Jetzt Brüder sind auch wir am Platz

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Jetzt Brüder, sind auch wir am Platz
Das Ding mit anzugreifen
Denn auf der Fürst- und Pfaffenhatz
soll´s etwas besser pfeifen.

Erst traute man der Bücherzunft:
Die werde Rettung bringen;
Allein was hilft den Herrn Vernunft
Wenn sie wie Hasen springen?

Wohl war’s ein mächtiges Geschrei
Und Schmier in jeder Kammer;
Doch galt’s die Tat, da war’s vorbei
Gleich hatten sie den Jammer.

Den Karren aus dem Dreck zu ziehn
Das wollen wir versuchen
Ob halt Berlin auch flucht und Wien
Und dreißig Echo fluchen.

Ihr Herrn, wir trotzen eurem Fluch!
Sei’s euch ins Ohr geschrieben:
Sind wir so stark auch nicht im Buch
Sind wir doch stark in Hieben.

Die Axt ergreift der Zimmermann,
Der Metzger langt zum Beile,
Der Schmied kommt mit dem Hammer an
Der Seiler drehet Seile

Der Gerber gerbt der Fürsten Haut
Mit ungewaschnen Fäusten;
Der Schuster sich des Dings getraut
Und spannt sie auf den Leisten.

Der Schreiner weiß der Adlerbrut
Die Krallen abzusägen;
Der Schornsteinfeger, der geruht
Die Throne leer zu fegen.

Der Färber färbt mit Blau und Grün
Der Pfaffen feisten Rücken
Den Baum der Freiheit läßt erblühn
Der Gärtner zum Entzücken.

Und spotte nur kein Bücherwicht
Etwa der Scher und Nadel!
’s ist völlig gleich, womit man sticht;
Ersticht man nur den Adel.

Kurz, nehm im Anfang jeder keck
Wozu die Hände passen;
Dann wird uns bald der Söldner Schreck
Auch Flinten überlassen.

Jetzt noch ein Glas und eins gejohlt,
In’s Feld dann ohne Sorgen;
Denn wenn der Teufel heut uns holt
so holt er uns nicht morgen

Doch wie? Mit dem da wollen wir
Bei Gott schon fertig werden
Hat ja vollauf für seine Gier
So lang ein Fürst auf Erden.

Für’s Vaterland denn in die Schlacht!
Wir siegen oder fallen
So lassen fallend selbst mit Macht
Wir noch ein Hoch ihm schallen!

Text Georg Fein – vor 1848 (1835)
Musik: auf die Melodie von „Der Gott der Eisen wachsen ließ“ ???
u. a. in: Lieder der Landstrasse

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: Auf dem blutigen Höhepunkt der napoleonischen Kriege schrieb der völkische Professor und spätere Paulskirchenabgeordnete Ernst Moritz Arndt 1812 sein Kampflied “Der Gott, der Eisen wachsen ließ”, ein Text, der in seiner martialischen Phantasie davon träumt, mit dem “Franzosenblut” das “Eisen (zu) röten”. Text: Ernst Moritz Arndt – Musik: Albert Methfessel.