Es ist ein Schnee gefallen (noch nit Zeit)

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Es ist ein Schnee gefallen (noch nit Zeit)

Es ist ein Schnee gefallen
Wan es ist noch nit Zeit
Ich wollt zu meinem Buhlen gan
Der Weg ist nur zu weit

Es gingen drei Gesellen
Spazieren um das Haus
Das Maidlein was behende
Es lugt zum Laden aus

Der ein der was ein Reiter
Der ander ein Edelmann
Der dritt ein stolzer Schreiber
Denselben wollt es han.

Er tät dem Maidlein kromen
Von Seiden ein Haarschnur
Er gab demselben Meidlein:
„Bind du dein Haar mit zu!“

Ich will mein Haar nit binden
Ich will es hangen lan
Ich will wohl diesen Sommer lang
Fröhlich zum Tanze gan

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 424a)
vergleiche auch die Textfassung von 1467 „Es ist ein Schnee gefallen„)

Die Melodie und die erste Strophe in Grasliedlein 1535 Nr. 6. –  auch in Liederbuch v. Berg und Newber, 68 Lieder, Nürnberg (zw. 1542—63) Nr. 48. Der vollst. Text auf einem Fliegenden Blatt: Drey schöne newe Lieder (das 2.) o. J. u. O. (wohl zu Nürnberg, Mitte des 16. Jahrhunderts). Text bei Uhland Nr. 43, Wunderhorn 4. 7. Auch erwähnt bei Fischart, Geschichtskl, 1590, Cap. 8. Luise Reichardt bringt das Lied 1815 ohne die erste Strophe als eigenständigen Text mit Melodie von ihr.

Liederthema:
Liederzeit: vor 1535 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Zweite Melodie zu "Es ist ein Schnee gefallen (noch nit Zeit)"

Zweite Melodie zu Es ist ein Schnee gefallen (noch nit Zeit)
Melodie in Liederhort II (1893)

Anmerkungen zu "Es ist ein Schnee gefallen (noch nit Zeit)"

Erklärung:

  • 1, 2 wann, mhd. wan — nur ; nur es ist noch nicht Zeit zur Minnelust, die erst im Mai kommt.
  • 2, 4 lugen mhd. luogen, schauen.
  • 4, 1 kromen, mhd. kramen, kaufen; Kram auf dem Markte einkaufen und verschenken. — Ein stolzer Schreiber von dem umworbenen Mädchen abgewiesen ; sie will noch lange ledig bleiben und erst den Maitanz genießen.
  • Str. 4, 4 enthält den Heiratsantrag ; die ablehnende Antwort bringt Str. 5.
  • 5) Das Mädchen will das Haar noch ein Jahr lang hängen lassen; damit erklärt sie, ledig zu bleiben. Denn abgeschnittenes oder wenigstens eingebundenes Haar war das Kennzeichen der Ehefrauen und strenge Borschrift für Verheiratete. Langwallendes Haar der Jungfrauen Zierde. — Das hier und in anderen Liebesliedern vorangestellte Gesätz vom Schnee soll symbolisch andeuten, dass es dem Liebeswerber hinderlich geht; Schnee ist hemmend für das Zusammenkommen der Liebenden, meldet also bildlich : Hindernisse. (Böhme, 1983.)