Tretet zue tretet zue

Chettemli- oder Feßlenespiel im Aargau

Zur Frühlingszeit fügen die Kinder die hohlen Stengel des Löwenzahn (Taraxacum pratense) zu einer Kette zusammen, so groß als der Kreis zum Ringelreihen werden soll. Die Kette wird so gehalten, daß sie während des gleichzeitigen Kindertanzes einen inneren Kreis bildet. Jetzt erhebt sich der Gesang und das Bewegen des Kreises. Der geschlossene Tanzkreis dreht sich bald nach links, bald nach rechts, kehrt sich bald nach innen, bald nach außen und trennt sich in zwei Tanzreihen, die einander singend entgegen gehen und wieder  entfernen.

Sobald eins der Mitspielenden mit Namen gerufen wird, tritt es in die Mitte des Kreises und tanzt solo, bis ein zweites und drittes Kind auf gleiche Weise genannt ist, die dann zusammen einen inneren Kreis bilden. Schließlich gehen sie durch die gehobenen Arme des äußeren Kreises hindurch, ziehen diesen nach sich und stellen dadurch die ursprüngliche Kette wieder her.

Tretet zue tretet zue
Sparet nit die nue Schueh
Trettet uf das Chettemli
daß es soll erschlingle
Wer die schönste Jungfer sig
i dem ganze Ringle
Ein Tag Rise, zweu Tag Ise
drei Tag Rumpedipum
**** (Ida) keh dich um

Ida hat sich umme g´kehrt
het der Chatz den Schwanz uszert
Siebe Johr g´spunne
acht Johre Sunne
Nün mol Rumpedibum
kehr dich nonemolen um
Bus *** (Fritze) zu dir chummt

(Der Bräutigam lehrt Rochholz hier, soll dem Mädchen alsdann gewiß sein, wenn es das sogenannte Siebenjahrgarn fertig gesponnen hat)

Böhme gibt an: „Dieser freien Übersetzung von Rochholz kann kein Germanist beistimmen. Richtige Erklärung mit Urtext außer bei Grimm 1812 bieten Müllenhoff und Scherer : Denkmäler IV.1 (Scherer, Litt.- Gesch., 15) Schaufler : Althochdeutsche Literatur 1893 , S.42 (in Deutsches Kinderlied und Kinderspiel, 1897)
als „Ringeltanz mit der Kette“ betitelt – auch in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1876 C)


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Anmerkungen zu "Tretet zue tretet zue"

Mit diesem Reigenspruche soll des Winters Eis (Is) nebst Schnee, Hagel und Schloßen (Reife und Schließe) sowie alles polternde Unwetter (rumpidum) vertrieben werden. Die wettermachende Katze fehlt nicht, ihr wird durch Umkehr des Kreises der Schwanz ausgezehrt, d.h. das Unwetter verjagt. —

Diesen Spruch über die Kettenblume, die in der Schweiz auch Feßlene heißt, hält Rochholz (S. 470) für höchst wichtig, weil er übereinstimmt mit einer Sitte, die das älteste uns erhaltene Schriftdenkmal erwähnt: Nach einem der beiden Merseburger Zaubersprüche „saßen einst drei Schlachtjungfrauen (Walküren) zusammen, um das Heft zu heften, um das Feindesheer aufzuhalten, um Ketten zu pflücken aus fesselnden Blumen“  (bei Rochholz, 467)

Böhme gibt an: „Dieser freien Übersetzung von Rochholz kann kein Germanist beistimmen. Richtige Erklärung mit Urtext außer bei Grimm 1812 bieten Müllenhoff und Scherer : Denkmäler IV.1

"Tretet zue tretet zue" in diesen Liederbüchern

Denkmäler IV.1 (Scherer, Litt.- Gesch., 15) Schaufler : Althochdeutsche Literatur 1893 , S.42 (in Deutsches Kinderlied und Kinderspiel, 1897) – als „Ringeltanz mit der Kette“ betitelt – auch in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1876 C)

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Spiele, in denen die Kinder sich in Reihen oder Ketten bewegen. Alte Spiele, wie sie die Kinder früher auf der Straße, in der Schule oder im Kindergarten gespielt haben

Ringeltanz, Ringelreihen, Ringelspiel: Der in endlosen Varianten gesungene, in Deutschland, Holland und Dänemark gekannte „Ringelreigen mit der Kette“ war ursprünglich ein Chorreigen, der bei Frühlingsanfang aufgeführt wurde. Dr. Dunger bemerkt darüber in Kürze: „Die sieben Jahre bedeuten sie sieben Wintermonate, der Schatz ist der Frühling, welcher der Erde Blumenkränze oder Gerten (die frischgrünenden Weidenzweige) als „Brautgeschenke“ bietet. (mehr)

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