Auf Deutschlands hohen Schulen
da trinken des Gerstenweins
altdeutsche Völkerscharen
ein Glas und immer noch eins.

Die Bayern und Alemannen
Westfalen und Friesen auch,
Thüringer, Sachsen und Franken
sie folgen dem heiligen Brauch

Das ist altdeutsche Sitte
in seiner Germania
hat’s Tacitus schon berichtet
hört zu, wie das geschah:

An einem Sommerabend
im Schatten des heiligen Hains,
da zechten die alten Deutschen
auf beiden Ufern des Rheins

Und sieh, des Wegs von ferren
ein Römer kam zu Fuss;
der sagte: “ Meine Herren
mein Nam‘ ist Tacitus.

Von Ihres Landes Sitten
schreib‘ ich eine Biographie,
drum wollte ich Sie bitten
erklären Sie mir die!“

Die alten Deutschen schwiegen
und reichten ihm den Krug;
er trank in kurzen Zügen
rief bald: „Jetzt hab‘ ich genug.“

Da lachten die alten Deutschen
auf beiden Ufern des Rheins
und liessen ihn spinnen und trinken
ein Glas und immer noch eins.

Und als er am anderen Morgen
sich seinen Kater besah,
da schrieb er aus Zorn und Rache
in seine Germania:

„Es wohnen die alten Deutschen
auf beiden Ufern des Rheins,
sie liegen auf Bärenhäuten
und trinken immer noch eins“

Text: A. Kunitz (Strophen 1 – 3) und William Ruer (1875)
Musik: auf die Melodien von War einst ein jung jung ZimmergesellIm schwarzen Walfisch zu AskalonIm Krug zum grünen KranzeWenn alle untreu werden – es gibt auch eine Vertonung von Bönicke –
Variation von 2.):

(Germanen und Allemannen
der heilige Wingolf auch
Thüringer, Sachsen, Frankonen,
sie folgen dem heiligen Brauch)

Zur Geschichte dieses Liedes: , ,

Parodien, Versionen und Variationen:

Anmerkungen zu "Auf Deutschlands hohen Schulen"

Text: Für die Bierzeitung der Leipziger Burschenschaft Dresdensia dichtete Wilhelm Ruer (geb. 1848) 1872 das Lied „Tacitus und die alten Deutschen“: Mit dem Beginn: „An einem Sommerabend, Im Schatten des heiligen Hains / Da lagen auf Bärenhäuten zu beiden Ufern des Rheins / Verschiedene alte Germanen…..“  von denen es in der Schlußstrophe noch einmal heißt: „Sie liegen auf Bärenhäuten und trinken immer noch eins.“ Siehe auch: „Und tranken immer noch eins

Gedruckt wurde das Lied zuerst in den Fliegenden Blättern 56, 1872, 206 mit drei anderen davor gesetzten Strophen, die von Alex Kunitz (1907 gestorben, als Arzt in Tanger) gedichtet sind.

Der Anfang lautet jetzt: Auf Deutschlands hohen Schulen. (zitiert nach: „Georg Büchmann, Geflügelte Worte Zitatenschatz des deutschen Volkes“ Das Trinklied wurde zunächst in Studentenkreisen mündlich weiterverbreitet, stark verändert und zurechtgesungen, schließlich von Tanz- und Stimmungskapellen übernommen.

"Auf Deutschlands hohen Schulen" in diesen Liederbüchern

u.a. in Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1858) – Feuerwerker-Liederbuch (1883) – Deutsch-Österreichisches Studentenliederbuch (1888) – Liederbuch deutschnationaler Kaufmannsgehilfen (1897)