vielfach mündlich von 1870— 1891: aus Schleswig–Holstein (am vollständigsten, wie hier. Ziemlich gleich im Westerwald, Dillkreis, Oberhessen und Rheingau 1880, Hannover 1870, ohne Str. 6 — 8. — Anderwärts kürzer, mit Versetzung der Strophen und Anfang „O wie dunkel sind die Mauern“ (A. Müller, Volkslieder aus dem Erzgebirge 1884, S. 64). „O wie düster sind die Mauern“ (aus dem Elsaß, handschriftliches Liederheft aus Riedheim 1845). Mit gleichem Anfange bei Mündel S. 230 langes Gedicht: „Klage eines ausgewanderten getrennten Ehemanns.“ — Am Rhein: „Ach wie bin ich so verlassen“ (Becker Nr. l66). — Aus Oberhessen bei Böckel S. 17. —
4. Beide sind von mir geschieden, Beide sind von mir getrennt. Sie genießen Ruh´ und Frieden und ich leb in Traurigkeit (Pommern)
5. Ach, was sind die Mauern dunkel und wie sind die Ketten schwer! … oder Ach, wie dunkel sind die Mauern
Und die Ketten doch so schwer.
6. Teurer Jüngling, meinst du’s redlich oder meinst du’s nur aus Scherz? Ach bedenk, es ist gefährlich für ein junges Mädchenherz! (Hannover und Hessen). —
10. Wenn ich auf dem Kirchhof liege in dem stillen Kämmerlein, so pflanzt mir auf meinem Grabe Rosen und Vergißnichtmein. (Sachsen.)
Andere Textfassung:
Steh ich am eisernen Gitter
in der stillen Einsamkeit
klagte laut und weinte bitter
klagte Gott mein Herzeleid
Ach wie sind die Mauern finster
o wie sind die Ketten schwer
und wie lange wird´s noch dauern
gibt´s denn keine Rettung mehr
Meinen Vater, den ich kannte
den ich oftmals Vater nannte
meine Mutter, die mich liebte
sie hat mir der Tod entwandt
Beide sind von mir geschieden
beide sind schon längst dahin
wäre ich doch nie geboren
weil ich so unglücklich bin
Ach wie bin ich so verlassen
auf der Welt von jedermann
Freund und Feinde tun mich hassen
keiner nimmt sich meiner an
Höre, Jüngling, mein Verlangen
Höre, was das Mädchen spricht
Laß mich küssen deine Wangen
Und mich ruhn an deiner Brust
Text und Musik: Verfasser unbekannt – vor 1918
nach einer Aufzeichnung aus dem pommerschen Kreise Regenwalde vom Jahre 1923
in Arthur Hübner . Die Lieder der Heimat (1926)
Anmerkungen zu "Stehe ich am Eisengitter"
Böhme merkt an: „Zweifelhaft bleibt der Urbestand des sehr verbreiteten, aber nicht alten Liedes: Str. 6 — 10 halte ich für späteren Zusatz, voran geht die Klage einer oder eines Gefangenen. Solls vielleicht die Klage einer gefangenen Kindsmörderin sein? — Nach der rheinländischen Sage soll das Lied von einem gefangenen Lehrer auf der Festung Ehrenbreitenstein verfaßt sein.
Vergleiche auch:
Holder Jüngling mein Verlangen Holder Jüngling mein Verlangen Höre was dein Liebchen spricht Lass mich küssen deine Wangen Und sprich: Ja ich liebe Dich Selbst mein Vater war ein Reiter Meine Mutter liebte mich Und ich war…
Warum willst du mich so früh verlassen Warum willst du mich so früh verlassen warum schlägt dein Herz nicht mehr für mich warum tust du mich im Stillen hassen warum war ich früher gut für dich In der Blüte meiner…
O wie ruft die Trommel so laut O wie ruft die Trommel so laut wie die Trommel ruft ins Feld Hab ich rasch mich dargestellt Alles andre, hoch und tief Nicht gehört, was sonst mich rief Gar danach nicht umgeschaut Denn…
Verlassen verlassen verlassen bin ich Verlassen, verlassen verlassen bin ich wie ein Stein auf der Straße so verlassen bin ich Keinen Vater, keine Mutter kein Feinsliebchen hab ich jetzt seh ich recht deutlich wie verlassen bin ich Jetzt…
Mein Vater is ein Gauner Mein Vater is ein Gauner mei Mutter hat gestohlen mei Bruder sitzt im Zuchthaus und mich wer’n se bald holen oder Mein Vater ist en Spitzbub mei Mutter spitzt mit und wenn ich…