In Bayreuth ward er geboren
wo sein Vater war der Schloßkast´llan
doch den er sich zum Morden auserkoren
war ein reicher Privatmann

Seine Mutter, eine geborne Lerche
hat das ganze Unglück angericht´t
denn sie hielt ihn nicht zur Schule, nicht zur Kerche
soff gar sehr und starb dann an der Gicht

In Leipzig bei einem Schustermeister
lernte er das grasse Metier
warf der Meisterin den Topf mit Kleister
an den Kopf und rief: „Du Bestie!“

Gottlob Käsemayer hieß der Arme
sechzehn Messerstich durch Arm und Brust
gab er ihm, daß Gott erbarme
und sein Lebenslicht war ausgepust

Kunigunde, seine Vielgeliebte
trug noch größre Schändlichkeit zur Schau
denn mit einem Strumpfenband verübte
sie den Mord an Käsemayers Frau

Sieh, o Mensch, im Hintergrunde
einen Galgen aufgericht´t
Daran hängt die schöne Kunigunde
eben durch des Henkers Hand verblicht

Mit gelassner, kaltblütiger Miene
besteigt Eduard das Blutgerüst
wirft noch einen Blick nach seiner Konkubine
aber stirbt doch als ein guter Christ

Ein Schandarm mit schnurrigbärtger Miene
gibt dem Unglücksel´gen einen Klaps
geht darauf zur Marketenderin Katherine
und verlangt kaltlächelnd einen Schnaps

Diese Grausamkeit erregt im Publikum
lautes Murmeln ringsumher
da dreht sich der Schandarm wütend um
und´s verstummen alle Murmeler

Drum, o Mensch, bezähme deine Triebe
hier in dieser Zeitlichkeit
denn das sind die Folgen von der Liebe
und der mütterlichen Trunkenboldighaftigkeit

Text: Verfasser unbekannt – siehe auch Eduard und Kunigunde, Bänkellied aus Wien, das etwa vierzig Jahre zuvor nach einer wahren Begebenheit entstanden war.
Musik: auf die Melodie von “ In der großen Seestadt Leipzig “ bzw In Myrtills zerfallner Hütte – 

u.a. in Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1858) — Feuerwerker-Liederbuch (1883) — Krokodilstränen (ca 1970)

Liederthema: , ,
Liederzeit: vor 1855 : Zeitraum:
Schlagwort:
Orte: ,