Kein Lieb ohn Leid

Kein Lieb ohn Leid mag mir nicht widerfahren
dieweil ich pfleg der Liebe Art
Ich will mein Herz und Lieb nicht länger sparen
ich hab es oft und viel bedacht
Was Lieb vermag kommt alls an Tag
künnt ich dein Gunst erwerben
kein Trost ich hab und laß nit ab
viel lieber wollt ich sterben

Redn, Dulden, Trachten, im Herzen schweigen
Das ist der rechten Liebe Art.
Heimlich und still im Herzen schweigen
Daran gedenk mein Schön‘ und Zart
Wie wohl mein Gunst ist ganz unsunst
Verlor’n seind all mein Sachen
Ich trag Geduld ohn all mein Schuld
Vor Trauren muß ich lachen

Hoffnung mein Trost, mein steter Sinn
Du hast noch nie betrogen
Es wird viel verlorn, kummt böslich umb
Wer es darauf tut wagen
Merk was ich sag, groß ist mein Klag
Ach Gott, wie weh tut scheiden
Bedenk dich recht, ich bin ein armer Knecht
Schwarzbraun will ich mich kleiden

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1663 „Kein Lieb ohn Leid“)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1550 : Zeitraum:

Anmerkungen zu "Kein Lieb ohn Leid"

Text nach einem fliegenden Blatt: „Drey schöne Newe Lieder (das ander) Gedruckt zu Nürnberg durch Valentin Newber.“ o. J. (um 1550—70). — Ferner der Text in der Heidelberger Handschrift 343 (daher Görres 54). Ambraser Liederbuch 1582, Nr. 33. — Auch in einer Handschrift Anfang des 16. Jahrhunderts in der Magdalenen-Bibliothek zu Breslau (Hoffmann’s Abschrift) ; in einzelnen Worten abweichend. In jeder 7. Zeile hat die zweite Hälfte zwei Silben mehr: 1) und laß ich schon nicht ab, 2) ehe alle meine Schuld. 3) ich bin ein armer Reitersknecht.

Die Melodie hier nach dem Buche von O. Kade, Mattheus le Maistre. Mainz 1862, S. 67. Textunterlage von Erk, Kade bei den Melismen etwas abweichend. Die Melodie (doppelte Notengröße) hat le Maistre 1566 zu 4 und dann nochmals zu 5 Stimmen gesetzt. Scandellus 1570 fünfstimmig und vielfach in der Meodie. abweichend. Bei Melchior Franck 1602 vierstimmig.