Das Grab ist tief und stille
Und schauderhaft sein Rand
Es deckt mit schwarzer Hülle
Ein unbekanntes Land
Das Lied der Nachtigallen
Tönt nicht in seinem Schoß;
Der Freundschaft Rosen fallen
Nur auf des Hügels Moos.
Verlaßne Bräute ringen
Umsonst die Hände wund;
Der Waise Klage dringen
Nicht in der Tiefe Grund.
Doch, sonst an keinem Orte
Wohnt die ersehnte Ruh
Nur durch die dunkle Pforte
Geht man der Heimat zu.
Das arme Herz, hienieden
Von manchem Sturm bewegt,
Erlangt den wahren Frieden
Nur, wo es nicht mehr schlägt.
Text: Johann Gaudenz von Salis-Seewis (1783, zuerst im Göttinger Musenalmanach für 1788)
Musik: Hans Georg Nägeli (1822)
u.a. in: Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) – Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)
Anmerkungen zu "Das Grab ist tief und stille"
Zu bezweifeln ist, dass dieser Text viel gesungen worden ist. Der Koran sagt, Gräber sind die Bergspitzen einer fernen schönen Welt. Das ist gewiß trostvoller und poetischer als der Inhalt des weitverbreiteten Liedes von Salis-Seewis. Viel gebraucht als Denkspruch in geistlichen Reden ist die Schlußstrophe.
(Böhme, in: Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895)
Vergleiche auch:
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