Wär ich ein wilder Falke (2)

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Wär ich ein wilder Falke (2)

Wär ich ein wilder Falke,
Ich wollt´ mich schwingen auf
und wollt´ mich niederlassen
vor eines Grafen Haus!

Ich wollt‘ mit meinen Schwingen
Da schlagen an Liebchens Tür,
Daß springen sollt‘ der Riegel,
So Liebchen trät‘ herfür.

„Hörst die Schlüssel klingen,
Dein‘ Mutter ist nicht weit,
So zieh mit mir von hinnen,
Wohl über die Heide breit.“

Und wollt‘ in ihrem Nacken
Die goldnen Flechten schön
Mit meinem Schnabel packen,
Sie tragen in die Höh’n.

Ja wohl zu dieser Höhen,
Hier wär ein schönes Nest,
Wie ist mir doch geschehen,
Daß ich gesetzet fest.

Ja trüg ich sie im Fluge,
Mich schoß der Graf nicht tot,
Sein Töchterlein zum Fluche,
Das fiele sich ja tot.

So aber sind die Schwingen
Mir allesamt gelähmt,
Wie hell ich ihr auch singe,
Mein Lieb‘ sich meiner schämt.

Text: von Arnim und Brentano, in: des Knaben Wunderhorn (1808) ,
Musik: Melodie von Reichardt, 1777 –
u.a. in: Deutscher Liederhort I (1893, Nr. 135b) — Die deutschen Volkslieder (Erk/ Irmer , 1843) —  Zupfgeigenhansl (1908) —
Vergleiche auch die ursprüngliche Version

Liederthema:
Liederzeit: vor 1808 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:
Archivnummer: BSMA B

CDs und Bücher mit Wär ich ein wilder Falke (2):

Anmerkungen zu "Wär ich ein wilder Falke (2)"

Text im Wunderhorn I 72 Von dem alten Lied des 16 Jahrhunderts  sind bloß die 1 und 3 Strophe beibehalten. Die übrigen Strophen sind Zudichtung von den Herausgebern des Wunderhorns, obgleich „mündlich“ dabei steht. Goethe sagt dazu „Groß und gut“, Schuré (Gesch d d Liedes, 193) hat es einer von ihm vorausgeschickten Novelle angereiht, wie er das bei allen Volksliedern tut, um sie für den Leser anziehender zu machen. (Böhme)