Es war einmal eine Jüdin (Schöne Jüdin)

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Es war einmal eine Jüdin (Schöne Jüdin)

Es war eine stolze Jüdin
ein wunderschönes Weib
die hatt eine schöne Tochter
ihr Haar war glatt geflochten
zum Tanz war sie bereit

Ach Mutter liebe Mutter
mein Kopf thut mir so weh
laß mich eine kleine Weile
spazieren auf grüner Heide
bis daß es mir vergeht

Ach Tochter Herzenstochter
das kann und darf nicht sein
wenn Juden auf der Straße gehn
und sehn dich unter den Bäumen stehn
wie wird es dir ergehn

Die Mutter legt sich schlafen
die Tochter nahm ein Sprung
sie sprang wohl in die Straßen
wo Herrn und Schreiber saßen
dem Schreiber sprang sie zu

Ach Schreiber liebster Schreiber
mein Herz tut mir so weh
laß mich eine kleine Weile
nur schlafen an deiner Seite
bis daß es mir vergeht

Ach Jüdin liebste Jüdin
das kann und darf nicht sein
willst du dich lassen taufen
Maria Magdalene sollst du heißen
mein Weibchen sollst du sein

Ach Schreiber liebster Schreiber
das kann und darf nicht sein
eh ich mich lasse taufen
viel lieber will ich mich ersäufen
wohl in dem tiefsten See

Sie schlug den Mantel zusammen
und dreht sich nach dem See
Ade mein Vater und Mutter
ade du stolzer Bruder
wir sehn uns nimmermeh

Text und Musik: Verfasser unbekannt

Durch ganz Deutschland bekannt und gesungen. Diese Textfassung aus Brandenburg , wo das Lied vielfach mündlich überliefert wurde. Die erste Melodie aus Gramzow in der Uckermark, nähe von Bernau. Die zweite Melodie aus Schlesien, die dritte Melodie vom Oberrhein und die vierte Melodie aus der Gegend von Frankfurt am Main, aus Württemberg – Bergstraße – und Baden .

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: „Die Sage von den zwei Königskindern oder die Schwimmersage, welche in einer Reihe zusammengehöriger Volksballaden auftritt , ist nach ihrem Inhalte uralt. Diese Balladen , welche das unglückliche Geschick eines Liebespaares erzählen, bringen dieselbe Geschichte, die von Hero und Leander erzählt wird. Somit ist der Stoff aus dem hellenischen Altertum im Mittelalter in der Leute Mund gekommen und Vermittelung durch Gelehrte und Kunstdichter nicht anzuzweifeln: Der Stoff wurde nach gekannten griechischen Quellen vermutlich durch provenzalische und nordfranzösische Dichter nach Deutschland getragen. In Deutschland muss die Sage wenigstens seit dem... weiter lesen

Zweite Melodie zu "Es war einmal eine Jüdin (Schöne Jüdin)"

Zweite Melodie zu Es war einmal eine Jüdin (Schöne Jüdin)
Die zweite Melodie aus Schlesien

Vierte Melodie zu "Es war einmal eine Jüdin (Schöne Jüdin)"

Vierte Melodie zu Es war einmal eine Jüdin (Schöne Jüdin)
aus der Gegend von Frankfurt am Main, aus Württemberg - Bergstraße - und Baden

Anmerkungen zu "Es war einmal eine Jüdin (Schöne Jüdin)"

Weitere Fassungen des Liedes von der Jüdin, die einen christlichen Schreiber liebte, aus  Schlesien, Lothringen , vom Oberrhein, Württemberg, Frankfurt , von der Bergstraße und Baden. Das Lied erinnert im Text  stellenweise an die Ballade Es waren zwei Königskinder – die Melodien sind aber nicht verwandt.

Variationen in der Überlieferung:  1,1.:  Es war einmal eine Jüdin 1,3.:  die hatt eine einzge Tochter – 2,1.:  Ach Tochter Herzenstochter –  2,3.: Laß mich eine kleine Weile ein Stündlein zwei oder dreie auf der Straße spazieren gehn — 3.: Ach Tochter Herzenstochter das kann und muß (darf) nicht sein, was werden die Leute wohl denken, wenn so ein jüdisches Mädchen auf der Straße spazieren geht — 3,5.: Was soll uns das bedeuten? was werden sagen die Leute? laß dein Spazieren sein-  4,2.: Die Tochter nahm die Flucht —  ging ihren Gang – 4,3.: Sie sprang wohl in die Gasse — 4,5.: dem Schreiber in den Arm  (Schoß) — 5,3.:  Ach tu dich mein erbarmen , nimm mich in deine Arme , auf das mir besser wird — 5,4. : nur ruhen an deiner Seite —  6,3:  Was werden die Leute wohl denken,  wenn so ein jüdisches Mädchen in meinen Armen ruht —  6,4: Mariane ( Susanna)  sollst du heißen, eine Christin mußt du sein , mein Ehweib (mein eigen) sollst du (müßtest) sein — 7,5.:  wol in dem tiefsten Meer , wos Meer am tiefsten ist —  8. Die Tochter schwang den Mantel —  (umschwang sie ihren Mantel) und ging wohl hin und her : Gut Nacht Herzvater Herzmutter,  gut Nacht du stolzer Schreiber (Bruder) ich seh euch nimmermehr ( ihr seht mich nimmermehr )

"Es war einmal eine Jüdin (Schöne Jüdin)" in diesen Liederbüchern

abgedruckt  in Des Knaben Wunderhorn (1808) — Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen (1841, Melodie Nr.,3) —  Deutscher Liederhort (1856, Nr 22) —