,
die gebrochenen Augen zu,
und flüsterte leise die Worte:
Gott schenke dir ewige Ruh.

Er stellt sich im Ort dem Gendarmen,
gepeinigt von Reue und Glut,
Gott schenk meiner Seele Erbarmen,
ich büß für des Försters Tod.

Text und Musik: Verfasser unbekannt, auch: „Wer schleicht dort im finsteren Walde“

Der abgetippte Text des Liedes (oder „nur“ Gedichtes?) wurde von der Gestapo Köln offenbar bei Friedrich Jung gefunden und in einem Umschlag der Akte beigeheftet. Im Verhör wurde auf das Schriftstück nicht näher eingegangen. Das Lied ist vermutlich um einiges älter. Siehe auch weitere Lieder zum Thema „Wilddieb

Andere Fassung aus „Traurig aber wahr“ (1931)

Wer schleicht dort im finsteren Walde
So katzenartig daher?
Es ist ja der Wilddieb, der schlaue
Hält krampfhaft in der Rechten das Gewehr.

Da tritt aus dem nahen Gebüsche
Ein stolzer Hirsch hervor.
Er wittert nach allen Seiten,
Er will zu der Tränke im Moor

»Halt, Schurke, die Flinte herunter!«
So tönt es von drüben daher.
»Dich Wilddieb, dich such‘ ich schon lange!
Vom Flecke kommst du mir nicht mehr!«

Der Wilddieb, er gibt keine Antwort,
Er kennt seine sichere Hand.
Ein Schuß! Und darauf gleich ein Aufschrei —
Der Förster liegt sterbend im Sand.

Drauf drückt er dem sterbenden Förster
Die brechenden Augen zu
Und spricht dabei leise die Worte:
»Gott schenke dir ewige Ruh!

Du bist ja im Zweikampf gefallen.
Warst du’s nicht, so war es ich!
Die Pflicht hast du treu stets erfüllet.
Doch das Wildern, das lasse ich nicht!

Das Lied steht auch in: Böhringer Liederbüchle — Klampf-Toni —  Die Moritat vom Bänkelsang (Das Lied der Straße) — Traurig aber wahr (1931)

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Liederzeit: vor 1900 : Zeitraum:
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