Wer große Wunder schauen will (Tannhäuser)

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Wer große Wunder schauen will
der gang in grünen wald ussi
Tannhuser war ein Ritter gut
groß Wunder wollt er schauen

Wann er in grünen Wald uss kam
zu den schönen Jungfrauen
sie singen an einen langen Tanz
ein Jahr war ihnen eine Stunde

Tannhuser, lieber Tannhuser mein
wollt ihr bei uns verbleiben
ich will euch die jüngste Tochter gebn
zu einem ehlichen Weibe

Eue jüngste Tochter will ich nit
die treit den teufel in ire
ich sehs an ihr  braunen Augen an
wie er in ihr tut brennen

Frau Irene hat einen Feigenbaum
darunter leit er sich schlafen
es kam ihm für in seinem Traum
von Sünden sollt er lassen

Tannhuser stand wohl uf zur Stund
er wollt gen Rome bichten
wann er gen Rom wohl inne käm
war er mit blutten Füßen

Wann er gen Rom wohl inne käm
war er mit blutten Füßen
da  fiel er nieder auf seine Knie
seine Sünden wollt er abbüßen

Der Papst treit einen Stecken in seiner Hand
vor Dürre tut er spalten
So weng werden dir deine Sünden nachgelan
so weng, daß dieser Stab grünet

Er kneuet für das Kreuzaltar
mit ausgespannten Armen
Ich bitte dich, Herr Jesu Christ
du wolltest meiner erbarmen

Tannhuser ging zur Kirchen uß
mit seinem verzagten Herzen
Gott ist mir allzeit gnädig gsi
jetzt muß ich von ihm lassen

Wenn er für Tor hin usse käm
begegnet ihm üs liebe Fraue
Behüt dich Gott, du reine Magd
dich darf ich nimmer  anschaue

Es goht nit mehr als dritthalb Tag
der Stab fing an zu grünen
Der Papst schickt  us in alle Land
er ließ Tannhuser suchen

Tannhuser ist jetzt nimmer hier
Tannhuser ist verfahren
Tannhuser ist in Frenens Berg
wollt Gottes Gnad erwarten

Drum soll kein Papst, kein Kardinal
keinen Sünder nit verdammen
Der Sünder mag sein, so groß er will
kann Gottes Gnad  erlangen

Text und Musik: Verfasser unbekannt – Tannhäuserballade, diese Fassung nach einem alten Manuskript im Besitze der Freiin v. Laßberg , von Mitgliedern des Wandervogel aufgezeichnet auf der Sommerfahrt 1907 – in: Zupfgeigenhansl (1908) — St. Georg Liederbuch deutscher Jugend (1935) —

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Anmerkungen zu "Wer große Wunder schauen will (Tannhäuser)"

Der Minnesänger und Spruchdichter Tannhäuser (mittelhochdeutsch Tanhûser lebte im 13. Jahrhundert; historisch datierbare Hinweise in seiner Lyrik weisen auf die Jahre zwischen 1245 und 1265. (Wikipedia)  Tannhäusersage etwa ab 1430.

Die älteste Form der Ballade bei Ludwig Erk stammt von etwa 1520. Die Tannhäuserballade ist in einigen Variationen in Deutscher Liederhort (1856) abgedruckt ,dabei eine mündlich überlieferte Melodie aus der Schweiz von 1830 ( hier Melodie Nr. 2) : aus Escholzmatt in Entlebusch –

Als Venusberg – auch als Schamhügel, Schamberg, Venushügel oder in der medizinischen Fachsprache als Mons pubis oder Mons veneris bezeichnet – wird die leichte Erhebung über dem weiblichen Schambein bezeichnet. Der Venusberg beginnt an der Stelle, wo die äußeren Schamlippen vorne zusammenlaufen  (Wikipedia)  Entsprechend deutet der „Stab“ auf den Phallus hin. Der Papst hat einen dürren Stab, der nicht grünt. Hingegen grünt der Stab des Tannhäusers als er wieder bei seiner Liebsten weilt ( drei volle Tage !), der Papst hingegen ist „ewiglich verloren“. In dieser Fassung von etwa 1520 ist die Geschichte noch recht eindeutig erzählt.

Papst Urban der Vierte war Papst von 1261-1264 – er residierte in Orvieto und Viterbo und hat Rom nie betreten. Der Sage nach war es Papst Urban IV., der dem aus dem Venusberg zurückgekehrten Tannhäuser die Absolution verweigerte, weil diesem so wenig Heil werden könne, wie der Priesterstab in seiner Hand zu erblühen vermöchte. In der Sage freilich ergrünt der Priesterstab dem päpstlichen Diktum zum Trotz, weswegen die Legende die Verdammnis auf Urban IV. geworfen sieht. (Wikipedia)