Wie wird mir denn geschehen

Ich kann dich nicht ablassen

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Wie wird mir denn geschehen

Wie wird mir denn geschehen
wenn ich dich meiden soll
und ich dich nimmer sehe
viel eh ich sterben wollt
Schön, adelich und fromm
meins Herzens eine Kron
du hast mein Herz umfangen
ich kann nicht abelan

Dein thu ich immer gedenken
all Augenblick und Stund
Du thust mein Herze kränken
dein rosenfarbner Mund
wenn ich dich sehe an
groß Freud hab ich daran
du hast mein Herz umfangen
ich kann nicht abelan

Wenn ich des Nachtes schlafe
deucht mir ich sei bei dir
und wenn ich dann erwache
find ich niemand bei mir
Erst hebt sich Jammer an
wenn ich gedenk daran
du hast mein Herz umfangen
ich kann nicht abelan

Ich lese, schreibe, dichte
odr was ich hebe an
wenn dich sieht mein Angsichte
groß Freud hab ich daran
wenn ich dein schön Gestalt
sehe so mannichfalt
kommt das Unglück zuhanden
mein Herz im Leib erkalt

Leucht heller denn die Sonne
ihr beiden Äugelein!
Bei dir ist Freud und Wonne
du zartes Jungfräulein
du bist mein Augenschein
wär ich bei dir allein
kein Leid sollt mich anfechten
wollt allzeit fröhlich sein

Dein Gang ist aus der Maßen
gleich wie der Pfauen Art
wenn du gehst auf der Straßen
gar oft ich deiner wart
ob ich gleich oft muß stehen
im Regen und im Schnee
kein Müh soll mich verdrießen
wenn ich dich, Herzlieb, seh.

Ich seh auf breiter Heide
gar manches Blümlein stan
sie sind gar wohl bekleidet
Groß Freud hab ich daran
Du übertriffst sie weit
mit all deiner Schönheit
kannst du mein eigen werden
so wird mein Herz erfreut

So sag ich doch fürwahre
du zartes Jungfräulein
wart mir doch nur ein Jahre
du sollst mein eigen sein
Wills Gott kommt auch die Zeit
die mich und dich erfreut
kein Mensch auf dieser Erden
und voneinander scheidt

Wills haben der getreue Gott
muß es geschieden sein
und uns hinnehmn der bittere Tod
soll man uns alle beid
Mit aller unserer Hab
zusammen in ein Grab
legen und lassen ruhen
bis an den jüngsten Tag

So bitt ich all die Freunde mein
Herzlieb, und auch die dein
daß sie uns von Vergißnichtmein
aussetzn ein Kränzelein
und legen einen Stein
allhier liegen begraben
zwei Herzen ohn falschen Schein

Wer ist der uns dies Liedchen sang
dem Mägdlein ist er hold
von seinem Buln lässt er nicht ab
wenn er gleich sterben sollt
sein Herz im Leibe lacht
der dies Lied hat erdacht
der Hübschen und der Zarten
zu tausend guter Nacht

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1680 „Ich kann nicht ablassen!“)

Fliegendes Blatt Magdeburg 1601. Danach in Eschenburg‘s Denkmäler altdeutscher Dichtung, S. 462 – 464, In „Des Knaben Wunderhorn I, 204 nur die 5. und 6. Str. mit der Überschrift „Pfauenart“. Melodie bei Fabricius Nr. 138 (um 1603 in Rostock geschrieben), Hoffmann von Fallersleben: Die deutschen Gesellschaftslieder, 1843, Nr. 13