Es wirbt ein schöner Knabe

Spiel in der Sylvester-Nacht

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„Das noch jetzt gekannte Gesellschaftsspiel junger Leute besteht darin, dass von jedem um den Tisch sitzenden Mädchen und Burschen eine Nussschale mit einem Lichtlein auf eine mit Wasser gefüllte Schüessel gestellt wird. Die gegenseitige Annäherung dieser „schwimmenden Schiffchen“ gilt als Orakel dafür, wer von den Umsitzenden im nächsten Jahr ein Paar wird.“

Es wirbt ein schöner Knabe
Da überm breiten See
Um eines Königs Tochter
Nach Leid geschah ihm Weh

Ach Knabe, lieber Buhle,
Wie gern wär ich bei dir
So fließen nun zwei Wasser
Wohl zwischen mir und dir

Das eine sind die Tränen
Das andre ist der See
Es wird von meinen Tränen
Wohl tiefer noch der See

Ja wie auf dem Pokale
Zum Spiel ein Lichtlein schwebt
Wenn es beim hohen Mahle
Auf Königs Wohlsein geht

So setzt sie auf das Wasser
Ein Licht auf leichtes Holz
Das treibet Wind und Wasser
Zu ihrem Buhlen stolz

Als der es aufgefangen
Er rief aus voller Brust
Mein Stern ist aufgegangen
Ich schiff ihm nach mit Lust

Das Lichtlein auf den Händen
Er schwamm zum Liebchen her
Wo mag er hin sich wenden
Ich seh sein Licht nicht mehr?

Liegt er in ihrem Schoße
Sein Lichtlein wendet ab?
Liegt er im Wasserschlosse
In einem nassen Grab?

Text: Verfasser unbekannt
Melodie: vermutlich auf „Es waren zwei Königskinder“ ?
Mit Spielbeschreibung aber ohne Melodie in Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895 „Das schwimmende Schiffchen“)

Liederthema: , ,
Liederzeit: vor 1771 : Zeitraum:

Anmerkungen zu "Es wirbt ein schöner Knabe"

Strophe 1 und 2 sind alte Volksdichtung (siehe  Liederhort I. Nr. 83b aus Forster’s Liederbuch 1540. Das Übrige ist neuere Kunstdichtung; ob etwa von Goethe ? ist nicht erwiesen.

"Es wirbt ein schöner Knabe" in diesen Liederbüchern

Sesenheimer Liederbuch (um 1771). Pfeiffer’s Ausgabe 1841, S. 141