Die Brünnlein die da fließen

Die Brünnle

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Die Brünnlein die da fließen

Die Brünnlein die da fließen
die soll man trinken
und wer ein steten Buhlen hat
der soll ihm winken

Ja winken mit den Augen
und treten auf den Fuß
es ist ein harter Orden
der sein Buhln meiden muß

Text und Musik: Verfasser unbekannt.
Die Melodie,  (dorisch auf g , vor 1524) wurde bis 1590 zu diesem Lied gedruckt!
Der Originaltitel bei Kleber „Die Brünnle“ (daher auch Brünnlein ?)

in: Deutscher Liederhort (1856, Nr. 89a „Tritt zu“, ohne Melodie) und Deutscher Liederhort II (1894, Nr. 429a „Jungbrunnen“, mit Melodie)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1524 : Zeitraum:
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Parodien, Versionen und Variationen:

Zweite Melodie zu "Die Brünnlein die da fließen"

Zweite Melodie zu Die Brünnlein die da fließen
Die spätere Melodie zu "Die Brünnle" (um 1850)

Anmerkungen zu "Die Brünnlein die da fließen"

Das „Treten auf den Fuß“ war ein altdeutscher Rechtsbrauch (s. Grimm, Rechtsalterth. 142) und galt als Zeichen der Besitzergreifung und Unterwürfigkeit der Frau. Dieser symbolische Gebrauch wird schon im 13. Jahrhundert erwähnt bei einer Trauung im Helmbrecht von 1534: „Uf den fuoz er ir trat“. Der Herausgeber des Helmbrecht, Heinz, bemerkt dazu:

„Noch ists an der Grenze von Oberbaiern und Österreich eine allgemeine Unsitte: dass die am Altar stehenden Brautleute, so wie der Priester den ehelichen Bund eingesegnet, einander auf den Fuß oder Kleidungsstück treten. Sie verbinden damit die abergläubische Meinung, dass der zuerst getretene Teil zeitlebens unter dem Pantoffel stehen werde.“  In unserem Liede ist das Fußtreten nur ein Zeichen der Liebe. —

Wir geben die Melodie nach der ältesten Quelle: Leonhard Kleber‘ s Cod. Bl. 117 zwischen 1515 — 24 geschrieben. Der dreistimmige Tonsatz dort ist von P. H. (Paul Hofheimer). Vom Text dort bloß als Überschrift: „Die Brünnle.“ — Die Tonart ist dorisch, versetzt auf g. Der Anfang mit der Untersekunde ist eine bei alten Tonarten oft vorkommende Eigentümlichkeit, uns fremd: Wir, durch Leitton verwöhnt, setzen dafür gern die Unterquarte. Die Melodie genau so bei Ott, nur eine Quarte tiefer, dorisch auf d. (Abdruck v. Lilicncron, Leben S. 272, Tonsatz aber von Senfl). — (Böhme, 1895)

Was Uhland (Nr. 29) als Strophe 2 — 7 nach einem zerschnittenen Drucke unserem Liede angeschoben hat, gehört nicht dazu. — Die von Uhland gebrauchte Überschrift „Jungbrunnen„, erklärt sich nicht aus diesem, sondern aus einem anderen Liede „Von deinetwegen zc.“ Uhland 30, Strophe 2. —

Zu beachten ist in unserem Texte die Form der Nibelungenstrophe, die sonst im Volksgesange nur einmal, eben hier vorkommt. Das spricht für hohes Altertum unseres Liedes, das im 15. Jahrhundert längst bekannt war. Simrock, Lieder der Minnesinger 1877, S. 77 hat es unbedenklich unter alte Lieder von Ungenannten aufgenommen. — Noch heute hat das Brünnlein-Lied späte Nachkömmlinge.

Unsere Melodie gehörte auch zu dem Liede: Ich weiß mir ein kleins Waldvögelein (Uhland Nr. 29) und zur Parodie davon von 1505; Es flog ein kleins Waldvögelein (Uhland 337). Zu letzterem Texte in der Würzburger Bibliothek fand ich sie beigeschrieben.

Eine geistliche Umdichtung von Conz Löffel auf einem fliegenden Blatt um 1550 (bei Wk. III, 1292 „Das deutschen Kirchenlied“) beginnt:

Der Gnaden-Brunn tut fließen
Den soll man trinken!
O Sünder, du soll büßen
Dir tut Gott winken
Mit seinen gütigen Augen
Und richt dir deinen Fuß
Wohl durch das Wort des Glaubens
Christus allein dir helfen muß

Mit Melodie, etwas geändert, bei Praetorius, Mus S. 1609, VII, Nr. 74. Spätere geistliche Texte: Der Gnadenbronn tut flüßen, WK. III, 1294 ff.

"Die Brünnlein die da fließen" in diesen Liederbüchern

Text und Melodie bei J. Ott, 1534, Nr, 44 — Gassenhawerlin 1535, Nr. 8 — Peter Schöffer II. 1537, Nr. 13 —  „Trio Vocum Cantiones I“, Nürnberg (1541) Nr. 28  — Text auch aus einem handschriftlichen Notenbuch der Wiener Hofbibliothek bei Wackernagel, KL. 1841. Nr. 851 — Ebenso Ivo de Vento 1570, Nr. 16 — Fischart, Geschichtskl, I590, S. 173. — Überall nur diese eine Strophe. —