Ich freu mich dieser Fasenacht

Der weltliche Rosenkranz

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Ich freu mich dieser Fasenacht

Ich freu mich dieser Fasenacht
Ich hoff es soll mir werden
Ein schöner Kranz, hat mir gemacht
Die Allerschönst auf Erden
Derselbig Kranz ist schier ganz
Mit Seiden Überbunden
Als ich versteh so kost er meh
Dann bei den vierthalb Pfunden

Warum sollt ich nit freuen mich
So ich es sich ein Wunder
Daß mir die Zart, die Minniglich
Hat gmacht ein Kranz besunder?
Ein Kranz gemacht! Tag und Nacht
Kann ich ihr nit vergessen
So will ich gan und will mir lan
Ein neuen Kittel schneiden

Von gutem Zwilch, weiß als der Schnee
Darzu mit vier Falten
So tu ich mir doch messen meh
Zwo neuer blauer Hosen
Darein will ich ein neuen Strich
Den Schneider lassen machen
Rot als ein Blut ; ich Hab ein Hut
Ist blau, der tut mich freuen

Darauf will ich mein schönen Kranz
Mit roten Nesteln heften
Und wenn ich mit der Lieben tanz.
So schrei ich sehr mit Kräften
Und tu dermit viel hoher Tritt
Erbrich mich vor in allen
So steht mir dann mein Kranz wohl an
Und kann mir nit entfallen.

So tritt ich desto frei’r dort her
In meinen besten (Fetzen)
So will ich mir ein blauen Strich (Ger)
In Ermel lassen setzen
Ein roter Strich (ganz säuberlich)
Der muß auch sein darinnen
So sieht sie dann, daß ich ihr kann
In rechter Liebe brinnen.

In steter Treue spat und früh
Tut sich mein Liebe mehren
Und hätt ich nur zwei Niederschuh
So bestand ich wohl in Ehren
So weiß ich wohl, wo ich hin soll
Und will mir zween bestellen
Von Leder lind, do ich sie find
Do b’steh ich für ein Gesellen

Zween Stiefel neu Hab ich fürdingt
Besetzt mit rotem Leder
Wiewol man sagt und auch viel singt
Von Fritzen Hahnenfeder
So weiß ich doch, daß er mich noch
Alsbald sich nit mag gleichen
Ich bin der Mann, der weiß und kann
Mich zu dem Mutz ausstreichen.

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1538 „Der weltliche Rosenkranz (Fastnachtslied)“)
Aus einer Handschrift des 16. Jahrhunderts zuerst gedruckt bei Mone, Anz. VIII, 330. Danach verbessert bei Uhland Nr. 244. Nach diesem, aber in moderner Schreibung hier. — Von der Melodie ist bloß ein Fragment erhalten bei Schmeltzel 1544 : Ouodlibert 8. —

Liederthema: , ,
Liederzeit: vor 1544 : Zeitraum:

Anmerkungen zu "Ich freu mich dieser Fasenacht"

Böhme: „Wir haben hier einen echten Bauern des Mittelalters vor uns. Wir sehen ihn in seiner Lieblingskleidung zum Tanz: weißen Zwillich-Kittel mit Falten und eingenähtem Zwickel (Geren im Ermel), blaue Hose mit eingesetzten roten Streifen (Strichen), blauen Hut, neue Stiefeln mit rotem Lederbesatz und dazu als Hauptschmuck den Kranz mit Seidenband von der Liebsten, den er an den Hut heftet. Er freut sich über die schöne Kleidung, darin er Fritz Hahnenfeder übertrifft. Wir hören ihn in seiner Großsprecherei und Prahlerei aufs Geld: er brüstet sich, daß er der Mann sei, der sich zum festlichen Ausputz Alles leisten kann. Beim Tanz mit der Dorfschönen johlt er aus Leibeskräften und macht seine bäuerisch hohen Sprünge.

Das Fastnachtslied wurde geistlich parodiert zu einem Marienlied vom Jahr 1525, das in B. Holls Handschrift Blatt 130 steht. „Fürsich dich auf den jüngsten Tag.“ Abdruck WK II, 1066. Es hat die Tonangabe : In deß weltlichen Rosenkranz Don: Als ich verste macht es im wee, denn dritthalbhundert Wunden“

Erklärung:

  • 4, 2 Nestel, etwas zum Befestigen (Nadel, Riemen, Band)
  • 4, 6:  sich erbrechen, hervortun
  • 5, 2 Fetzen, hier nicht ein abgerissenes Stück, sondern soviel als Kleider, vom alten Wort vazzen, kleiden
  • 6, 3 Niederschuhe, Gegensatz von Stiefel, Tanzschuhe aus weichem Leder.
  • 6, 8 bestehen als Gesell gelten als Bursche, als Liebhaber eines Mädchens.
  • 7, 1 fürdingt, verdingt, bestellt.
  • 7, 8 Mutz, der Putz, Sinn also: sich zu putzen. —