Ich stand auf Berges Halde

Ich stand auf Berges Halde
Als heim die Sonne ging
Und sah, wie überm Walde
Des Abends Goldnetz hing

Des Himmels Wolken tauten
Der Erde Frieden zu
Bei Abendglockenlauten
Ging die Natur zur Ruh

Ich sprach: O Herz, empfinde
Der Schöpfung Stille nun
Und schick mit jedem Kinde
Der Flur dich auch, zu ruhn.

Die Blumen alle schließen
Die Augen allgemach
Und alle Wellen fließen
Besänftiget im Bach

Nun hat der müde Sylphe
Sich unters Blatt gesetzt
Und die Libell am Schilfe
Entschlummert taubenetzt

Es ward dem goldnen Käfer
Zur Wieg ein Rosenblatt
Die Herde mit dem Schäfer
Sucht ihre Lagerstatt

Die Lerche sucht aus Lüften
Ihr feuchtes Nest im Klee
Und in des Waldes Klüften
Ihr Lager Hirsch und Reh

Wer sein ein Hüttchen nennet
Ruht nun darin sich aus
Und wen die Fremde trennet
Den trägt ein Traum nach Haus

Mich fasset ein Verlangen
Daß ich zu dieser Frist
Hinauf nicht kann gelangen
Wo meine Heimat ist

Text: Friedrick Rückert (1834) andere Schreibweise: Ich stand auf Bergeshalde .
Musik: Friedrich Silcher (1842) weitere Vertonungen durch Johann Karl Gottfried Loewe (1837), Moritz Hauptmann (1847). Das Lied kann auch auf die traditionelle Melodie von „Ich stand auf hohen Bergen“ gesungen werden

Liederthema:
Liederzeit: vor 1834 : Zeitraum:
Schlagwort:
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Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Anmerkungen zu "Ich stand auf Berges Halde"

Sylphen oder auch Sylvani sind mythologische Naturgeister, die dem Element Luft zugeordnet sind
in Strophe 7 heißt es im Original „Schlüften“, in Alpenrose (1924) heißt es „Klüften“

"Ich stand auf Berges Halde" in diesen Liederbüchern

in: Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) — Gesellenfreud (1913) — Alpenrose (1924)