Es ziehn nach fernen Landen

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Es ziehn nach fernen Landen

Es ziehn nach fernen Landen
die lieben Vögelein
und wenn sie wieder kommen,
so seh´n sie lustig drein
Im Hain bergauf, bergunter
da klingts aus voller Brust,
so lieb, so hell, so munter
von Lenz und Wanderlust

Und Sonne, Mond und Sterne
die wandern jeden Tag
Und Wogen, Wind und Wolken,
die machen’s ihnen nach
Es wandert selbst die Erde
die sich´s doch kaum bewußt
es träumen Hirt und Herde
von nichts als Wanderlust

Die Menschen alle wandern
zum fernen, fremden Land
zum Norden, zu dem Süden
zum Meer und Bergesrand
und schreiben tausend Lieder
aus übervoller Brust
und singen immer wieder
von nichts als Wanderlust.

Ihr wollt es mir verargen
wenn ich am schönen Tag
wohl auch einst wandern möchte
den hellen Wolken nach
Und haltet mich geringe
wenn ich aus voller Brust
ein einzig Liedchen singe
von nichts als Wanderlust

Text: Julius Curtius (1825)
Musik: Verschiedene Vertonungen und Melodien. a) Franz Abt () — b) auf die Melodie von „Frisch auf zum fröhlichen Jagen“ (französische Jägermelodie von 1721 oder 1724: Pour aller à la chasse faut etre matineux) — c) Volkslied, Komponist unbekannt

Liederthema:
Liederzeit: vor 1825 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

1802 schrieb Novalis ein innig-gläubiges Gedicht auf  Jesus, der so viel am Kreuz erlitten hat und dessen Leiden dennoch ganz in Vergessen gerieten. Zehn Jahre darauf nahm Max von Schenkendorf dieses Gedicht als Inspiration und verfasste während der Befreiungskriege gegen das Frankreich Napoleons ein Lied auf den „Turnvater Jahn“ (Erneuter Schwur, an den Jahn, von wegen des heiligen teutschen Reiches), das dann vielfach nachgedichtet und im Liederbuch der SS in der Zeit des Nationalsozialismus gleich nach dem Horst-Wessel-Lied stand. Als Melodie verwendete Schenkendorf die des französischen Liedes „Pour aller à la chasse, il faut être matinal“ („Frisch auf zum fröhlichen Jagen“).

Auf auf zum fröhlichen Jagen (Hancke)

Dieses heute noch bekannte Jagdlied wurde erstmals 1723 als „Auf auf auf auf zum Jagen“ von Gottfried Benjamin Hancke ins Deutsche übertragen. Die „schmissige“ Melodie ist vielfach mit neuen Texten versehen worden, so z. B. 1742 von Christian Friedrich Henrici (genannt Picander) und Johann Sebastian Bach in der Bauernkantate (Mer hahn en neue Oberkeet, Aria 16 „Es nehme zehntausend Dukaten…“) und in den Befreiungskriegen um 1813 von Friedrich de la Motte Fouqué, der die erste Zeile in „Frisch auf zum fröhlichen Jagen“ änderte. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde vor allem diese militärische Fassung vielfach gedruckt.

Goethes „Bundeslied“ von 1775 wurde – neben späteren Vertonungen – auch auf diese Melodie gesungen, eventuell schrieb Goethe den Text bereits auf „Pour aller à la chasse“? Besonders populär wurden die Neutextungen durch Max von Schenkendorf  „Erhebt euch von der Erde“ (1813) und „Wenn alle untreu werden“ (1814) aus den Befreiungskriegen.

Zweite Melodie zu "Es ziehn nach fernen Landen"

Zweite Melodie zu Es ziehn nach fernen Landen
Volksweise vor 1880

Anmerkungen zu "Es ziehn nach fernen Landen"

Böhme: „Das Lied hörte Prof C Fortlage um 1850 im Osnabrückschen singen, aber nach ganz anderer Melodie, die er an Erk mitteilte. Die hier stehende volkstümliche Weise fand ich in neueren Schulheften und als Verfasser des Textes Karl Enslin genannt, geboren 1819 in Frankfurt a. M. und dort als Lehrer gestorben 1875. Dieser gab Gedichte für die Jugend 1846 und 1851 heraus.“

"Es ziehn nach fernen Landen" in diesen Liederbüchern

in: Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895, Nr. 523) — Deutscher Sang (1903) — Der freie Turner (1913) — Deutsches Lautenlied (1914) — Auf froher Wanderfahrt (ca. 1921) — Alpenrose (1924) —