Wär ich ein wilder Falke,
Ich wollt´ mich schwingen auf
und wollt´ mich niederlassen
vor eines Grafen Haus!

Ich wollt‘ mit meinen Schwingen
Da schlagen an Liebchens Tür,
Daß springen sollt‘ der Riegel,
So Liebchen trät‘ herfür.

„Hörst die Schlüssel klingen,
Dein‘ Mutter ist nicht weit,
So zieh mit mir von hinnen,
Wohl über die Heide breit.“

Und wollt‘ in ihrem Nacken
Die goldnen Flechten schön
Mit meinem Schnabel packen,
Sie tragen in die Höh’n.

Ja wohl zu dieser Höhen,
Hier wär ein schönes Nest,
Wie ist mir doch geschehen,
Daß ich gesetzet fest.

Ja trüg ich sie im Fluge,
Mich schoß der Graf nicht tot,
Sein Töchterlein zum Fluche,
Das fiele sich ja tot.

So aber sind die Schwingen
Mir allesamt gelähmt,
Wie hell ich ihr auch singe,
Mein Lieb‘ sich meiner schämt.

Text und Musik: anonym – nach des Knaben Wunderhorn (1808) ,
Melodie von Reichardt , 1777
u.a. in: Die deutschen Volkslieder (Erk/ Irmer , 1843) —  Zupfgeigenhansl (1908) —

Vergleiche auch andere Version

 

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1808 : Zeitraum: