Es reit´t ein Reiter wohl über die Brück

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Es reit´t ein Reiter wohl über die Brück
der singt ein schönes neues Lied
ein Liedchen von dreierlei Stimmen
„Ach Mädchen laß dich nicht verführen!“

Und als der Reiter zu singen anfing
Das Mädchen aus seinem Zimmer springt;
„Ei ei wo hör ich so schön singen?
es tut mir mein Herzchen verführen“

Er nahm sie mit ihrem roten Rock
und hebt sie auf ein hohes Ross
Er reitet so geschwind und so balde
in einen nachtfinsteren Walde

Er reitet wohl vor einen Haselstock
woraus zwei Turteltauben flogen
Die Tauben die tun so schon singen:
„Ach, M#dchen, lass dich nicht verführen!“

Er spreitet seinen Mantel auf
und hockt die schöne Jungfer drauf
„Ach, Jungfer, tut sie mir´s erlauben
euer schönes Goldringlein zu rauben?“

Und wie er sie ausgeraubet hat
Da laufen ihr die Tränen herab
„Ach, weinest du um deines Vaters Gut
oder weinst du um deinen stolzen Mut?“

„Ich weine nicht um meines Vaters Gut
Ich weine nicht um meinen stolzen Mut
Ich weine wohl um meinen Ehrenkranz
Der ist zerrissen und wird nicht mehr ganz“

„Ach, Reiter, herzliebster Reiter mein
erlaubt mir noch drei Schrei zu tun
„Drei Schrei, die erlaub ich dir gerne
´s ist niemand im Wald noch in der Ferne“

Den ersten Schrei und den sie tut,
Den tut sie ihrer Mutter zu
„Ach, Mutter, komm geschwind und balde
Dass ich mein Leben behalte!“

Den zweiten Schrei und den sie tut
Den tut sie ihrem Vater zu;
„Ach, Vater, komm geschwind und schnelle
Sonst nimmt mein Leben ein Ende!“

Den dritten Schrei und den sie tut
Den tut sie ihrem Bruder zu:
„Ach Bruder, komm geschwind und schnelle
Sonst nimmt mein Leben ein Ende!“

Ihr Bruder war ein Jägersmann
Der alle Vögelein schiessen kann
Der gehöret seiner Schwester Stimme
Sein Hündelein das stehet stille

Der spannet seinen Hahnen auf
und schiesst den Reiter wohl über den Hauf
„Den Hahnen, den hab ich dir geben
Lass du mein Schwester beim Leben!“

Er nahm sie bei ihrer schneeweissen Hand
und führt sie in ihr Vaterland.
„Jetzt kannst du ja schalten und walten
aber kein´m Reiter sollst du ja mehr trauen“

„Ach, Bruder, herzliebster Bruder mein
Wie kann ich dir genug dankbar sein?
Ich wünsch dir viel Glück und viel Segen
Dazu das ewige Leben. Amen“

Diese Fassung von „Es ritt ein Reiter wohl durch das Ried“ steht  in Verklingende Weisen – Volkslieder aus Lothringen (1926)

Vorgesungen von Papa Gerné , der von diesem Lied meinte, es sei zwar ein Gassenlied, aber doch ein schönes Lied. Das Amen am Ende wird gesprochen. Melodie aufgenommen von Cl. Weber am 3. April 1918. Louis Pinck merkt weiter zu dem Lied an „Die Volksliedkunde hat uns ein ähnliches Lied von “ Mädchenräubern “ auf einem fliegenden Blatt aus dem Jahre 1560 erhalten mit einem Holzschnitt, der einen Reiter auf der Flucht darstellt. Hinter ihm sitzt eine Frau. Mit diesem Bilde stimmt der Inhalt des Liedes “ Hilfe in letzter Not “ überein, das Michael Becker ( geboren 1850) aus Freybuss ( Kreis Forbach ) singt. “ Gut Siebat “ reitet über den Rhein und verlockt eine Jungfrau , mit ihm zu reiten:

„Er nahm sie mit ihrem Gürtel und Rock
er warf sie hinter sich auf sein Roß
sie reiten wohl durch einen dicken Wald
sie reiten wohl durch einen grünen Wald“

1926

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1926 : Schlagwort:
Orte: ,
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: Deutschsprachige Lieder vom Ulinger oder „Blaubart“ gibt es etwa seit dem 16. Jahrhundert. Wir erfahren aus diesen Liedern von einem Ritter, der mit seinem Gesange eine junge Frau anlockt, die dann von ihm getötet werden soll. Bereits elf Frauen hatte er betört und ermordet, aber die zwölfte kann sich wehren.  In anderen Varianten wird auch sie getötet, aber der Mord durch ihren Bruder gerächt. Auch in Kinderspielen finden sich noch Spuren dieser schrecklichen Geschichte. Die älteste Fassung von einem unbekannten Dichter  stammt von einem Fliegenden Blatt : “Ein hübsch... weiter lesen