Frisch auf in Gottes Namen
Du werte deutsche Nation
Fürwahr, ihr sollt euch schamen
dass ihr eur gut Lob jetzt lont untergon
Das ihr so lang behalten
in Ehrn und Ritterschaft,
also gschach auch den Alten
Der lieb Gott soll fein walten
Der verleih uns sein göttlich Kraft
Kaiser Karl aus Hispania
Ein edler Fürst aus Österreich
Er ist von kaiserlichem Stamm
Wo findt man seins Geleich?
In Züchten und in Ehren
Ist er gar wohl erkannt
Darnach tut er sich kehren
Wann er da Reich soll mehren
Und aller Fürsten Land
Wach auf, du heiligs römisch Reich
Wann es ist an der Zeit
Ihr Fürsten alle gleiche
Rüst‘ euch zu diesem Streit
Wann ihr habt auserwählet
Ein kaiserliches Blut
Darnach so tut euch gsellen
Tut euch zusammenstellen
Es wird auch alles kommen gut
Darumb so seid gewarnet
Und seind eins guten Muts
Er sei reich oder arme
Dass er sein Vaterland behut
vor den türkischen Hunden
Sie führ’n ein großen Pracht
Desgleichen han ich nicht funden
Red ich zu diesen Stunden —
Keiner Ehr nehmen sie nit Acht.
Geschieht es nit gar balde
In einer kurzen Zeit
So besorg ichs: mit Gewalte
Es werd‘ ein großer Streit
Von Deutschen und von Walen
In ganzer deutscher Nation
Ich red das unverholen
Darum soll Niemand schmollen
Es mag nit anders ergahn.
Darbei will ich’s lan bleiben
Wo jetz zu dieser Zeit
Mich verdreußt weiter zu schreiben
Es möcht sich einreißen zu weit
Den Verständigen ists gesaget
Den Andern frag ich nichts nach
Wann einer würd‘ verzaget
Der ander gar verjaget
Dem Deutschland kummt es zu Schmach
Text und Melodie; Verfasser unbekannt
bei Forster III, 1552, Nr. 80
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 290)
„Nicht unmöglich wäre, dass vorstehende Melodie die noch nicht festgestellte Tollerweise (s. Nr. 245 oben, Dollerlied) sei. Das Versmaß passt und die Musik ist volkstümlich.“ (Böhme)
Anmerkungen zu "Frisch auf in Gottes Namen"
Die Melodie schon auf einem Einzeldruck von 1545 zu dem Texte bei Liliencron Nr. 516 und dessen Töne Seite 53:
Frisch auf in gottes namen,
ir werden fürsten Christi groß!
Fürwar ir macht zu schämen
Papisten all auf emen kloß.
Daß sie die köpf schlan nieder
in großer erschrockenheit
berupft ist ihr gefieder
ir gelt wird in nit wieder
bis nur in ewigkeit.
Die selbe Melodie auch bei Winnenberg, Christl. Reuterlieder 1572 zu einem Liede gleichen Anfangs über die 10 Gebote. Unser Lied steht auch auf einem fl. Bl. Nürnb. Fr. Gutknecht (um 1550). Vollst. Texte bei Wolff, hist. VL. S. 11, v. Liliencron Nr. 479. Der Verfasser war ein Katholik. —
Eine spätere Umdichtung, zu der bloß erste Strophe beibehalten, steht in G. W. Kirchhoffs Wendunmut, 6. Buch. Frankfurt a. M. 1603, Nr. 255, mit dem Vorbemerk : „Das freidige Lied von Worten und Melodey vor Jahren gemacht, des Anfang also lautet.“ Abdr. bei Gödeke und Tittmann, Liederb. des 16. Jahrh. S. 268. Irrthum ists, wenn Ditfurth (Volkslieder Nr. 76) dasselbe Lied ein Landsknechtslied aus dem 30 jähr. Kriege nennt.
"Frisch auf in Gottes Namen" in diesen Liederbüchern
Der wandernde Geselle (1933, 3. Strophen)
Vergleiche auch:
- Hiefür hiefür (Hochzeitslied II) Hiefür, hiefür! Vor eines frommen Bräutgams Tür! Mit seiner Braut, die ihm vertraut in Züchten und in Ehren! Gott wöll sie segn und mehren! Die Braut die wölln wir singen an in Züchten…
- Der wandernde Geselle "Der wandernde Geselle" - erschien zu Beginn der NS-Diktatur im Gesellenvereinsverlag zu Köln, 1933. Bearbeitet von Alfred Dickopf, mit Bezug zum "Gesellenliederbuch". Die ersten Lieder bilden den neuen Ungeist im Lande gleich ab:…
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