Zu Koblenz auf der Brück

Zu Koblenz auf der Brücke
da lag ein tiefer Schnee
der Schnee der ist geschmolzen
das Wasser fließt in See

Es fließt in Liebchens Garten
Da wohnet Niemand drein
Ich kann da lange warten
Es wehn zwei Bäumelein

Die sehen mit den Kronen
Noch aus dem Wasser grün
Mein Liebchen muß drin wohnen
Ich kann nicht mehr zu ihm

Wenn Gott mich freundlich grüßet
Aus blauer Luft und Tal
Aus diesem Flusse grüßet
Mein Liebchen mich zumal.

Sie geht nicht auf die Brücken
Da gehn viel schöne Fraun
Sie tun mich viel anblicken
Ich mag die nicht anschaun.

Text: Brentano und von Arnim
Musik: Louise Reichardt
Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 550 „Wassernot“)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1808 : Zeitraum:
Orte:

Abweichungen im Text

Im Wunderhorn I, 88, angeblich mündlich. Eins der zartesten Liebeslieder, davon Goethe sagt: „Anschauung, Gefühl und Darstellung, überall das Richtige“ — In Wahrheit haben die Herausgeber des Wunderhorn ihren Text hergestellt aus folgendem Liedchen, das schon 1784 bei Elwert, Reste alten Gesanges, S. 55 steht:

Zu Coblenz auf der Brücken
Da liegt ein tiefer Schnee
Der Schnee der ist geschmolzen
Das Wasser fließt in See

Er fließt in Liebchens Garten
Da stehn zwei Bäumelein
Das eine trägt Muskaten
Das andre Nägelein

Muskaten die sind süße,
Braun Näglein riechen wohl
Die geb ich meinem Feinsliebchen
Dass es meiner gedenken soll

Das sind drei Wanderstrophen, davon die erste, wenig verändert, im Liebe „ Es dunkelt in dem Walde“ vorkommt und lautet: .Zu Straßburg (Frankfurt. Braunschweig) auf der Brücke“…

Elwert hat dies Liedchen vor die Ballade „Ich stund auf einem Berge“ gesetzt; daraus darf man schließen: daß man es nach gleicher Melodie wie die Ballade sang. — Die oben beigefügte, volkstülmliche Singweise hat Louise Reichardt um 1815 komponiert.