Ich bin ein junges Weibchen (Selleriesalat, 1870, Böhmerwald)

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Ich bin ein junges Weibchen
Und hab ein‘ alten Mann,
Schön zart bin ich vom Leibchen,
Das sieht man mir wohl an.
Schneeweiß sind meine Brüste,
Der Mund ist rosenrot,
Ach, wenn’s doch einer wüßte,
Ich litte keine Not.

Was hilft mir’s karasieren,
Wenn ich nicht stempeln kann
Muß Zeit und Weil verlieren
Mit meinem alten Mann.
Ich koch ihm Chocolade
Und Seleriesalat,
Doch bleibt bei Limonade
Mein alter Mann stets matt.

Was hilft’s, wenn ich lang spiele
Mit seinem Schneckenhaus
Der Schneck hat kein Gefühle,
Er will ja nicht heraus
Am kitzeln und am spielen
Hat er noch eine Lust,
Vom Ehgesetz erfüllen,
Ist ihm nichts mehr bewußt

Oftmals hat er’s im Willen
Und zeigt sich wie ein Held,
Kommt’s aber zum erfüllen,
So ist er schlecht bestellt.
Darüber wird er böse
Und zeiget den Verdruß
Und gibt mir leere Stöße,
Die ich beweinen muß.

Wenn er hat schon getrunken
Den allerbesten Wein
Hat er kein Liebesfunken
In Adern, Mark und Bein.
Die Beinkraft und die Stärke
Versagen meinem Mann ;
Ach, Venus, liebe, werte,
Sag mir, was fang ich an ?

Nun muß ich halt verderben
Bei meinem alten Mann
Wenn er nicht bald wird sterben,
Fang ich was andres an
Doch Hörner muß er tragen
Zu seinem Spott und Hohn,
Wer’s mit mir will wagen,
Ich zahl ihm’s Macherlohn

Text und Musik: Verfasser unbekannt
Diese Version des „Lied vom Selleriesalat“ aus einem in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts geschriebenen, mit Melodien versehenen Liederbuch des Anton Fux [ gestorben 1888] aus Wullachen bei Malsching, Ob. Hohenfurt im Böhmerwald. — (Vyšší Brod (deutsch: Hohenfurth)

Eine bemerkenswerte Variante zu Blümml Erotische Volkslieder aus Deutschösterreich. [1907] S. 14, Nr. II. – mit weiterer Literatur, dazu noch Hruschka-Toischer, Deutsche Volkslieder aus Böhmen. [1891] S. 222 Nr. 217 ; A. TreichelVolkslieder und Volksreime aus Westpreußen [1895], Nr. 82; oben Nr. V)
in Emil Karl Blümml. Schamperlieder. 1908

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Liederzeit: vor 1870 : Schlagwort:
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Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Vermutlich ist das „Lied vom Selleriesalat“  kein „Frauenlied“, sondern das Lied eines jungen Mannes ohne Hab und Gut, der gegenüber einem älteren Mann mit Reichtümern andere Vorzüge zur Geltung bringen wollte.

Darauf verweist auch, dass “die Liedersammlung Nützel“ II Nr. 366 zwei Männer als Gewährsleute für dieses Lied nennt, einmal den Hausweber Johann Rausch am 20.5.1933 in Helmbrecht und den Landwirt Thomas Kreil in Förstenreuth. Bis heute ist es als Lied vom „Selleriesalat“ weithin populär geblieben. Ein inhaltliches Pendant zu diesem Lied sind die zahlreichen Witze zum Thema „alter Mann und. junge Frau“, die wiederum mit spätmittelalterlichen Schwankerzählungen eng zusammenhängen: ein unsterbliches Thema also.

Musik: Mehrere Melodien sind überliefert, auch auf die Melodie von „O Cara Mamma Mia“ aus Neapel, auf das heute „Mein Hut der hat drei Ecken“ gesungen wird. Eine weitere Fassung mit einigen neuen Strophen.