Liederlexikon: Mein Hut der hat drei Ecken

| 1900

Das hebräische Kinderlied „La kova sheli shalosh pinot“ („Mein Hut der hat drei Ecken“) ist die Vorlage des heute in Deutschland noch viel gesungenen Kinderliedes vom dreieckigen Hut. „La kova sheli Shalosh“ wurde  traditionell beim jüdischen Purimfest gesungen.

In der deutschen Übertragung ist der Text erstmals 1886 im Saarland belegt, allerdings nicht auf die zum hebräischen Texte gesungene Melodie, da hier auch zwei Silben zu viel wären. Aber auch nicht noch auf die heute bekannte Melodie, sondern auf : „Wer lieben will, muss leiden.“

Beispiele für diese Kombination aus „Hut-drei-Ecken“-Text und „Lieben-will-muss-leiden“-Melodie finden sich in „Deutscher Liederhort„, „Volkslieder und Volksreime aus Westpreussen“ (1895, ohne Melodie, „Treichel„) und bei „LewalterDeutsche Volkslieder,“ Heft 5. Ebenso „Marriage 242“ .  Auf die Melodie von „Wer lieben will, muss leiden  gibt es auch noch einen anderen Text (Kassel 1911):

Mein Schatz, der heißt Karline
und dem bin ich so gut
und wenn ich was verdiene
so kauf ich ihr´nen Hut

Eine Variante des Hut-Textes wird 1920 in der Pfalz aufgezeichnet:

Mein Hut, der hat drei Ecke / Drei Ecke hat mein Hut /
Napoleon soll verrecke / Mit seiner blech’ne Schnut.

Die Verbindung von „Napoleon“ mit dem Kinderlied zum Purimfest in einem Vierzeiler ist insofern bemerkenswert, als dass unter die Napoleon Bonaparte die jüdische Bevölkerung in Deutschland mehr Rechte erhielt.

Ungefähr ab 1920 wird „Mein Hut der hat drei Ecken“ auf die heute bekannte Melodie gesungen, die der Geigenvirtuose Paganini 1816 durch sein Opus 10, 20 Variationen für Violine, in Deutschland bekannt gemacht hat. Er selbst hatte die Canzonetta: „O cara mamma mia“ in Venedig gehört.

Die Weise ist sonst bekannt unter dem Namen „Der Karneval von Venedig“, sie ist in der Tat vernezianischen Ursprungs und ein ganze bemerkenswertes Beispiel einer „wandernden Melodie“. Victor Masse´ verwendet sie 1856 in seiner Oper „La Reine Topaz“ zu den Worten „Venise est tout en fetes, Car voici le carneval“, im folgenden Jahr erscheint A. Thomas Oper „Le Carnaval de Venise“, wo die Weise in der Ouvertüre variiert wird. Auch in England ist sie bekannt, man legt ihr da ein Lied von Th. Moore unter: „O come to me, I´ll row thee o´er across yon peaceful sea“. (Angaben nach Dr. Georg Schläger – in „Deutsches Kinderlied und Kinderspiel Lewalter“, Kassel 1911)


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