Es ging ein Müller wohl über Feld
der hatt ein Beutel und hatt kein Geld
er wirds en wol bekommen
Und als er in den grün Wald kam
drei Mörder unter dem Weidenbaum stahn
die hatten drei große Messer
Der Eine zog sein Beutel raus
dreihundert Thaler zahlt er draus
Nimm hin für Weib und Kinder
Der Müller gedacht in seinem Sinn
es war zu wenig für Weib und Kind
ich kanns euch nicht drum lassen
Der Ander zog sein Beutel raus
sechshundert Thaler zahlt er draus
Nimm hin für Weib und Kinder
Der Müller gedacht in seinem Sinn
es war zu wenig für Weib und Kind
ich kanns euch nicht drum lassen
Der Dritte zog sein Beutel raus
neunhundert Thaler zahlt er draus
Nimm hin für Weib und Kinder
Der Müller gedacht in seinem Sinn
das war genug für Weib und Kind
ich kanns euch wohl drum lassen
Und als er wieder nach Hause kam
sein Weibchen hinter der Türe stand
für Weh konnt sie kaum reden
„Weib schick dich her und schick dich hin
du sollst mit mir in grün Wald gehn
zu deines Bruders Freunden“
Und als sie in den grün Wald kamn
drei Mörder unter dem Eichbaum standn
die hatten drei bloße Messer
Sie kriegten sie bei ihrem krausgelben Haar
sie schwungen sie hin sie schwungen sie her
Jung Weiblein du mußt sterben
Sie hatt einen Bruder war Jäger stolz
er jug das Wild wohl aus dem Holz
er hört seiner Schwester Stimme
Er kriegt sie bei ihrerschneeweißen Hand
er führt sie in ihr Vaterland
Darin sollst du mir bleiben
Und als drei Tag herummer warn
der Jäger den Müller zu Gaste ladt
zu Gast war der geladen
Willkommen willkommen lieb Schwägerlein
wo bleibt denn nun mein Schwesterlein
daß sie nicht mit ist kommen
Es ist ja heut der dritte Tag
daß man sie auf den Kirchhof
trug mit ihrem Kindlein kleine
Er hatt das Wort kaum ausgesagt
sein Weibchen ihm entgegen trat
mit ihrem Kindlein kleine
Du Müller du Mahler du Mörder du Dieb
du hast mir meine Schwester zu den Mördern geführt
gar bald sollst du mir sterben
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Diese Fassung von „Es ging ein Müller wohl über Feld“ in: „Musikalisches Kunstmagazin von Johann Friedrich Reichardt (Erster Band, Berlin 1782)
daher in: Die deutschen Volkslieder mit ihren Singweisen (1843) — Deutscher Liederhort (1856, Nr. 39 „Müllertücke“)