Es segelt dort im Winde ein Schifflein

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Es segelt dort im Winde
ein Schifflein auf dem Meer
mit einem schönen Kinde
weiß nicht, wohin, woher

Das Schifflein ist versunken
die Wellen schlagen hoch
Bist du, schön Schatz ertrunken?
Ihr Wellen sagt mir’s doch

Soll ich dich nimmer sehen?
ja immer auf der Erd
So will ich weiter gehen
bis Gott mir was beschert

Die Sonn ist untergangen
das Schifflein ist dahin
und soll ich nicht erlangen
was mir es liegt im Sinn

So will ich dem Grunde
aufsuchen einen Ort
im tiefsten Meeresschlunde
find ich mein Schätzlein dort

Text: Verfasser unbekannt.

„Aus von Arnim’s Nachlass. Abgedruckt durch Ludwig Erk im Wunderhorn, 4, 70. Das Lied stammt von derselben Hand, welche 1808 das Lenore-Lied und das vom Baum im Odenwald einschickte.  An der Kunstdichtung ist hier nicht zu zweifeln, der unbekannt bleiben wollende Einsender mag alle drei Lieder mit geschickter Nachahmung volksmäßiger Ausdrucke und Wendungen selbst gedichtet haben.  Die Wunderhornherausgeber gaben diesen Text nicht heraus, vielleicht weil sie an dem Selbstmord-Entschlusse Anstoß nahmen, der am Ende zum Ausdruck kommt und dem alten wahren Volkslieder überhaupt fremd ist.“ (Böhme in: Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895, Nr, 254)