Tretet zue tretet zue
Sparet nit die nue Schueh
Trettet uf das Chettemli
daß es soll erschlingle
Wer die schönste Jungfer sig
i dem ganze Ringle
Ein Tag Rise, zweu Tag Ise
drei Tag Rumpedipum
**** (Ida) keh dich um
Ida hat sich umme g´kehrt
het der Chatz den Schwanz uszert
Siebe Johr g´spunne
acht Johre Sunne
Nün mol Rumpedibum
kehr dich nonemolen um
Bus *** (Fritze) zu dir chummt
Anleitung: Zur Frühlingszeit fügen die Kinder die hohlen Stengel des Löwenzahn (Taraxacum pratense) zu einer Kette zusammen, so groß als der Kreis zum Ringelreihen werden soll. Die Kette wird so gehalten, daß sie während des gleichzeitigen Kindertanzes einen inneren Kreis bildet. Jetzt erhebt sich der Gesang und das Bewegen des Kreises. Der geschlossene Tanzkreis dreht sich bald nach links, bald nach rechts, kehrt sich bald nach innen, bald nach außen und trennt sich in zwei Tanzreihen, die einander singend entgegen gehen und wieder entfernen.
Sobald eins der Mitspielenden mit Namen gerufen wird, tritt es in die Mitte des Kreises und tanzt solo, bis ein zweites und drittes Kind auf gleiche Weise genannt ist, die dann zusammen einen inneren Kreis bilden. Schließlich gehen sie durch die gehobenen Arme des äußeren Kreises hindurch, ziehen diesen nach sich und stellen dadurch die ursprüngliche Kette wieder her.
Mit diesem Reigenspruche soll des Winters Eis (Is) nebst Schnee, Hagel und Schloßen (Reife und Schließe) sowie alles polternde Unwetter (rumpidum) vertrieben werden. Die wettermachende Katze fehlt nicht, ihr wird durch Umkehr des Kreises der Schwanz ausgezehrt, d.h. das Unwetter verjagt. —
Diesen Spruch über die Kettenblume, die in der Schweiz auch Feßlene heißt, hält Rochholz (S. 470) für höchst wichtig, weil er übereinstimmt mit einer Sitte, die das älteste uns erhaltene Schriftdenkmal erwähnt: Nach einem der beiden Merseburger Zaubersprüche „saßen einst drei Schlachtjungfrauen (Walküren) zusammen, um das Heft zu heften, um das Feindesheer aufzuhalten, um Ketten zu pflücken aus fesselnden Blumen“ Dieser freien Übersetzung von Rochholz kann kein Germanist beistimmen. Richtige Erklärung mit Urtext außer bei Grimm 1812 biten Müllenhoff und Scherer : Denkmäler IV.1 (Scherer, Litt.- Gesch., 15) Schaufler : Althochdeutsche Liiteratur 1893 , S.42
bei Rochholz , 467 , Text und Angaben in Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (1897)
als „Chettemli- oder Feßlenespiel im Aargau“ betitelt
auch in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1876 C)