Ach Himmel es ist verspielt (Andreas Hofer)

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Ach Himmel, es ist verspielt
ich kann nicht mehr lange leben,
der Tod steht vor der Tür
will mir den Abschied geben,
meine Lebenszeit ist aus
ich muss aus diesem Haus

Mich General vom Sand
den führen sie jetzt gefangen,
mein´ bittern, blutgen Schweiß
den habens mir abgenommen
sie führn mich aus dem Land
mit größtem Spott und Schand

Hier liegt mein Sabl und Gwehr
und alle meine Kleider
ich bin kein Kriegsmann mehr
ach Himmel, ich bin ein Leider
ich bin verlassen ganz
vom römischen Kaiser Franz.

Die Hauptstadt von Tirol
die habn sie mir genommen,
es ist kein Mittel mehr
sie wiedrum zu bekommen,
es ist kein Mittel mehr,
wenns nit kummt von oben her

O trauervolle Zeit
was wird aus mir noch werden!
Der Befehl ist schon bereit
erschossen muss ich werden,
es ist schon lang bekannt
wohl in dem ganzen Land.

O große Himmelsfrau
du Königin Maria!
Auf dich ich jetzt vertrau
o Jungfrau Maria!
O liabe Frau, i bitt,
verlass den Sandwirt nit!

Text und Musik: Verfasser unbekannt – Volkslied aus Tirol auf den Tod des Andreas Hofer (1767-1810) von 1810 -vergleiche auch die Version in Verklingende Weisen I aus Lothringen (1926)
siehe dazu auch das bekanntere „Zu Mantua in Banden“

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1810 : Zeitraum:
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Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: „Zu Mantua in Banden“ ist das populärste Lied auf der Tiroler Freiheitshelden Andreas Hofer. In den Befreiungskriegen von 1809 führte er die Tiroler drei Mal siegreich zum Kampf gegen die Truppen Napoleons. Mit dem Aufstieg der Deutschnationalen in Tirol wurde er zu einer Figur des nationalen Widerstandes verklärt. Deshalb finden sich im Andreas-Hofer-Lied „Zu Mantua in Banden“  auch die Worte „ganz Deutschland lag in Schmach und Schmerz“, als der Tod Hofers besungen wird. Von den Nationalsozialisten wurde Andreas Hofer wiederum als Verteidiger des Deutschtums gegen Italien und Frankreich ins Spiel gebracht, Bozen... weiter lesen

Anmerkungen zu "Ach Himmel es ist verspielt (Andreas Hofer)"

Das Lied „Andreas Hofers Abschied vom Leben“ geht, wie Johannes Bolte in Zum deutschen Volkslied = Zs. des Vereins f. Volkskunde, 26. Jg., 1916, S. 178 ff.) nachgewiesen hat, ursprünglich auf ein Gedicht des Amsterdamer Liederbuches v. J. 1793 zurück, das in zwanzig Strophen ein Zwiegespräch zwischen dem Tode und einem Korporal enthält (A). Dieser war in Surinam oder niederländisch Guayana Musiker und Dirigent gewesen und als solcher in weiten Kreisen beliebt geworden. Das Produkt wurde bald ins Hochdeutsche übersetzt (B), wobei zwei Strophen ausgelassen wurden, und fand in Deutschland so großen Anklang, dass viele Bearbeitungen daraus entstanden. Eine solche ist das Lied auf den Tod des Feldmarschalls Fürsten Wrede am 12. Dez. 1838 (s. Ditfurth, Hist. Volkslieder 1756 — 71, Bd. 2, 63, Nr. 46).

Das Andreas-Hofer-Lied (4 Str.) geht bezüglich des Anfanges: „Ach Himmel, es ist verspielt, ich kann nicht mehr lang leben, der Tod steht vor der Tür, will mir den Abschied geben“ ursprünglich auf das niederländische Gedicht zurück. Denn dieses lautet anfangs: O hemel, ik bespeur (= verspür), dat ik niet mer kann leven. De dood staet vor myn door, wilt mijn dog pardon („Abschied“ im Andreas-Hofer-Lied) geven. Mijn levens loop is uit Ik bespeur“ ist in einer Gruppe von Fassungen (einer schlesischen, einer hessischen, einer böhmischen und im Hoferlied) durch „Es ist verspielt“ ersetzt.

Der Anfang der 2. Strophe des Hoferliedes: Hier liegt mein Mantel und Gwehr und alle meine Kleider, ich bin kein Kriegsmann mehr, ach Himmel, ich bin ein Leider) kommt zuerst in einer Berliner Fassung (Flugblatt von 1809) vor. Übrigens ist der Hinweis auf Säbel und Gwehr für ein Lied von Andreas Hofers Lebensabschied ganz unpassend, da man dem Gefangenen wohl jede Waffe genommen haben wird. Auch war Franz II. 1809 nicht mehr „römischer Kaiser“, wie es in dem Liede heißt.

(in: Anton v. Avanzin, Zu „Andreas Hofers Abschied vom Leben“, in: Der Schlern, Illustrierte Monatsschrift für Heimat– u. Volkskunde, 35. Jahrgang, 11. und 12. Heft, November/Dezember 1961, S. 366 – 367)