Es ritt ein Räuber wohl über den Rhein

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Es ritt ein Räuber wohl über den Rhein
der konnte so wunderschön singen
ein Liedchen von dreierlei Stimmen,
ein Liedchen von dreierlei Stimmen

Ein Mädchen auf das Fenster sprang
und hörte den wunderschönen Gesang.
„Ach könnt ich so wunderschön singen,
ein Liedchen von dreierlei Stimmen!“

Er griff sie bei dem rothen Rock
und schwang sie auf sein hohes Roß.
Drauf giengs so geschwind und so balde,
durch einen stockfinsteren Walde.

Da kamen zwei Turteltäubchen her,
die setzten sich auf ein’n Haselstrauch.
Die konnten so wunderschön singen:
„Ach Mädchen, laß dich nicht verführen!“

Ach Räuber, du lieber Räubersmann,
laß mich noch dreimal schreien!
„Ja dreimal schreien, recht gerne,
doch nicht so weit in die Ferne.“

Den ersten Schrei und den sie that,
den that sie an ihren Vater:
„Ach Vater, ach komme ja balde,
sonst muß ich ja sterben im Walde!“

Den zweiten Schrei und den sie that,
den that sie an ihre Mutter:
„Ach Mutter, ach komme ja balde,
sonst muß ich ja sterben im Walde!“

Den dritten Schrei und den sie that,
den that sie an ihren Bruder:
„Ach Bruder, ach komme ja balde,
sonst muß ich ja sterben im Walde!“

Ihr Bruder war ein Jägersmann,
der schoß den Räuber wohl durch die Brust.
Das ging so geschwind und so balde,
in diesem stockfinsteren Walde.

Text und Musik: anonym – Diese Fassung von „Es ritt ein Reiter wohl durch das Ried“ aus Nauheim bei Limburg (1885)
in: Erk-Böhme , Deutscher Liederhort

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1885 : Orte: ,
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Deutschsprachige Lieder vom Ulinger oder „Blaubart“ gibt es etwa seit dem 16. Jahrhundert. Wir erfahren aus diesen Liedern von einem Ritter, der mit seinem Gesange eine junge Frau anlockt, die dann von ihm getötet werden soll. Bereits elf Frauen hatte er betört und ermordet, aber die zwölfte kann sich wehren.  In anderen Varianten wird auch sie getötet, aber der Mord durch ihren Bruder gerächt. Auch in Kinderspielen finden sich noch Spuren dieser schrecklichen Geschichte.

Die älteste Fassung von einem unbekannten Dichter  stammt von einem Fliegenden Blatt : “Ein hübsch Lied  vom dem Ulinger” –  gedruckt zu Nürnberg durch Friderich Gutknecht , zwischen 1554 und 1580 –

Zu dem Lied gibt es vier Melodien , die erste Melodie aus Hessen-Darmstadt ( abgedruckt in Deutscher Liederhort , 1856) — die zweite Melodie aus Lothringen , um 1928 aufgezeichnet, die dritte Melodie aus Oberhessen , die vierte Melodie um 1812 aus der Gegend von Breslau .

Später meist unter dem Titel “Es ritt ein Reiter wohl durch das Ried ist der Stoff ist in zahlreichen Fassungen überliefert.  Es handelt von einer Gewalttat an einem jungen Mädchen, die durch ihren Bruder gerächt wird, Diese ging mehr oder freiwillig mit ihrem Mörder, einem Reiter, der sie durch ein Lied verführt. Siehe auch den Wikipedia-Artikel über Mädchenmörder im Volkslied